Feldkirch in Vorarlberg dimmt das Licht rund um die städtische Burg. Niederösterreich denkt über eine "Licht-Sperrstunde" auf Parkplätzen nach. Im Wiener Rathaus überlegt man, die Heizung auf 19 Grad herunterzudrehen und in Tirol wird über weniger Kunstschnee und weniger Gondeln nachgedacht (siehe Beispiele unten). In der schwersten Energiekrise seit Jahrzehnten samt historischen Preissprüngen bei Strom und Erdgas denken immer mehr Gemeinden und Bundesländer nach, wie sie Energie einsparen können.

Die Möglichkeiten sind begrenzt: Sie reichen nur so weit wie die Gemeinde- und Landeskompetenzen. Die beiden wichtigsten Bereiche, in denen Gemeinden und Länder Spielräume haben, sind die Beleuchtung und die Temperaturabsenkung in öffentlichen Gebäuden.

Weihnachtsbeleuchtung in Wien soll heuer erst später – nicht wie gewohnt Mitte November – angehen. Wann genau, steht allerdings noch nicht fest.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Mittelweg finden

In beiden Feldern gibt es einige Details zu beachten, erklärt Gregor Thenius, Experte von der Österreichischen Energieagentur (AEA) mit Schwerpunkt Energieeffizienz in Gemeinden. In Sachen Beleuchtung müssen die Verantwortlichen einen Mittelweg finden: Es darf an manchen Stellen ruhig etwas dunkler werden, gerade etwa bei der Beleuchtung von Sehenswürdigkeiten – zugleich jedoch sollen sich die Bürgerinnen und Bürger nicht unsicher fühlen oder gar wegen schlechter Sicht in Gefahr geraten.

Bei Temperaturabsenkungen wiederum geht es nicht unbedingt darum, stur überall die Temperatur zu reduzieren. "Man kann stattdessen überlegen, welche Räume inwieweit genutzt werden", sagt Thenius. "Wenn ein Raum kaum belegt ist, kann man die dort Arbeitenden vielleicht woandershin verlegen." Der betreffende Raum könne dann kalt bleiben – andere kann man im Gegenzug regulär beheizen.

Homeoffice und Temporeduktionen

Es gibt aber auch weniger naheliegende Möglichkeiten für Gemeinden und Länder, Energie zu sparen. Homeoffice für Gemeinde- und Landesbedienstete – vielleicht nur zeitweise – wäre etwa eine Maßnahme, die zu enormen Einsparungen führt. Eine weitere: Temporeduktionen. Auf Gemeindestraßen fallen sie nämlich in die Verantwortung der Gemeinden. Eine Herabsenkung von Tempo 50 auf 30 wurde etwa in vielen Straßen in Graz vorexerziert.

Die Preise für Strom und Gas sind enorm. Der Aufruf zum Energiesparen wird lauter. Warum und wie das auch dem Klima helfen kann.
DER STANDARD

Bleiben zuletzt noch ganz gewöhnliche Energiesparmaßnahmen, wie sie Privatpersonen setzen können, aber eben auch Gemeinden und Länder. Heizkörper entlüften, Thermostate installieren, Radiatoren nicht mit Möbel verstellen: "Man unterschätzt gemeinhin stark, welche Effizienzgewinne derartige Maßnahmen bringen", erklärt Thenius.

DER STANDARD hat sich ein paar Beispiele angesehen, welche Maßnahmen Gemeinden und Bundesländer bereits gesetzt haben, um Energie einzusparen.

Linz

Die Stadt Linz will der drohenden Energieknappheit entgegentreten, indem sie die Beleuchtung öffentlicher Gebäude reduziert. Bauwerke und Brücken werden abends nur mehr bis 23 Uhr und morgens überhaupt nicht mehr beleuchtet. Außerdem sollen weitere Einsparpotenziale gefunden und Krisenpläne erstellt werden, wie man Straßen- und Parkbeleuchtungen im Notfall regeln könnte. Auf der Linzer Energiesparliste stehen vorerst 31 Gebäude, darunter das Alte und das Neue Rathaus, die Donau- und die Nibelungenbrücke sowie die Pöstlingbergkirche. Das Ars Electronica Center und Lentos mit ihren LED-Fassaden sind allerdings nicht umfasst. Obwohl niemand durch eine völlig finstere Stadt spazieren wolle und die Beleuchtung auch touristische Relevanz habe, ist Vizebürgermeister Martin Hajart (ÖVP) überzeugt: "Die aktuelle Situation macht diesen Schritt notwendig."

