US-amerikanische Polizisten nahe dem Elternhaus des Attentäters.

Foto: Reuters / Eduardo Munoz

London / New York – Der wegen der Messerattacke auf Salman Rushdie festgenommene Angreifer hat sich nach Angaben seiner Mutter offenbar während eines Besuchs im Libanon radikalisiert. Durch seine Reise in ihr Geburtsland habe sich ihr Sohn "sehr verändert", wurde die in Fairview im US-Bundesstaat New Jersey lebende Frau am Montag auf der Website der britischen Zeitung "Daily Mail" zitiert.

"Ich hatte erwartet, dass er motiviert zurückkehrt, die Schule zu Ende zu machen, seinen Abschluss und einen Job zu bekommen", sagte die Mutter mit Blick auf die Libanon-Reise 2018. Stattdessen habe er "sich im Keller eingesperrt". Ihr Sohn habe sich isoliert und auch mit dem Rest der Familie monatelang kaum noch gesprochen. "Er schläft tagsüber und steht nachts auf und isst", beschrieb sie ihren heute 24-jährigen Sohn.

Anhörung wegen versuchten Mordes

Er hatte am Freitag bei einer Literaturveranstaltung im Bundesstaat New York mit einem Messer immer wieder auf Rushdie eingestochen. Der britisch-indische Schriftsteller wurde schwer verletzt und musste notoperiert werden, befindet sich mittlerweile aber auf dem Weg der Besserung. Der 24-Jährige ließ in einer ersten Gerichtsanhörung zum Vorwurf des versuchten Mordes erklären, er sei nicht schuldig. Zu seinen Motiven äußerte er sich nicht.

Seine Mutter, die als Hilfslehrerin und Übersetzerin arbeitet, sagte in dem Interview, sie sei von Geburt an Muslimin, aber weder religiös noch politisch. Von Rushdie und dessen von vielen Muslimen verdammtem Buch "Die Satanischen Verse" habe sie bis zu dem Anschlag noch nie gehört.

Der iranische Revolutionsführer Ruhollah Khomeini hatte 1989 eine Fatwa, ein islamisches Rechtsgutachten, erlassen, in der er zur Tötung Rushdies aufrief. Die Ermittler haben bisher keine sichere Verbindung dazu konstatiert, der Täter dürfte aber nach dem, was über ihn bekannt wurde, zumindest aus dem Dunstkreis der Erben Khomeinis stammen. (APA, red, 16.8.2022)