Diese Edellibelle ist frisch geschlüpft, das verraten ihre beiden glänzenden Flügelpaare. Es dürfte sich um ein Weibchen der Großen Königslibelle (Anax Imperator) handeln. Wie alle Großlibellen ruht sie in T-Stellung (Belichtungszeit 1/320 Sek., Blende f/7.1, Lichtempfindlichkeit ISO 1000, Brennweite 340 mm am APS-C-Sensor entspricht 510 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat).

Foto: Michael Simoner

Libellen sind die unangefochtenen Kunstflieger im Gartendschungel. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich einen schwebenden Stab, der sich blitzschnell in alle Richtungen bewegen kann, entdecke. Die Nachbarn haben einen naturbelassenen Schwimmteich, das mag dazu beitragen, dass wir oft Besuch von Libellen erhalten, denn die Insekten der Ordnung Odonata sind Geschöpfe aus dem Wasser. Und schon ab dem Larvenstadium sind sie Räuber.

Wiederholungsschleife

Libellen haben die Angewohnheit, immer wieder zu ihrem Ansitz zurückzukehren und dort zu verharren. Fotobegeisterte Menschen wie ich schätzen diese Wiederholungsschleife. Einmal entdeckt (und fotografiert), beginnt aber das Bestimmungsdilemma: Welche Art ist das? Libellen gibt es nicht nur in vielen Größen und Farben, sie verändern im Lauf ihres Imago-Lebens auch häufig ihre Erscheinung. Männchen und Weibchen der gleichen Art unterscheiden sich oft sehr stark voneinander. Aber wie sagte schon Albert Einstein? "Wissen heißt wissen, wo es geschrieben steht."

Hilfe bei der Bestimmung

Analog und immer noch sehr gut sind Bestimmungsbücher wie etwa Libellenführer aus dem Kosmos-Verlag oder aus dem Verlag Quelle & Meyer. Eine Bildersuche auf Google ist aufgrund der Vielzahl der (unnützen, sich wiederholenden) Ergebnisse nur bedingt zu empfehlen. Auf Wikipedia ist grundsätzlich Verlass, aber die freie Enzyklopädie ist für Vergleichszwecke wiederum nicht gerade überbebildert. Online habe ich sehr gute Erfahrungen mit dem schnörkellos gehaltenen Entomologie-Forum gemacht, wo auf Anfrage fachlich kompetente Hilfe bei der Bestimmung von Insekten geboten wird. Ich schätze auch sehr die Schwarmintelligenz hier im Forum, wo sich immer wieder wertvolle Hinweise und Beobachtungen finden.

Jede Menge interessante Fakten über Libellen gibt es außerdem auf libelleninfo.de, auf libellenwissen.de sowie auf den Seiten des Naturschutzbundes und des steirischen Vulkanlandes. Digital schießen auch immer mehr Bestimmungs-Apps aus dem Boden, die vielversprechend wirken. Hier fehlt mir aber die Erfahrung, auch deshalb, weil ich recht zurückhaltend mit App-Abos umgehe.

Augen und Flügel

Ganz grob lässt sich die heimische Welt der Libellen in Großlibellen (Anisoptera) und Kleinlibellen (Zygoptera) teilen. Großlibellen haben riesige Facettenaugen, die einander berühren, während die Augen der kleinen Libellen weit auseinander liegen. Außerdem gibt es deutliche Unterschiede bei der Flügelstellung in Ruhehaltung: Großlibellen spreizen ihre vier Flügel immer vom Köper ab, sie nehmen eine Art T-Haltung ein. Kleinlibellen hingegen falten ihre Flügel der Länge nach über oder neben dem Körper zusammen. (Michael Simoner, 17.8.2022)

Ich glaube, ich habe eine neue Art entdeckt: Ich nenne sie Clark-Gable-Libelle. Die Aufnahme ist stark vergrößert, um das Schnurrbärtchen zu zeigen. Scherz beiseite: Das ist nochmal die Große Königslibelle (1/320 Sek., f/5.6, ISO 1000, 105 mm APS-C, Crop).
Foto: Michael Simoner
The lady in red unter den Libellen ist vermutlich ein Mann. Farbe und die hellen Thoraxstreifen sprechen dafür, dass das ein voll ausgefärbtes Männchen der Heidelibellen-Familie (Sympetrum) ist (1/1000 Sek., f/6.3, ISO 360, 600 mm APS-C).
Foto: Michael Simoner
Und hier das Weibchen einer Heidelibelle. Sie scheint uns direkt anzusehen, doch in Wahrheit handelt es sich um eine Pseudopupille. Facettenaugen mit bis zu 30.000 Einzelaugen haben keine Pupille. Der schwarze Punkt ist lediglich ein Lichtbrechungseffekt (1/250 Sek., f/13, ISO 400, 40 mm Makro am 1-Zoll-Sensor, entspricht 108 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat).
Foto: Michael Simoner
Plattbauch (Libellula depressa) heißt diese Art aus der Familie der Segellibellen. Nur junge Weibchen tragen dieses güldene Outfit. In unserem Garten war sie heuer eine Newcomerin (1/800 Sek., f/7.1, ISO 800, 200 mm APS-C).
Foto: Michael Simoner
Hier haben wir eine Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca). Sie heißt so, weil sie im Gegensatz zu anderen Libellenarten als Imago und nicht als Larve überwintert (1/500 Sek., f/5.6, ISO 1800, 105 mm Makro am Vollformat-Sensor).
Foto: Michael Simoner
Und hier die Seitenansicht der unscheinbaren Winterlibelle. Sie hält in Ruhestellung die angelegten Flügel meistens auf der sonnenabgewandten Körperseite. Das dürfte temperaturregulatorische Gründe haben (1/200 Sek., f/8, ISO 640, 105 mm Makro, Vollformat-Sensor).
Foto: Michael Simoner
Blau ist eine häufige Farbe bei Kleinlibellen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies hier eine Große Pechlibelle (Ischnura elegans) ist – benannt nach der pechschwarzen Oberseite des schmalen Hinterleibs. Libellenkundige nennen das achte, leuchtend blaue Hinterleibsegment "Schlusslicht" (1/160 Sek., f/3.5, ISO 100, 105 mm Makro, APS-C).
Foto: Michael Simoner
Eine Kleinlibelle auf einer noch halb geschlossenen Blüte. Die Facettenaugen sind seitlich angeordnet und klar voneinander getrennt (1/1000 Sek., f/5, ISO 180, 105 mm Makro, Vollformat, Crop).
Foto: Michael Simoner