Die konservative Abgeordnete Liz Cheney ist eine scharfe Kritikerin von Ex-Präsident Trump.

Foto: APA/AFP/PATRICK T. FALLON

Washington / Jackson Hole (Wyoming) – Die als scharfe Kritikerin von Ex-US-Präsident Donald Trump bekannte konservative Abgeordnete Liz Cheney ist bei Vorwahlen ihrer Partei im US-Bundesstaat Wyoming ihrer Herausforderin unterlegen. Die Tochter des früheren Vizepräsidenten Dick Cheney verlor bei der Wahl am Dienstag gegen die von Trump unterstützte Harriet Hageman, wie US-Medien übereinstimmend berichteten. Cheney wird dem Repräsentantenhaus nach Berechnungen der US-Nachrichtenagentur AP von Jänner an nicht mehr angehören.

Nach Auszählung von 18 Prozent der Stimmen liegt Hageman laut Datenanbieter Edison Research mit 65,1 Prozent der Stimmen vor Cheney mit 30,3 Prozent. In der Nacht auf Mittwoch räumte Cheney ihre Niederlage ein. Sie machte aber deutlich, dass sie weiter gegen Trump kämpfen werde. Cheneys Niederlage war erwartet worden.

Nach ihrer Niederlage bei den Vorwahlen in Wyoming bekräftigte Liz Cheney die Kritik an Donald Trump. Sie wolle tun, "was immer es braucht", um seine Wiederwahl zu verhindern, so Cheney. Hier sehen Sie die wichtigsten O-Töne ihrer Rede.
DER STANDARD

Trump bezeichnete Cheney als Närrin

Die 56-jährige Vertreterin des traditionell-konservativen Republikaner-Flügels versprach noch am Wahlabend, sie werde alles unternehmen, um eine Rückkehr Trumps ins Weiße Haus zu verhindern. Sie habe seit der Kapitol-Erstürmung vom 6. Jänner 2021 gesagt, dass Trump nie wieder "in die Nähe des Oval Office" gelangen dürfe. Der 2020 abgewählte Rechtspopulist hat wiederholt eine mögliche erneute Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2024 ins Spiel gebracht.

Nach der Stimmabgabe hatte Cheney gesagt, die USA seien an einem Punkt angelangt, "an dem unsere Demokratie wirklich angegriffen und bedroht ist. Und diejenigen von uns, Republikaner, Demokraten und Unabhängige, die zutiefst an die Freiheit glauben und denen die Verfassung und die Zukunft des Landes am Herzen liegen, haben meines Erachtens die Pflicht, dies über die Partei zu stellen."

Trump schrieb in dem von ihm mitbegründeten sozialen Netzwerk Truth Social: "Liz Cheney ist eine Närrin, die denjenigen, die unser Land zerstören wollen, direkt in die Hände spielt!"

Im Ausschuss zu Sturm auf das Kapitol

Cheney ist die stellvertretende Vorsitzende des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Aufklärung des Sturms auf das Kapitol am 6. Jänner 2021. Neben ihr sitzt nur ein weiterer Abgeordneter der Republikanischen Partei in dem Gremium. Cheney, die wohl schärfste parteiinterne Kritikerin des früheren Präsidenten, hatte bereits nach der Kapitol-Erstürmung als eine von nur zehn Abgeordneten der Republikaner für eine Amtsenthebung Trumps gestimmt.

Der Ex-Präsident hat Cheney deswegen immer wieder scharf attackiert. In weiten Teilen der Republikanischen Partei, in der Trump nach wie vor der starke Mann ist, ist die Abgeordnete nahezu geächtet.

Auch Wahlen in Alaska

In den USA werden seit Monaten Vorwahlen für die Kongresszwischenwahlen im November abgehalten. Bei den Republikanern gelten die Vorwahlen auch als Gradmesser dafür, wie groß Trumps Einfluss auf die Konservativen noch ist.

Auch in Alaska kam es zu Abstimmungen, die landesweit mit Spannung verfolgt wurden. Wegen des komplizierten neuen Wahlsystems in dem Bundesstaat war zunächst nicht klar, wann mit eindeutigen Ergebnissen zu rechnen ist. Dort bewarb sich für die Republikaner die frühere Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin um einen Sitz im Repräsentantenhaus, der durch den Tod des langjährigen Abgeordneten Don Young freigeworden ist. Palin trat gegen zwei Mitbewerber an. Trump hat Palin seine Unterstützung zugesagt. (APA, 17.8.2022)