Tirol

Die heimische Wintertourismusbranche macht sich Gedanken, wie man angesichts steigender Energiepreise in die kommende Saison starten wird. Möglich sei, dass man "bei der Beschneiung zehn Prozent der Piste einspart, nur einen Teil der Gondeln einhängt oder Nachtskiläufe einstellt", sagte Seilbahnsprecher Franz Hörl (ÖVP). Zudem werde es wohl zu höheren Ticketpreisen kommen. Details müsse man sich erst anschauen, betonte Hörl. In Tirol haben die Skigebiete mehr oder weniger garantierte Preise, nachdem die Verträge der Tiwag bis Dezember 2023 laufen würden. Aus Sicht der Unternehmen sei es dennoch wichtig, einige Optionen zu bedenken. Die großen Stromfresser seien Skigebiete laut Hörl aber nicht – Seilbahnen brauchen lediglich 1,3 Prozent des Stroms, der in Österreich verbraucht werde. Auch beim Gas benötige man "fast nix".

Wien

Die Stadt Wien ist beim Thema Energiesparen im öffentlichen Raum vor allem noch mit der Planung beschäftigt. Etwa den Stephansdom in der Nacht nicht mehr zu beleuchten steht im Raum. Lediglich eine Entscheidung ist bisher gefallen, die Weihnachtsbeleuchtung soll heuer erst später erstrahlen. Üblicherweise gehen die Lichter Mitte November an, einen Termin für einen späteren Start gibt es noch nicht. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) erwähnte die Möglichkeit, im Rathaus die Raumtemperatur zu senken, konkret äußerte er sich jedoch nicht. Die Wiener Grünen haben einen Stufenplan vorgestellt. Die erste Stufe skizziert Ideen, solange Energie aus erneuerbaren Quellen genutzt wird. Die zweite greift, sobald es Gas zur Stromproduktion braucht. Sparen will man beim Heizen in öffentlichen Gebäuden, Bädern und Schanigärten. Temporäre Gratis-Öffis sollen zudem entlasten.

Salzburg

In der Stadt Salzburg gehen seit Anfang August die Lichter bei Gebäuden wie Kirchen und Denkmälern früher aus. Insgesamt wird bei 32 Objekten – sie befinden sich zum Großteil in der Altstadt – die sogenannte Anstrahlzeit um eine Stunde reduziert, um ein Zeichen der Energieeinsparung zu setzen. Zudem hat die Stadt bereits 2013 begonnen, Leuchten und Masten auf LED-Lampen umzurüsten – bei mehr als 2.350 Lichtpunkten erfolgte bereits ein Austausch. Speziell bei kräftig beleuchteten Orten wie der Festung, dem Neutor samt Pferdeschwemme sowie der Kollegienkirche würde sich die Einsparung deutlich bemerkbar machen, hieß es. Konkret werden in der Festspielzeit im August die Lampen um 0 Uhr (statt um 1 Uhr) abgedreht. Von September bis Oktober endet die Bestrahlung um 23 (statt 0) Uhr, von November bis März um 22 Uhr (statt 23 Uhr).

Wiener Neustadt

Rund 200.000 Straßenlaternen wurden in Niederösterreich auf LED umgestellt, beinahe jede zweite Laterne leuchte somit energiesparend und ist damit auch dimmbar. In Wiener Neustadt haben die Stadt, die Militärakademie und die Pfarren die abendliche Beleuchtung von Sehenswürdigkeiten seit Mitte Juli ausgesetzt. Zudem hat der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz Pfarren aufgefordert, auf Außenbeleuchtung in den Nachtstunden zu verzichten. Die Landesregierung hat eine "Sperrstunde" bezüglich unnötigen Strom- und Lichtverbrauchs vorgeschlagen. Geprüft werden könne etwa, ob öffentliche Gebäude oder Parkplätze in den gesamten Nachtstunden beleuchtet werden müssen. Ab 17. August startet das Land überdies eine Informationskampagne. In zehn Gemeinden sollen Bürger mehr über Energiesparen, die erneuerbare Energie oder die E-Mobilität erfahren.

Feldkirch

In Feldkirch im Ländle werden seit Anfang August historische Gebäude bis auf weiteres nicht mehr beleuchtet. "Auch wir als Stadt wollen einen Beitrag zum Stromsparen leisten", sagt Bürgermeister Wolfgang Matt. Zudem solle die Aktion auch das Bewusstsein für das Energiesparen in der Bevölkerung weiter stärken. Im Detail bleiben das Landeskonservatorium, die vier Stadttürme und die beiden Stadttore sowie die Schattenburg in der Innenstadt dunkel. Dazu kommen weitere Gebäude außerhalb des Stadtzentrums. Angaben der Stadt zufolge spart Feldkirch 14.000 Kilowattstunden pro Jahr. Die Straßenbeleuchtung in der Innenstadt und auch in anderen Stadtteilen ist von dieser Maßnahme nicht betroffen. Sie wird weiterhin wie bisher eingeschaltet. Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, Vorschläge auf der Plattform Schau auf Feldkirch einzubringen.(Andreas Danzer, Joseph Gepp, 17.8.2022)