FPÖ-Präsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz bei einer Bikerausfahrt für den guten Zweck.

Sandra Schieder

Während Bundespräsident Alexander Van der Bellen damit offiziell erst im September starten will, befindet sich FPÖ-Präsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz seit exakt zwei Wochen mittendrin: auf Wahlkampftour im Rittern um die Hofburg. Und das heißt in der blauen Welt, von einem Event zum nächsten Tingeln – von Benefizveranstaltung über Kirtag bis hin zu Volks-, Ritter- und Zwiebelfest ist hier alles dabei.

An diesem Sonntag führt die Wahlkampfmission des Volksanwalts Rosenkranz nach Niederösterreich. Es ist ein Heimspiel für den gebürtigen Kremser. Erste Station: Bikertreffen der MC Death Bulls in Herzogenburg, unweit der Landeshauptstadt St. Pölten. Für einen guten Zweck werden die Biker später nach Böheimkirchen, Altlengbach, Atzenbrugg und wieder retour kurven. Rosenkranz sucht im Gastgarten des Pub 42 das Gespräch, vor der Ausfahrt bandelt er mit einem der vielen Fahrer in schwarzer Lederjacke an. "Wird nicht gerade billig sein so a Trumm", sagt er und wünscht: "Guade Foahrt." Ob er sich denn mit Motorrädern auskennt? Rosenkranz schüttelt energisch den Kopf und erklärt: "Da hilft nicht einmal politisches Halbwissen."

Brathendl und Bier

Nächste Station an diesem Sonntag ist ein Feuerwehrfest in St. Pölten, wo die freiwillige Feuerwehr in Wagram bereits den dritten Tag ihr 120. Jubiläum feiert. Rosenkranz, selbst als Feuerwehrjurist Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Krems, speist dort ein Brathendl mit Semmel und trinkt dazu ein Krügel Bier. Die Besucher im gut gefüllten Festzelt nehmen kaum Notiz von ihm, er selbst tauscht sich dort hauptsächlich mit Parteifreunden am Tisch aus. Eine Frau fängt ihn nach dem Essen ab und will wissen, wann er denn seine Ansprache hält. "Ich halte hier keine Ansprache, es stehen persönliche Gespräche im Mittelpunkt", erklärt er. "Aber wir sind doch extra deswegen aus dem Wienerwald hierhergekommen", zeigt sich die Frau enttäuscht. Nach einem gemeinsamen Foto scheint sie besänftigt und sagt: "Ich hoffe, Sie werden unser Präsident."

Schützenhilfe auf dem Feuerwehrfest bekommt Rosenkranz später auch von seiner Frau Susanne und dem elfjährigen Sohn Rupert. Wie sie ihre Rolle als First Lady anlegen würde? "Ich bin sehr selbstständig und werde nicht in der Hofburg im Vorzimmer sitzen und auf Besuch warten", sagt sie. Stehen offizielle Termine an, werde sie ihn aber "selbstverständlich begleiten und das auch sehr gerne tun". Welche ehemalige First Lady ihr ein Vorbild ist? "Die erste Frau von Thomas Klestil (Edith Klestil, Anm.) habe ich immer bewundert", erzählt Frau Rosenkranz. Diese sei "sehr stark hinter ihrem Mann gestanden und hat ihn, glaube ich, gut unterstützt".

Walter Rosenkranz mit seiner Gattin Susanne, die sich ebenfalls gerade im Wahlkampf befindet.
Sandra Schieder

Gattin auch im Wahlkampf

Susanne Rosenkranz ist ebenfalls FPÖ-Politikerin, ihre Wirkstätte ist der Gemeinderat in Krems, wo sie Stadträtin ist. Wie ihr Gatte befindet sie sich derzeit im Wahlkampf – sie ist Spitzenkandidatin für die Gemeinderatswahl am 4. September. Bis dahin wird sie ihren Mann nur punktuell begleiten und unterstützen können, danach "stehe ich dann doch meinem Mann zur Verfügung", sagt sie. Ihre Arbeit im Gemeinderat möchte sie auch als First Lady "auf keinen Fall aufgeben". Sie ist außerdem Mutter von drei Kindern – neben dem gemeinsamen 11-jährigen Sohn, hat sie noch zwei Töchter, sie sind 15 und 18 Jahre.

