Kunst beim Rostfest.

Foto: Rostfest

Eisenerz – Die ehemalige steirische Bergbauregion ist nicht gerade der Nabel der Welt. Mit einem Bevölkerungsanteil von über 40 Prozent über 65-Jährigen ist sie die älteste Stadt Österreichs. Strukturprobleme, Bevölkerungsrückgang, zahlreiche leerstehende Wohnungen: das ganze Programm. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist sie Heimat eines der wohl spannendsten Sommerfestivals Österreichs. Die Rede ist nicht vom Enduro-Motorradrennen mit dem klingenden Namen Erzbergrodeo, sondern vom nicht ganz so wüsten, aber ebenso lebhaften Rostfest.

Das 2012 gegründete Kunst- und Kulturfestival ist schon lange kein Geheimtipp mehr: Auch dieses Jahr erwarten die 3609 Einwohnerinnen und Einwohner von Eisenerz wieder großen Besuch, die Quartiere in der Region sind voll. Klingt nach einer guten Idee, um die Abwanderung zu bremsen – doch das ist gar nicht das eigentliche Ziel. Vielmehr will das "Festival für regionale Impulse" die gegenwärtige Entwicklung akzeptieren und die lokal vorhandenen Ressourcen bestmöglich nutzen.

Soll heißen: Beim Rostfest wird sogar leerstehenden Gebäuden neue Relevanz zugesprochen. Sie stehen den Festivalbesuchern als Räume für Urban Camping zu Verfügung und sind Ausstellungsfläche für großflächige Projektionen und Kunstwerke. Dabei ist der Dialog von Besuchenden und Einwohnenden ausdrücklich erwünscht.

Harz und Attwenger

Angeregt werden soll dieser durch das Kulturprogramm – musikalisch wird mit Acts wie Harz, Lotte Ahoi, Wiener Planquadrat, Bipolar Feminin und Attwenger aufgespielt. Die weniger Tanzwütigen mag das große Kunstangebot vielleicht mehr locken. Dieses Jahr mit Werken wie dem Mural-Animations-Experiment der Street-Artists Gernot Passath und Flo Perl sowie Licht- und Soundinstallationen des Trios OchoReSotto wird nach dem Grundsatz demonstriert: Kunst ist nicht nur schön, sie kann auch etwas bewirken. (kiss, 16.8.2022)