Südkoreas Präsident (im Bild) versprach, Nordkorea finanziell zu helfen, wenn das Land die Entwicklung von Atomwaffen beende.

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Seoul – Einen Tag nach dem Beginn gemeinsamer Militärübungen von Südkorea und den USA hat Nordkorea zwei Marschflugkörper abgefeuert. Sie seien am frühen Mittwoch in der im Westen gelegenen Stadt Onchon gestartet worden, hieß es aus südkoreanischen Militärkreisen. Angaben zur Reichweite oder Flughöhe der Geschoße gab es nicht. Nordkorea hat in jüngster Vergangenheit seine Raketentests forciert und verstößt damit gegen UN-Resolutionen.

Zur Vorbereitung eines größeren Manövers vom 22. August bis 1. September hatten Südkorea und sein Verbündeter USA am Dienstag Übungen gestartet. Unter dem Namen "Ulchi Freedom Shield" sollen ein Training mit Computersimulationen, Feldübungen sowie eine große Zivilverteidigungsübung kombiniert werden. Es würden die größten Übungen seit 2017, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.

Reaktion Nordkoreas erwartet

In Seoul wurde eine scharfe Reaktion Nordkoreas auf das bevorstehende Manöver erwartet. Die Führung des weithin abgeschotteten, seit Jahrzehnten autokratisch-stalinistisch geführten Landes wirft den USA regelmäßig vor, deren Manöver mit Südkorea dienten der Vorbereitung eines Angriffs. Washington und Seoul bestreiten das und betonen, die Übungen sollen die Verteidigungsfähigkeiten verbessern.

Die Spannungen in der Region hatten sich in diesem Jahr nach einer Reihe von Tests mit atomwaffenfähigen Raketen durch Nordkorea wieder verschärft. Im Mai vereinbarten der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol und sein amerikanischer Amtskollege Joe Biden, die gemeinsamen Manöver auszubauen. Ein weiterer Atomtest Nordkoreas wird befürchtet.

Südkorea bereit zu finanzieller Hilfe

Südkoreas Präsident erklärte am Mittwoch, er sei bereit, dem Nachbarland finanziell unter die Arme zu greifen, wenn Nordkorea die Entwicklung von Atomwaffen beende und mit der Denuklearisierung beginne. Gespräche zwischen Nord- und Südkorea sollten mehr als nur politische Show sein und dauerhaften Frieden auf der Koreanischen Halbinsel und in Nordostasien zum Ziel haben, sagte Yoon bei einer Pressekonferenz anlässlich seiner ersten 100 Tage im Amt.

Südkorea strebe keinen gewaltsamen Regierungswechsel im stalinistisch regierten Nordkorea an. Seine Regierung könne für das abgeschottete Nachbarland aber auch keine Sicherheitsgarantien abgeben, machte Yoon am Mittwoch zugleich deutlich. "Die Regimesicherheit zu garantieren, ist etwas, was Südkorea nicht tun kann." Doch seine Regierung wolle eine Änderung des Status quo in Nordkorea nicht durch Gewalt erzwingen. Nordkorea wird seit 2011 in dritter Generation von Diktator Kim Jong-un geführt.

Yoon hat eine härtere Gangart gegenüber der kommunistischen Führung in Pjöngjang angekündigt. Mit seinen Äußerungen spielte er offenbar auf Gespräche zwischen seinem Vorgänger Moon Jae-in, dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un und dem früheren US-Präsidenten Donald Trump an. Trotz diverser Treffen kamen die Gespräche zur Denuklearisierung Nordkoreas 2019 zum Erliegen. (APA, Reuters, red, 17.8.2022)