Didi Kühbauer war mit der Leistung seiner LASK-Mannschaft wohl zufrieden.

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Als es überstanden war, saß der 51-jährige Didi Kühbauer am Sonntagabend, kurz nach 19 Uhr, in einem Container. Die Raiffeisen-Arena in Pasching ist architektonisch betrachtet kein Schmuckkästchen, für internationale Fußballspiele fehlt ihr die Bewilligung, aber egal. Im Februar 2023 bekommt der LASK ohnedies ein neues Stadion, und zwar in Linz auf der Gugl, dann passt es wieder inhaltlich. Schließlich heißt der Verein nicht LASK Pasching.

Das "Tamtam" hat Trainer Kühbauer jedenfalls unfallfrei überstanden, der 2:1-Sieg gegen seinen "Herzensklub Rapid" war höchst verdient und absolut ungefährdet. Das Gegentor wurde erst in der Nachspielzeit kassiert, dem Treffer folgte der Schlusspfiff. Die Tabellenführung nach vier Runden der Bundesliga ist freilich nur "eine Momentaufnahme, erst ein Anfang. Die Erwartungen werden steigen, die zehn Punkte nimmt uns keiner mehr weg."

Nachholbedarf

Draußen standen noch ein paar VIPs, also wichtige Fans, in der Gluthitze. Sie verarbeiteten den Erfolg erstens schwitzend und zweitens mit Bier in Plastikbechern. Sie kritisierten Kühbauer. Okay, sportlich sei alles in Ordnung, aber menschlich bestehe Nachholbedarf. "Warum geht er nicht zu Fans?", fragte sich die Runde, und ihre billige Antwort lautete: "Typisch arroganter Wiener halt." Der Hinweis, Kühbauer sei aber ein Burgenländer, wurde mit den Worten "Das ist eh dasselbe" abgetan.

"Tausend Rosen", rechtfertigte sich Kühbauer, der es strikt ablehnt, sinnlose Kompromisse einzugehen. Er war unmittelbar nach Abpfiff in sein Kammerl gerannt, während sich die LASK-Spieler artig vor der Tribüne feiern ließen, mit den Fans die Welle fabrizierten. Kühbauer: "Das habe ich noch nie gemacht, die Spieler haben gewonnen, große Arbeit geleistet, sie sollen sich feiern lassen. Es ist nicht entscheidend, ob ich da mithupfe. Ich sitze lieber in meinem Kammerl, da kann man sich gut freuen."

287 Tage nach der Entlassung hat er es also Rapid gezeigt. Wobei er betonte, überhaupt keine Genugtuung zu empfinden. "Die Vergangenheit kann man ja nicht ändern. Ich weine nicht zu Hause vor Genugtuung, ich habe auch geschlafen wir vor jedem Spiel." Okay, im Kammerl hat er dann ein Bier getrunken. "Das ist ganz selten bei mir, aber heute war es notwendig." Womit die Brisanz der Partie zumindest im Nachhinein gegeben war. Während des Spiels verhielt sich Kühbauer wie immer, selbstverständlich hat er mit den Schiedsrichtern gekeppelt, aber es war alles im Rahmen.

Nie enden

Jedenfalls hat der LASK eine grausliche Serie beendet, zuletzt gab es gegen Rapid sieben Niederlagen und zwei Unentschieden. Eine Mitverantwortung trug Kühbauer. "Es wird nie enden, dass ich Rapidler sein werde. Ich habe das jetzt schon 117.000-mal gesagt, dass ich für den Klub, für den ich arbeite, alles genauso investieren werde."

LASK-Tormann Alexander Schlager ist jedenfalls vom Trainer angetan. "Er verfolgt eine klare Linie, ist menschlich super, spricht nicht nur über Fußball mit uns, wir haben einen guten Draht. Und er hat einen Schmäh." Den Linzer VIPs ist dieser noch verborgen geblieben.

Kühbauers Wiedersehen mit Rapid war insofern speziell, als er die meisten Spieler gar nicht mehr kannte. In Hütteldorf hat ein Umbruch stattgefunden. Die Aufstellung des Gegners hat ihn etwas verblüfft ("sehr defensiv"), Kollege Ferdinand Feldhofer hatte acht Positionen rotiert, schließlich steigt am Donnerstag in Liechtenstein der Conference-League-Knüller gegen den FC Vaduz, den Zehnten der zweiten Schweizer Liga. Feldhofer ("Die Niederlage war verdient, wir haben die Basics vermissen lassen") hatte vor dem Match Kühbauer gegrüßt, danach war eine Gratulation angebracht. "Alles normal. Ich schätze seine Arbeit, er macht einen guten Job, auch bei Rapid hat es teilweise funktioniert."

Momentaufnahme

Ob Feldhofer und Rapid harmonieren, wird sich weisen, Ansätze sind vorhanden. Man wollte in Pasching zwar die Tabellenführung erobern, das Werk war zu bescheiden. Nun ist man Fünfter, auch das ist eine Momentaufnahme. Guido Burgstaller, der in der ersten Halbzeit geschont wurde, analysierte das 1:2 bündig: "Einfach schlecht. Wir können nicht lange darüber nachdenken, das ist das Gute."

Der LASK ist von einer Doppelbelastung befreit, die verheerende vergangene Saison (Meistergruppe verpasst) trägt sozusagen späte Früchte. Kühbauer muss nicht rotieren, er kann auf die Besten zurückgreifen, die Müdigkeit ist abgesagt.

Einer der VIPs, er hatte ein zu enges schwarz-weißes Leiberl an, das den Kampf gegen den Bierbauch vermutlich schon vor Jahren durch K. o. verloren hat, erzählte ein spektakuläres Schmankerl aus seinem Leben. Vor ein paar Tagen ist er beim Lidl einkaufen gewesen. Und wer stand in der Warteschlange an der Kassa hinter ihm? Richtig, Didi Kühbauer. "Er war sehr freundlich, hat sich nicht vorgedrängt. Menschlich einwandfrei." Alles wird gut. Kompromisslos gut. (Christian Hackl, 15.8.2022)