"Lesen ist Kino im Kopf" – das wusste schon der deutsche Schriftsteller Michael Ende. Wer sich in ein gutes Buch vertieft, darin vollkommen versinkt und die Charaktere und Schauplätze so klar vor dem inneren Auge sieht, dass er sich selbst mittendrin in der geschilderten Szenerie wähnt, wird dem beipflichten. Bücher, die unseren Geschmack treffen, können einen derart in ihren Bann ziehen, dass sie Leserin und Leser aus dem Alltag holen und in ihre Welt entführen, wobei die eigene Fantasie das Steuer übernimmt.

Große Erwartungen – drohende Enttäuschungen

Was durch Bücher gelingt, das schaffen Filme mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln natürlich mit Leichtigkeit und wesentlich müheloser. Spektakuläre Kulissen, einprägsame Gesichter, aufwendige Spezialeffekte und Co machen es dem Publikum schwer, ihrem Zauber nicht zu erliegen. Doch nicht jeder Film ist bekanntlich ein Meisterwerk – und war man von der literarischen Vorlage sehr begeistert, kann diese vorherige Prägung den Filmgenuss empfindlich trüben. Denn die Erwartungshaltung zur filmischen Umsetzung einer geliebten Geschichte ist oftmals entsprechend groß, die Toleranz bei Abweichungen dagegen eher überschaubar.

"Das war aber im Buch ganz anders – und viel besser!"
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"Ausgerechnet dieser Schauspieler verkörpert meine Lieblingsfigur, die ich mir beim Lesen ganz anders vorgestellt habe? Der passt doch überhaupt nicht dazu! Und diese tolle Szene an diesem komischen Schauplatz mit diesem verstümmelten Dialog? Unfassbar, DAS wichtige Detail haben sie herausgekürzt!" Derlei Gedanken schwirren einem durch den Kopf, während man mit wachsender Unzufriedenheit die Verfilmung eines Lieblingsbuches verfolgt, die einen so gar nicht zu überzeugen vermag.

Aber was an solchen als misslungen erlebten filmischen Umsetzungen vielleicht am schlimmsten ist: Es kann passieren, dass sich die negativen Eindrücke des Films so stark einprägen, dass die beim Lesen entstandenen Bilder im Kopf davon praktisch "überschrieben" werden. Ein irreparabler Schaden, mit dem Bibliophile noch lange hadern können und den zuweilen selbst die wiederholte Lektüre des Buches nicht mehr zu beheben vermag.

Wie ist das bei Ihnen?

Welche Literaturverfilmung fanden Sie so richtig danebengegangen – und woran lag das? Gibt es Bücher, deren Verfilmung Sie sich bewusst aus Angst vor "Verhunzung" nicht ansehen würden? Und haben Sie die Erfahrung gemacht, dass das, was Sie am Buch begeisterte, ein Film einfach nicht rüberbringen konnte? Berichten Sie im Forum! (dahe, 17.8.2022)