Eine Visualisierung des zweitgereihten Projekts "Balkensturz" von Ramesch Daha und dem Architekturkollektiv AKT vor dem Landhaus in Innsbruck.

Foto: Ramesch Daha, AKT

Visualisierung des Siegerprojektes von Franz Wassermann mit der Aufschrift "Wir haften für unsere Geschichte" an der Fassade des Landhauses in Innsbruck.

Foto: Franz Wassermann

Künstlerinnen und Künstler sprechen von "politischem Kalkül" und sehen ihre Arbeit "diskreditiert", die zuständige VP-Landesrätin räumt ein "Versäumnis" in der Kommunikation ein: Das ist das vorläufige Ergebnis eines vom Land Tirol ausgelobten Wettbewerbs für ein Kunstprojekt am Landhaus in Innsbruck. Der heutige Sitz der Landesregierung wurde von den Nazis als "Gauhaus" errichtet.

Wie der STANDARD berichtete, steht der Umgang mit dem eigentlichen Wettbewerbsergebnis in der Kritik: Die Jury kürte die Fassaden-Installation "Wir haften für unsere Geschichte" von Franz Wassermann zum Siegerprojekt, umsetzen will das Land aber das zweitplatzierte Projekt "Balkensturz" von Ramesch Daha und AKT. Es bezieht sich auf die zum Teil mit NS-Symbolen versehenen Deckenbalken aus dem Amtszimmer des Gauleiters Franz Hofer.

"Dialogphase" gefordert

Dass das Jury-Votum vom Land zunächst mit keinem Wort erwähnt wurde, stieß nicht nur Wassermann sauer auf. Auch aus der Jury und von der Oppositionsbank kam Kritik am "intransparenten" Vergabeprozess.

Jetzt haben sich auch andere Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer hinter das Siegerprojekt gestellt und fordern die in der Auslobung deklarierte "Dialogphase" auch mit dem Erstgereihten ein. So steht es in einem offenen Brief, den unter anderem Sophie Lillie und Arye Wachsmuth, das Kollektiv Columbosnext und Eduard Freudmann unterzeichnet haben – allesamt geladene Teilnehmerinnen der ersten Wettbewerbsstufe.

Die für Kultur zuständige VP-Landesrätin Beate Palfrader hatte sich zuletzt in einem Schreiben an die Künstlerinnen und Künstler für die Nichtnennung des Jury-Votums entschuldigt. Es ist inzwischen auf der Landeshomepage nachzulesen. Palfrader verwies auch darauf, dass sich der Auslober die Letztentscheidung vorbehalte – eine Standardklausel bei öffentlichen Ausschreibungen.

Projekte "diskreditiert"

Die Unterzeichnerinnen des offenen Briefs sehen das "Prinzip einer Wettbewerbsjury" dennoch "ad absurdum geführt" und "die Arbeit aller Teilnehmer:innen und Projekte" durch das Vorgehen des Landes "diskreditiert".

Die Argumentation des Landes, wonach sich Wassermanns Entwurf nicht im vorgesehenen Planungsareal befunden hätte, hält man indes für vorgeschoben: Bei einem Lokalaugenschein im März sei die Fassade als Standort dezidiert nicht ausgeschlossen worden.

Kosten lässt sich das Land Tirol die künstlerische Intervention am Landhaus im Übrigen 100.000 Euro. (Ivona Jelcic, 16.8.2022)