Eines muss man Tesla zugestehen: Kaum ein anderes Unternehmen hat ähnlich leidenschaftliche Fans wie der von Elon Musk geleitete Elektroautohersteller. Das ist an sich auch nichts Verwerfliches. Also zumindest wenn die Liebe zu einem Produkt nicht gar so bunte Blüten treibt, wie in einem aktuellen Fall.

Hat wer ein Kind übrig?

Ein Tesla-Fan aus San Francisco sucht auf Twitter nach Eltern, die ihr Kind für einen Test der sehr speziellen Art zur Verfügung stellen. Gilt es doch zu belegen, dass das aktuelle selbstfahrende System von Tesla – also die "Full Self Driving"-Beta – sehr wohl für Kinder bremst.

Ein Aufruf der anderen Art.

Auslöser für diese ungewöhnliche Idee ist ein Video, das in den vergangenen Tagen die Runde durch die Sozialen Medien machte. Darauf – angeblich – zu sehen ein Test unterschiedlicher selbstfahrender Systeme, die mit einem stehenden Dummy eines Kindes konfrontiert werden. Während die anderen Systeme allesamt korrekt bremsen, fährt der Tesla mit voller Wucht über die Puppe.

Beweisdrang

Der Betreiber des "Whole Mars Catalog" benannten Twitter-Kontos mit Fokus auf Elektromobilität – und immerhin mehr als 130.000 Followern – hält dieses Video aber für eine Fälschung. Insofern will er dies nun am echten Objekt ausprobieren. Sollte er Unrecht haben, würde er aber ohnehin im Auto sitzen zeitgerecht bremsen, versucht er etwaige Bedenken von Eltern auszuräumen.

Eine Idee, die natürlich nicht überall auf Begeisterung stößt. In einem offenen Brief wendet sich Verge-Autor Andrew J. Hawkins an den Twitter-User. Es sei offensichtlich, dass sein Gegenüber ein großer Fan von Tesla und Elon Musk und noch dazu davon überzeugt sei, dass die "Full Self Driving"-Software des Unternehmens komplett sicher sei. Aber für einen Twitter-Streit das Leben eines Kindes aufs Spiel zu setzen, gehe einfach zu weit.

Das Video, das die gesamte Debatte ausgelöst hat.

Gute Nachricht: NIemand wurde getötet

Das scheint beim Betreiber von "Whole Mars Catalog" aber auf taube Ohren gestoßen zu sein. Angeblich soll der betreffende Test bereits stattgefunden haben, ein Video soll folgen. Und natürlich soll das Tesla-System zuverlässig seine Arbeit verrichtet haben, es wurde niemand getötet.

Dass damit die Debatten über die Sicherheits des "selbstfahrenden" Systems von Tesla aufhören, darf allerdings bezweifelt werden. Immerhin zeigen selbst Videos von Tesla-Fans immer wieder Probleme bei der Erkennung von Kindern – oder anderen Szenarien im öffentlichen Verkehr.

Forderung nach Verbot

Das ist auch Tesla selbst bewusst, Insofern betont der Hersteller, dass die Fahrer immer in der Lage sein müssen, manuell einzugreifen. Das reicht Kritikern aber längst nicht mehr. So hatte der US-Konsumentenschützer Ralph Nader unlängst ein Verbot für den Tesla-Beta-Test im öffentlichen Verkehr gefordert. (red, 14.8.2022)