Funkmasten prägen an vielen Stellen das Stadtbild – egal wem sie gehören.

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17,5 Milliarden Euro brachte der im Juli verkündete Deal zwischen der Deutschen Telekom und zwei nordamerikanischen Investoren. Dafür bekommen die neuen Eigentümer zahlreiche Funkmasten, sowohl in Deutschland als auch in Österreich.

Die vielen Milliarden kann der Mobilfunker auch hierzulande für den anspruchsvollen Wettbewerb in diesem Bereich gut brauchen. Eines wird durch den Deal aber auch klar: Entscheidungen über die mobile Zukunft in Österreich werden schon lange nicht mehr in den Niederlassungen in Wien entschieden.

Gute Renditen

Wie moderne und ziemlich hässliche Monolithen stehen viele Funktürme – oder wie man auch sagen kann: Sendemasten – in Österreich gut verteilt in der Landschaft oder auf Dächern. Mehr als 20.000 davon gibt es, doch viele davon gehören schon lange ausländischen Investoren.

Im Juli verlautbarte schließlich die Deutsche Telekom, Mutter der heimischen Magenta-Tochter, eine Partnerschaft mit den nordamerikanischen Firmen Digital Bridge und Brookfield, die ebenjene Sendemasten als gute Rendite abwerfende Immobilien eingekauft haben. Digital Bridge ist ein klassischer Finanzinvestor aus Kalifornien, der sich bisher auf den Erwerb von Immobilien und Unternehmen in der Hotellerie- und Kasinobranche spezialisiert hat und jetzt sein Portfolio erweitern möchte.

Brookfield Asset Management Inc. ist ein börsennotiertes kanadisches Vermögensverwaltungsunternehmen mit Firmensitz in Toronto. Für seine Kunden investiert das Unternehmen über verschiedene Fonds überwiegend in sogenannte alternative Vermögensgegenstände, insbesondere im Immobilien- und Infrastruktursektor.

Als eigener Geschäftsbereich verwaltet

Sieht man sich ähnliche Investitionen im Bereich Sendemasten der letzten Jahre an, repräsentieren diese Firmen die interessierten Parteien sehr gut. Alternativ dazu kaufen sich aber auch Firmen wie Cellnex Telecom verstärkt in den Markt ein. Der spanische Telekommunikationsdienstleister, der Mobilfunknetze in mehreren europäischen Ländern betreibt, hat Hutchison Drei bereits im Jahr 2020 die österreichischen Sendemasten abgekauft.

Nun stellt sich die Frage, warum diese Entwicklung gerade jetzt um sich greift und A1 sich, trotz aktueller Dementis, ebenfalls auf diese Art von Verkäufen vorbereitet. Dies ist, dank eines leicht zu erkennenden Zweistufenplans, prognostizierbar. Zunächst wird die passive Infrastruktur ("Towers"), also etwa Funkmasten oder Container für Ausrüstung, von der aktiven Infrastruktur, also Sende anlagen wie etwa Antennen, getrennt.

Diese passive Infrastruktur wird dann als eigener Geschäftsbereich verwaltet oder es werden lokale GmbHs gegründet – sogenannte Tower-Gesellschaften. Bei Magenta ist diese Trennung schon vor längerer Zeit passiert, weshalb man 51 Prozent dieser passiven Infrastruktur zuletzt um 17,5 Milliarden an die eingangs erwähnten Investoren abgeben konnte.

Im Bericht der letzten Hauptversammlung von A1 ist das Thema "Tower Companies" sehr wohl enthalten.
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Auch die Trennung von aktiver und passiver Infrastruktur wird im Bericht erklärt.
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Liquidität als Gewinn

"Diese Investitionen können die Investoren abschreiben und sich über langfristige Renditen freuen", erklärt Klaus Steinmaurer, Geschäftsführer der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR), im Gespräch mit dem STANDARD. "Infrastruktur verhält sich friedlich, die will keine billigen Tarife, keine neuen Handys."

