Die Internationale Raumstation (ISS) ist tot – auch wenn die Sauerstoffgeneratoren noch ein paar Jahre weiterlaufen werden. Ende Juli verkündete Russland, 2024 aus dem internationalen Megaprojekt aussteigen zu wollen. Nun wurde in Moskau das Modell eines russischen Nachfolgeprojekts im All, genannt Ross, samt ambitionierten Zeitplänen präsentiert. Fachleute bezweifeln aber, dass dort so bald schon Kosmonautinnen und Kosmonauten ankommen werden. Der russische Raumfahrtsektor ist seit dem Überfall auf die Ukraine isoliert und kämpft mit großen Schwierigkeiten.

Die Raumstation ISS war ein Leuchtturmprojekt der internationalen Zusammenarbeit nach dem Kalten Krieg.
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Der groß inszenierte russische Ausstieg aus der prestigereichen Kooperation im All ist symbolisch stark, aber eigentlich zahnlos: Bis Ende des Jahrzehnts könnte die in die Jahre gekommene Station technisch gesehen wohl noch betrieben werden, aber das Ablaufdatum naht ohnehin rasant. Die ISS war ein Leuchtturmprojekt der internationalen Zusammenarbeit nach dem Kalten Krieg. Das Ende dieser Kooperation unterstreicht, dass sich die Zeiten auch im Weltall ändern.

Die Vorzeichen sind offenkundig: China, dessen Beteiligung an der ISS am Veto der USA scheiterte, baut an einer eigenen Station im Orbit, eine Crew befindet sich schon dort. Die Pläne der USA, eine Station in einer Mondumlaufbahn zu errichten, sind weit gediehen. Und Europa hat angesichts des Ukraine-Krieges alle Weltraumprojekte mit Russland gestoppt. Die Nasa füllt die Lücke. Die Zeitenwende im All ist angebrochen. (David Rennert, 16.8.2022)