Das Pilotprojekt zur Schaffung von Integrationsgruppen in privaten Kindergärten wird verlängert – genutzt wurde es nur spärlich.

Foto: www.corn.at Heribert CORN

Autismus: Als wären Eltern bei einer Diagnose wie dieser bei ihrem Kind nicht ohnehin gefordert, wird die Suche nach einer adäquaten Kindergartenbetreuung in Wien zum erneuten Kraftakt. Allein am Personalmangel liegt das aber nicht, wie das Beispiel einer Mutter vor Augen führt. Ihr dreijähriger Sohn bräuchte eine Fachassistenz. Doch gefördert wird diese nur in städtischen Einrichtungen – und nicht in Kindergärten von privaten Trägern. So einen besucht der Bub aber. Die Mutter wäre also gezwungen, ihn aus dem gewohnten Umfeld herauszunehmen – und ihren Job in weiterer Folge an den Nagel zu hängen.

Keine Garantien

In den städtischen Kindergärten stehen die Chancen schlecht, dass der Bub unterkommt. In Summe warten fast 1.000 Kinder mit Behinderungen aktuell auf die Aufnahme in spezielle Kindergartengruppen, die ihren Bedürfnissen gerecht werden können. Tausend Kinder, die derzeit auf der Strecke bleiben. Laut den Wiener Grünen seien Wartezeiten von bis zu drei Jahren keine Seltenheit. Als wäre das allein schon nicht unerträglich genug, ist mittlerweile selbst die Berufstätigkeit der Eltern oder Alleinerziehenden kein Garant mehr dafür, dass ihr Nachwuchs die Förderungen erhält, die er benötigt. Dieser sich zuspitzenden Situation war sich die Stadt Wien bewusst – weggeschaut hat sie dennoch.

Verbesserungen hätte ein Pilotprojekt 2020 für Integrationskindergartenplätze bei privaten Trägerorganisationen (dort werden derzeit nur 43 Kinder in integrativen Gruppen betreut) bringen können. Doch die Stadt beließ es dabei, die Laufzeit auf zwei Jahre zu begrenzen; erst im Juni wurde das Projekt verlängert. Planungssicherheit für die privaten Betreiber schaut anders aus. Auch die – für viele nicht erfüllbaren – baulichen Vorgaben, der eklatante Personalmangel und der Ansatz einiger, auf Einzelintegration zu setzen, führten dazu, dass lediglich 35 von 100 Plätzen geschaffen wurden. Hier muss die Stadt rasch flexiblere Lösungen anbieten, das Berufsbild und den Quereinstieg attraktivieren – und vor allem mit Blick auf den Fall der Mutter für ein Ende des absurden Förderwirrwarrs sorgen. (Elisa Tomaselli, 17.8.2022)