Noch ist das elektrische Lufttaxi E-VTOL in Entwicklung. Leichtbauteile dafür sollen aus Ried kommen.

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Wien – Die gestiegene Reiselust sorgt auch in der Luftfahrtindustrie für Aufwind. Die Nachfrage von Fluggesellschaften und Leasingfirmen stieg nach der Corona-Krise kräftig an. Airlines brauchen neue Flugzeuge, um die Corona-bedingten Lücken wieder aufzufüllen, aber auch um effizienter zu werden.

Große Hersteller wie Airbus oder Boeing kämpfen zwar mit Teilemangel, haben aber die Produktion gegenüber 2021 wieder hochgefahren. Davon profitieren auch Zulieferer wie die oberösterreichische FACC. Die Auftragsbücher sind laut CEO Robert Machtlinger gut gefüllt.

Zurück in die Spur

Vor allem beim Airbus A320 sieht Machtlinger großes Potenzial. Derzeit beschert das Modell den Oberösterreichern 20 Millionen Dollar (19,74 Millionen Euro) Umsatz pro Jahr. Bis 2024 rechnet man mit 100 Millionen Dollar. In diesem Jahr sieht sich das Unternehmen auch wieder in alter Stärke, also auf Vorkrisenniveau, sagte Machtlinger bei der Präsentation der Halbjahreszahlen.

Die sind durchwachsen: Der Umsatz legte zwar um 12,5 Prozent auf 270,1 Millionen Euro zu, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) hat sich auf 6,1 Millionen Euro verdoppelt, nach Steuern drehte das Ergebnis aber von 3,2 Millionen auf 0,5 Millionen Euro ins Minus. Im zweiten Quartal bewegte man sich dann in die schwarze Zone. Der Umsatz stieg auf 142,7 Millionen Euro (nach 122,1 Millionen Euro), das Ebit wurde von 2,5 Millionen auf 3,1 Millionen Euro verbessert. Nach Steuern blieb ein kleiner Überschuss von 0,1 Millionen Euro.

Lufttaxi ante portas

Einen Auftrag streicht Machtlinger besonders hervor – im Segment Urban Air Mobility. FACC wird für das kalifornische Start-up Archer Aviation und dessen Lufttaxi E-VTOL Bauteile liefern. Derzeit ist das Fluggerät noch in Entwicklung. Eingesetzt werden soll es für die Anbindung des Flughafens mit der Stadt. United Airlines habe bereits 100 Modelle bestellt. Der Abschluss des Flugtestprogrammes für das chinesische Flugzeug C919 hebt man ebenfalls hervor. Das Mittelstreckenflugzeug soll bis Jahresende die Typenzulassung erhalten. FACC produziert die Passagierkabine sowie Bauteile des Tragflügels und treibstoffsparende Winglets.

Hohe Energiekosten

Die Herausforderungen sind die nämlichen wie in der gesamten produzierenden Industrie. Zum Beispiel gestiegene Energiekosten: Der finanzielle Mehraufwand für Energie belaufe sich auf 350.000 Euro – pro Monat. Zwei Drittel des Energiebedarfs bezieht man aus nachhaltigen Quellen. Der Strom stammt aus Wasserkraft. Mit 18 Prozent wird mittlerweile weniger als ein Fünftel des Energiebedarfs mit Erdgas abgedeckt.

Umgestellt habe man zudem die Lieferkette: So werden Materialien, soweit möglich, etwa aus Europa anstatt aus Asien bezogen, also bevorzugt nahe der Produktion. Insgesamt habe man damit Logistikkosten gespart, sagt Machtlinger.

Suche nach Mitarbeitern

Auf der Suche ist man mittlerweile wieder nach Mitarbeitern. In den kommenden zwölf bis 18 Monaten soll die Belegschaft um 500 Leute wachsen. Für das Werk 6 in Kroatien wurden in den vergangenen Monaten bereits 200 Personen eingestellt. Wobei viele neue Mitarbeiter hierzulande ebenfalls aus Kroatien kämen. Dort sei die Lage nicht ganz so angespannt "wie im hochbeschäftigten Österreich". Mehr gut ausgebildete Leute seien verfügbar als im Innviertel: 2.500 offene Jobs stünden in Ried 700 Nichtbeschäftigten gegenüber. "Wir haben de facto Vollbeschäftigung." (rebu, 17.8.2022)