"Ganze Männer machen halbe-halbe", ein Slogan, der in Österreich in den 90er-Jahren die Runde machte und noch heute für die gerechte Aufteilung von Care-Arbeit steht. Die damalige Frauenministerin Helga Konrad (SPÖ) initiierte diese politische Kampagne, die schließlich auch Eingang in das Ehe- und Familienrecht gefunden hat. Aber wie steht es in der Realität um die faire Aufteilung zwischen bezahlter Erwerbsarbeit und unbezahlter Sorgearbeit?

Mehrfachbelastung durch bezahlte und unbezahlte Arbeit kennen viele Frauen. Kämpfen Sie um eine faire Verteilung in Ihrer Partnerschaft, oder haben Sie aufgegeben?
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Nach wie vor: ungleiche Verteilung

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass wir mehr als 20 Jahre nach Einführung des gesetzlichen Halbe-halbe-Prinzips nicht recht weit gekommen sind bei der fairen Verteilung. Nach wie vor arbeiten vor allem Frauen, nämlich knapp 50 Prozent, in Teilzeit und nur rund zwölf Prozent der Männer. Die unbezahlte Sorgearbeit hingegen wird zum überwiegenden Teil von Frauen übernommen. In der Zeitverwendungsstudie von 2008/09 der Statistik Austria (an einer aktuellen Studie wird derzeit gearbeitet, diese wird voraussichtlich 2023 veröffentlicht) wurden die Stunden von unbezahlter und bezahlter Arbeit von Männern und Frauen verglichen. Das Ergebnis: Zwei Drittel der unbezahlten Arbeit werden von Frauen geleistet, ein Drittel von Männern. Bei der bezahlten Arbeit kehrt sich dieses Verhältnis um. 39 Prozent der erbrachten bezahlten Arbeit werden von Frauen, 61 Prozent von Männern geleistet.

Gleichzeitig wird auf Frauen in Teilzeit gesellschaftlich, politisch und vor allem wirtschaftlich viel Druck ausgeübt, doch endlich Vollzeit zu arbeiten, da die Aussichten für ihre finanzielle Freiheit und Zukunft sonst ganz mau seien. Wie sie aber Haushalt, Kinder, Pflege, Mental Load und einen Vollzeitjob unter einen Hut bringen sollen, das bleibt vielfach ihnen selbst überlassen. Vom einstigen feministischen Ansatz "Das Private ist politisch" ist dann oft kaum mehr etwas wahrnehmbar, zu kräfteraubend ist häufig der private Kampf um die gerechte Aufteilung der Familienarbeit.

Es tut sich was

Derzeit ist am Arbeitsmarkt eine Veränderung zu beobachten. Teilzeit bekommt plötzlich einen ganz anderen Beigeschmack. Auch wenn die Debatte manchen oft hedonistisch anmutet, so kann der vermehrte Wunsch nach Teilzeit – auch bei Männern – gesellschaftlich etwas bewirken. Junge Männer wollen vielleicht auch nicht mehr in den klassischen Rollenbildern verharren und ihren Beitrag zur Sorgearbeit leisten. Dafür braucht es eine bessere Vereinbarkeit, denn eines ist klar: Vollzeitjob und Familienarbeit belasten enorm. Viele Frauen können ein Lied davon singen.

Funktioniert in Ihrer Partnerschaft Halbe-halbe?

Wie haben Sie die Erwerbs- und Care-Arbeit in Ihrer Partnerschaft aufgeteilt? Müssen Sie die gerechte Aufteilung der Sorgearbeit einfordern, oder ist das gar kein Thema? Sind Sie es leid, für Halbe-halbe zu kämpfen? Braucht es gesetzliche Verankerungen, damit sich gesellschaftlich etwas ändert? Und wie politisch ist das Private tatsächlich? (wohl, 18.8.2022)