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Plötzliche Schmerzen in Brust und Rücken sowie Kurzatmigkeit können auf eine Lungenembolie hindeuten. Das Risiko dafür ist nach einer Corona-Infektion deutlich erhöht.

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Gefühlt immer öfter hört man derzeit von Personen, die im Nachklang einer Covid-19-Infektion eine Lungenembolie oder auch eine Venenthrombose haben. Tatsächlich ist das Risiko für so ein Ereignis nach einer Infektion für etwa drei Monate deutlich erhöht, eine spanische Untersuchung aus dem Jahr 2021 stellt ein um das Neunfache erhöhte Risiko fest. Und auch eine Wiener Übersichtsarbeit, die an der Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie, durchgeführt wurde, konnte dieses erhöhte Risiko zeigen.

Tatsächlich ist das Wissen um das erhöhte Thromboserisiko also nicht neu, da aber mittlerweile so viele Menschen an Covid-19 erkrankt sind, tritt es wohl deutlicher in das Bewusstsein der Bevölkerung. Davon geht zumindest Arschang Valipour, Covid-Experte und Leiter der Inneren Medizin und Pneumologie an der Wiener Klinik Floridsdorf, aus. Und er sagt weiter: "Ich habe keine aktuellen Zahlen dazu, aber Beobachtungen aus meinem klinischen Alltag und Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen deuten nicht auf ein erhöhtes Aufkommen hin, das Verhältnis solcher Ereignisse ist gleich geblieben." Was sich erhöht hat, ist die Anzahl der Corona-Infektionen und damit logischerweise auch das Auftreten von Lungenembolien.

Komplikation nach Infektionskrankheiten

Lungenembolien und Thrombosen als Spätfolge einer Infektion sind auch kein Alleinstellungsmerkmal von Corona. Zu diesen kann es auch nach ganz normalen Lungenentzündungen, nach Herzerkrankungen sowie nach anderen Infektionskrankheiten kommen. Allerdings treten sie infolge einer Covid-19-Infektion etwa doppelt so häufig auf wie zum Beispiel nach einer Influenza. Ein soeben erschienenes Paper zeigt auf, dass in den ersten 90 Tagen nach einer Covid-Infektion das Risiko für eine Thrombose, im Körper oder in der Lunge, doppelt so hoch ist wie nach einer Influenza-Infektion. Konkret treten Thrombosen bei rund fünf Prozent jener Influenza-Infizierten auf, die deshalb im Krankenhaus behandelt wurden. Fast zehn Prozent aller Covid-Betroffenen, die ins Krankenhaus mussten, haben ein thrombotisches Ereignis in den ersten drei Monaten nach einer Infektion.

Grund für das erhöhte Thromboserisiko ist die durch Covid-19 veränderte Blutgerinnung. Die Gerinnungskaskade ist durch das Entzündungsgeschehen im Körper stärker aktiviert, es kommt auch zu Entzündungen der kleinen Gefäße beziehungsweise der Gefäße direkt in der Lunge. Dadurch kann es leichter zu Minithrombosen kommen. Und Valipour betont: "Bei Covid ist man mittlerweile besonders sensibilisiert, wenn jemand über Schmerzen in der Brust und Kurzatmigkeit klagt. Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass Embolien häufiger diagnostiziert werden."

Ein weiterer Faktor: "Bei einer Corona-Infektion ist man tendenziell häufiger bettlägerig. Das begünstigt vor allem bei Risikogruppen die Wahrscheinlichkeit einer Embolie", weiß Valipour. Dazu gehören Übergewichtige, Raucherinnen und Raucher, ältere Menschen. Krebspatienten, Personen, die bereits eine oder mehrere Thrombosen oder Embolien hatten, und auch Frauen, die hormonell verhüten.

Symptome einer Embolie

Hat man eine Lungenembolie, treten in der Regel plötzlich, fast schlagartig Kurzatmigkeit sowie Schmerzen in Brust und Rücken auf. In selteneren Fällen treten diese Symptome auch schleichend auf, vor allem dann, wenn man aufgrund der Erkrankung länger immobil war – im Liegen merkt man Kurzatmigkeit bei Belastung nicht. Selten kommt es auch zu blutigem Auswurf bei Husten. Anzeichen für eine Beinvenenthrombose sind geschwollene sowie meist schmerzhaft gerötete Beine.

Beim Verdacht auf eine Embolie soll man sofort ärztliche Hilfe holen, den Notarzt oder Ärztefunk kontaktieren, betont Valipour. Die Diagnose erfolgt dann über Symptomatik, Blutabnahme und Computertomografie. Grundsätzlich ist eine Embolie gut behandelbar, die Verstopfung der Blutgefäße wird mit blutverdünnenden Medikamenten aufgelöst. Diese muss man in weiterer Folge mindestens drei Monate lang einnehmen, sonst besteht die Gefahr eines Rezidivs. Manche Risikopatienten müssen die Blutverdünner auch lebenslang einnehmen.

Valipour betont auch deshalb die Wichtigkeit einer ärztlichen Abklärung, da bei nicht behandelten Embolien die Gefahr groß ist, dass sie wiederkommt. Das kann langfristige Folgen haben wie chronische Schäden in der Lunge, Lungenhochdruck, Belastung der Herzgefäße und Abnahme der Leistungsfähigkeit. Im schlimmsten Fall kann eine Embolie auch tödlich enden. Der Experte rät daher zu erhöhter Aufmerksamkeit auf eventuelle Symptome, vor allem, wenn man eine Vorgeschichte mit Thrombosen hat. (Pia Kruckenhauser, 18.8.2022)