Der Keplerplatz in Wien-Favoriten befindet sich zwischen Reumannplatz und Hauptbahnhof.

Foto: Christian Fischer

Die Wiener Polizei hat seit Juli insgesamt 16 Personen festgenommen, die dem neuen Wiener Drogenhotspot am Keplerplatz zugerechnet wurden. Zunächst wurden im Juli sieben Straßenverkäufer "aus dem Verkehr gezogen", wie Gerhard Winkler, Leiter des Landeskriminalamts Wien (Außenstelle Süd), am Mittwoch im Zuge einer Pressekonferenz berichtete. In einem weiteren Schlag gegen den Drogenring in der Nacht von 3. auf 4. August konnten neun weitere Personen festgenommen werden, "die in der höheren Hierarchie der Organisation tätig waren". Die mutmaßlichen Täter stammen aus Nordafrika, vorwiegend aus Algerien, Marokko und Syrien. Drei Kilogramm Cannabisharz, eine geringe Menge an Kokain sowie 3.000 Euro Bargeld wurden sichergestellt.

Fünf Festnahmen bereits im Februar

Die Drogenkriminalität am Keplerplatz in Wien-Favoriten beschäftigt die Polizei seit längerem intensiv. Dort hatte sich laut Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl seit Anfang des Jahres eine Obdachlosen- und Suchtmittelszene etabliert und die Wiener Polizei vor große Probleme gestellt. Bereits Anfang Februar gelang es, durch Scheinkäufe von Beamten in einer ersten Tranche fünf Tatverdächtige auszuforschen, die vor allem im Bereich des Keplerplatzes gedealt hatten. Insgesamt wurden hier 15,5 Kilogramm Cannabisharz im Wert von rund 75.000 Euro sichergestellt und die Täter verhaftet. Winkler berichtete, dass diese mittlerweile teils bereits "beträchtliche Freiheitsstrafen" bis zu vier Jahren Haft ausgefasst hätten.

Die Szene ließ sich durch diese Polizei-Aktionen zunächst aber nicht zerschlagen. Es sei relativ rasch ein Nachschub an kriminellen Kräften gekommen, sagte Winkler. Daraufhin wurde eine Sonderermittlungsgruppe eingerichtet, insgesamt kam es rund um den Keplerplatz seit Jahresbeginn zu 41 Schwerpunktkontrollen. Um das Ausmaß der Kriminalität rund um den Keplerplatz zu verdeutlichen: Allein im ersten Halbjahr 2022 seien insgesamt 279 gerichtlich strafbare Handlungen bekannt geworden, sagte Erich Zwettler, der Stadthauptmann von Favoriten. Davon waren 164 Verstöße gegen das Suchtmittelgesetz.

Insgesamt 21 Verhaftungen seit Februar

Mit den insgesamt 16 weiteren Verhaftungen seit Juli ist es dann laut Polizei gelungen, in die höhere Hierarchie-Ebene der kriminellen Organisation einzudringen. Das habe laut Zwettler zu einer "deutlichen Verbesserung der Lage" geführt. Mit heutigem Stand sehe man weder Drogenhändler noch Konsumenten in diesem Ausmaß vor Ort. Der Kontrolldruck werde aber aufrechterhalten – unter anderem mit einem verstärkten Streifendienst.

Landespolizeipräsident Pürstl verwies zudem darauf, dass Favoriten der einzige Bezirk Wiens sei, in dem es einen Gleichstand zwischen Polizeiplanstellen und Besetzung gebe. Außerdem werde aktuell eine "zusätzliche Systemisierung von Polizeiplanstellen in ganz Österreich" erarbeitet. "Da wird Wien einen erklecklichen Teil bekommen."

Die Lage am Reumannplatz, ebenfalls in Favoriten, habe sich laut Pürstl beruhigt, da gebe es ein "verträgliches Straßenbild". Er verwies aber auch darauf, dass es am Reumannplatz eine Videoüberwachung gebe. Keine polizeiliche Herausforderung sei laut Zwettler aktuell das Ernst-Kirchweger-Haus.

Bezirksvorsteher Franz verlangt mehr Polizeibeamte in Favoriten

Favoritens Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) bezeichnete den "punktuellen Fahndungserfolg" rund um die Szene am Keplerplatz "als ersten Schritt begrüßenswert". Glechzeitig verlangte Franz eine Aufstockung im Bezirk um weitere rund 180 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, "die in Favoriten ja bekanntlich fehlen und die ich seit Jahren einfordere". Laut Franz würden in Österreich auf 100.000 Einwohner durchschnittlich rund 333 Polizeikräfte kommen. In Favoriten mit rund 210.000 Einwohnern seien es aber nur 319 Personen. "Wir brauchen also unbedingt eine personelle Aufstockung auf mindestens 500 Polizist*innen für Favoriten insgesamt."

FPÖ fordert Alkoholverbot am Keplerplatz sowie Abschiebungen

Der Wiener FPÖ gehen die Maßnahmen am Keplerplatz nicht weit genug. Stefan Berger, der Bezirksparteichef in Favoriten, fordert etwa ein Alkoholverbot am Keplerplatz. "Die heute von der Polizei präsentierten Horrorkriminalitätszahlen im Bereich Keplerplatz sind der endgültige Beweis, dass Favoriten unter der SPÖ zu einem Kriminalitätshotspot verkommen ist", sagte Berger. Bezirksvorsteher Franz würde "die enormen Sicherheitsprobleme seit Jahren ignorieren".

Berger tritt zudem für einen "harten Umgang mit ausländischen Straftätern" ein. "Im konkreten Fall sind die Täter nach Verbüßen ihrer Strafen kompromisslos in die Heimat nach Nordafrika abzuschieben." (David Krutzler, 17.8.2022)