Perioden-Apps schneiden in Sachen Datenschutz meist schlecht ab.

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Nachdem das US-amerikanische Höchstgericht das landesweite Recht auf Abtreibung kippte, wurden Warnungen vor Perioden-Apps laut. Mit diesen kann man den Menstruationszyklus oder die sexuelle Aktivität dokumentieren, aber zum Beispiel auch die Stimmungslage und körperliche Symptome. Was Millionen Frauen im Alltag helfen soll, birgt allerdings ein Sicherheitsrisiko. Die Befürchtung: Anbieter könnten die gesammelten, hochsensiblen Daten an Dritte – im schlimmsten Fall an Strafverfolgungsbehörden – weitergeben.

Wie schlimm es bei den beliebtesten Anbietern tatsächlich um den Datenschutz steht, hat die Mozilla Foundation in einer neuen Studie festgehalten. Fast alle untersuchten Schwangerschafts- und Perioden-Apps sammeln demnach große Mengen an persönlichen Daten, die sie bereitwillig weitergeben.

Schlechtes Ergebnis

Insgesamt wurden jeweils zehn Schwangerschafts- und Perioden-Apps und fünf Wearables auf ihren Umgang mit privaten Informationen untersucht. Das Ergebnis: Nur sieben von 25 Trackern wurde ein korrekter Umgang mit Nutzerinnendaten attestiert. Darunter die Apple Watch, Googles Fitbit, die Garmin-Fitnesstracker und zwei Apps namens Natural Cycles und Euki. Letztere wurde von Women Help Women entwickelt, einer gemeinnützigen Organisation, die sich für reproduktive Freiheit und den Zugang zu sicheren Abtreibungen einsetzt.

Bei der Analyse der restlichen Datenschutzbestimmungen zeigte sich laut den Forschenden hingegen, dass sie teilweise Gesundheitsdaten mit Dritten teilen, sei es für personalisierte Werbung, Marketing oder die Forschung. Manche Apps, darunter The Bump, würden Userinnendaten potenziell sogar verkaufen.

Beliebte App, schwierige Vergangenheit

Kritisiert wird auch die beliebteste Menstruations-App am Markt, Flo. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" geriet diese 2019 in die Kritik, weil die Betreiber Gesundheitsdaten an Facebook weitergaben. Eine Untersuchung des US-Verbraucherschutzes ergab damals, dass "das Unternehmen trotz ausdrücklicher Behauptungen zum Schutz der Privatsphäre die Kontrolle über die sensiblen Fruchtbarkeitsdaten der Nutzer übernommen und sie an Dritte weitergegeben hat". Zwar wurden die damaligen Bedenken behoben, stimmen User beim Einrichten der App jedoch zu, werden Daten weiterhin für die Personalisierung genutzt. Außerdem dürfen dann Daten, die nicht die Gesundheit betreffen, an Marketingplattformen weitergegeben werden.

Auf den Entscheid des Supreme Court Ende Juni reagierte das Unternehmen mit der Ankündigung eines anonymen Modus. Dieser soll alle persönlichen Daten aus dem Konto entfernen, damit Nutzerinnen nicht mehr identifiziert werden können. Ein genaues Launch-Datum wurde jedoch nicht genannt.

Kritik an Big Tech

Er dürfte jedoch insbesondere in den USA auf Interesse stoßen, reißen die Warnungen vor möglichen Gefahren doch nicht ab. Unter Druck stehen deshalb auch große Tech-Konzerne wie Facebook und Google, die unter anderem Zugriff auf Standortdaten und teilweise auch private Chats haben. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Facebook der US-Polizei bei der Strafverfolgung einer 17-Jährigen wegen Abtreibung half. Erst die Herausgabe von Facebook-Chats ermöglichte den Ermittlern eine Hausdurchsuchung und eine Anklageerhebung in mehreren Punkten. (mick, 17.8.2022)