Die Immobilie Handymast verliere zudem nicht an Wert und sei deshalb nicht nur aktuell ein begehrtes Gut auf dem Markt. Der Gewinn für die Mobilfunker sei die gewonnene Liquidität, mit der man in neue Märkte investieren könne. Drei und Magenta haben das bereits getan, weshalb sich jetzt wohl auch A1 Gedanken dazu macht, wie bereits im Juni 2021 in Fachkreisen gemunkelt wurde.

Auf Anfrage des STANDARD heißt es zwar, weitere Schritte nach der Gründung der Tower-Gesellschaften "werden gerade unter unterschiedlichen Aspekten evaluiert", und eine "Entscheidung" sei noch nicht getroffen, aber auch Steinmaurer sieht diesen Schritt als unausweichlich an. Die zusätzlichen Milliarden, die für geplante Investitionen winken, seien wohl zu verlockend. Man solle sich nur den letzten Bericht der Hauptversammlung genauer ansehen.

Hoch umstritten

Viele Kunden fragen sich freilich, ob das Versilbern von Handymasten nicht auch Gefahren in sich berge. Kritische Infrastruktur in Österreich, zumindest in Teilen, in die Hände ausländischer Investoren zu legen ist hoch umstritten. Selbst wenn, wie im vorwiegenden Fall, die Investoren bisher ausschließlich aus Nordamerika oder Europa stammen.

SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter meinte im August des Vorjahres zu dieser Entwicklung strikt: "Kritische Infrastruktur verkauft man nicht." Die Privatisierung in diesem Bereich sei fahrlässig bis standortschädigend, sagte Matznetter, angesprochen auf die mögliche Ausgliederung der Funkmasten der Telekom Austria.

Steinmaurer von der RTR sieht das gelassener. "Diese Masten zählen nicht zur kritischen Infrastruktur, schließlich gibt es ausreichend davon." Hätte der Staat im Übrigen etwas gegen ein ausländisches Mitspracherecht einzuwenden, hätte man schon vor Jahren den Mehrheitsverkauf von A1 nach Mexiko stoppen müssen. Auch die Entscheidung von Magenta, die Mehrheit ihrer Masten zu verkaufen, wurde nicht in Wien getroffen, sondern von der Deutschen Telekom.

Kein neues Funkloch in Sicht

Die Befürchtung, es könnte durch die Verkäufe zu Problemen bei der Mobilversorgung kommen, zerstreut Steinmaurer. "Die Mobilfunkanbieter müssen der RTR die Verträge mit den Investoren vorlegen und darin beweisen, dass der Netzbetreiber, egal wer die Masten besitzt, den Netzbetrieb am Laufen halten können." Sollte also ein Investor sagen, ein Mast müsse aus wirtschaftlichen Gründen abgerissen werden, müsste der betroffene Vertragspartner einschreiten.

A1 betont im STANDARD-Gespräch sogar die Vorteile dieser Entwicklung. Mit dem möglichen Verkauf der Sendemasten ermögliche man "die Möglichkeit einer aktiven Vermarktung der passiven Infrastruktur für andere Mobilfunkbetreiber". Das heißt: Die Masten könnten künftig von mehreren Netzbetreibern gleichzeitig angemietet werden, wenn man sich mit dem Besitzer einigen kann. Das würde eine "effizientere Bewirtschaftung der Infrastruktur" – und einen noch dichteren Antennenwald – ermöglichen.

Auswirkungen auf Kundinnen und Kunden werde diese Entwicklung in keinem Fall haben, sagt Steinmaurer. Die Daten laufen weiterhin über die Netzbetreiber und die noch immer in deren Besitz befindliche aktive Infrastruktur. A1 und Co müssen weiterhin ihren "Verpflichtungen nachkommen". Die RTR prüfe laufend, ob dies auch geschehe. (Alexander Amon, 20.8.2022)