Diese Edellibelle ist frisch geschlüpft, das verraten ihre beiden glänzenden Flügelpaare. Es dürfte sich um ein Weibchen der Großen Königslibelle (Anax Imperator) handeln. Wie alle Großlibellen ruht sie in T-Stellung (Belichtungszeit 1/320 Sek., Blende f/7.1, Lichtempfindlichkeit ISO 1000, Brennweite 340 mm am APS-C-Sensor entspricht 510 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat).
Libellen sind die unangefochtenen Kunstflieger im Gartendschungel. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich einen schwebenden Stab, der sich blitzschnell in alle Richtungen bewegen kann, entdecke. Die Nachbarn haben einen naturbelassenen Schwimmteich, das mag dazu beitragen, dass wir oft Besuch von Libellen erhalten, denn die Insekten der Ordnung Odonata sind Geschöpfe aus dem Wasser. Und schon ab dem Larvenstadium sind sie Räuber.
Wiederholungsschleife
Libellen haben die Angewohnheit, immer wieder zu ihrem Ansitz zurückzukehren und dort zu verharren. Fotobegeisterte Menschen wie ich schätzen diese Wiederholungsschleife. Einmal entdeckt (und fotografiert), beginnt aber das Bestimmungsdilemma: Welche Art ist das? Libellen gibt es nicht nur in vielen Größen und Farben, sie verändern im Lauf ihres Imago-Lebens auch häufig ihre Erscheinung. Männchen und Weibchen der gleichen Art unterscheiden sich oft sehr stark voneinander. Aber wie sagte schon Albert Einstein? "Wissen heißt wissen, wo es geschrieben steht."
Hilfe bei der Bestimmung
Analog und immer noch sehr gut sind Bestimmungsbücher wie etwa Libellenführer aus dem Kosmos-Verlag oder aus dem Verlag Quelle & Meyer. Eine Bildersuche auf Google ist aufgrund der Vielzahl der (unnützen, sich wiederholenden) Ergebnisse nur bedingt zu empfehlen. Auf Wikipedia ist grundsätzlich Verlass, aber die freie Enzyklopädie ist für Vergleichszwecke wiederum nicht gerade überbebildert. Online habe ich sehr gute Erfahrungen mit dem schnörkellos gehaltenen Entomologie-Forum gemacht, wo auf Anfrage fachlich kompetente Hilfe bei der Bestimmung von Insekten geboten wird. Ich schätze auch sehr die Schwarmintelligenz hier im Forum, wo sich immer wieder wertvolle Hinweise und Beobachtungen finden.
Jede Menge interessante Fakten über Libellen gibt es außerdem auf libelleninfo.de, auf libellenwissen.de sowie auf den Seiten des Naturschutzbundes und des steirischen Vulkanlandes. Digital schießen auch immer mehr Bestimmungs-Apps aus dem Boden, die vielversprechend wirken. Hier fehlt mir aber die Erfahrung, auch deshalb, weil ich recht zurückhaltend mit App-Abos umgehe.
Augen und Flügel
Ganz grob lässt sich die heimische Welt der Libellen in Großlibellen (Anisoptera) und Kleinlibellen (Zygoptera) teilen. Großlibellen haben riesige Facettenaugen, die einander berühren, während die Augen der kleinen Libellen weit auseinander liegen. Außerdem gibt es deutliche Unterschiede bei der Flügelstellung in Ruhehaltung: Großlibellen spreizen ihre vier Flügel immer vom Köper ab, sie nehmen eine Art T-Haltung ein. Kleinlibellen hingegen falten ihre Flügel der Länge nach über oder neben dem Körper zusammen. (Michael Simoner, 17.8.2022)