Sie und ihr Sohn entschließen sich kurzerhand, Rosenkranz auch auf seine letzte Station zu begleiten. Es geht in den Tierpark Weißer Zoo nach Kernhof bei St. Aegyd am Neuwalde. Besuchermagnet in der abgelegenen Ortschaft im hinteren Traisental ist das vor wenigen Monaten geborene weiße Tigerbaby Mikita. Bei prächtigem Ausflugswetter zu sehen gab es für Rosenkranz samt Entourage auch Ameisenbären, Schneeleoparden und Steinböcke. Besonders angetan hat es ihm der Luchs, "ein super Tier".

Der blaue Präsidentschaftskandidat blickt auf das weiße Tigerbaby Mikita und dessen Mutter.
Sandra Schieder

Kamel rotzt weiße Spucke

Eine kurzzeitig unangenehme Begegnung hatte Rosenkranz hingegen mit einem Kamel. Während der blaue Präsidentschaftskandidat und andere Besucher die bis zu 1000 Kilogramm schweren Vierbeiner streichelten, hatte eines eine heftige Speichelattacke und rotzte eine große Menge an weißer Spucke über gleich mehrere Besucher. Rosenkranz konnte sich in letzter Sekunde wegducken. Ein Besucher ließ sich daraufhin zu einem politischen Statement hinreißen und rief in die Menge: "Ein politisch gebildetes Kamel, das weißt, was es zu tun hat." Tierschutz sei jedenfalls auch ein wichtiges Thema in seinem Wahlkampf, betont Rosenkranz. In diesem wolle er auch vermitteln, "dass er nicht nur Respekt vor allen Menschen" habe, "sondern auch vor Lebewesen generell".

Rosenkranz konnte sich in letzter Sekunde wegducken, als ein Kamel eine Spuckattacke hatte.
Sandra Schieder

Rosenkranz erinnert in Sachen Auftreten, Rhetorik und im Umgang mit Menschen an Norbert Hofer und dessen Präsidentschaftswahlkampf 2016. Schillernder Kandidat ist er keiner, in Sachen Bekanntheitswerte gibt es deutlich Luft nach oben. Dafür ist er aufmerksam, freundlich und leutselig. Freunde wie Kritiker bezeichnen ihn als charmant, eloquent und verbindend.

Was ihn von Hofer unterscheidet? "Ich würde nicht wirklich einen großten Unterschied bei mir sehen", räumt er ein. Einzig in Sachen "Selbstdisziplin bin ich vielleicht um ein Eizerl gemütlicher", sagt Rosenkranz, der "große Hochachtung" davor habe, "mit wie viel Selbstdisziplin sich Norbert Hofer nach seinem persönlichen Schicksalsschlag (Hofer erlitt bei einem Paragleiterunfall im Jahr 2003 eine schwere Wirbelverletzung) zurückgekämpft hat".

Verwerfungen kein Thema

Es ist eine heile blaue Welt, in der sich Rosenkranz an diesem Sonntag bewegt – nach der Horrorwoche, die die FPÖ davor durchmachte. Die internen Verwerfungen in der FPÖ, verursacht durch den Fall Jenewein, haben hier allerdings keinen Platz. Ob er in Gesprächen darauf angesprochen wird? "Überhaupt nicht. Viel eher werde ich gefragt, wie mein Weg zur Präsidentschaft aussieht." Die Aufklärung müsse intern passieren, er selbst sehe sich für derlei "operative Dinge" nicht zuständig.

Jenewein kenne er gut. Die beiden waren einst Kollegen im Nationalrat, auch in U-Ausschüssen sei man sich begegnet und habe sich ausgetauscht. Auch über Privates wurde gesprochen. "Seine Frau hat eine Christbaumvermarktung in der Wachau, Hans-Jörg Jenewein hat mir angeboten, vorbeizukommen, wenn wir einen Christbaum brauchen." Seit er 2019 vom Nationalrat in die Volksanwaltschaft gewechselt ist, "hatte ich wenig mit ihm zu tun", sagt Rosenkranz. Zur Einkehr geht es schließlich in ein Wirtshaus im niederösterreichisch-steirischen Grenzgebiet. (Sandra Schieder, 17.8.2022)