Viel plakativer als die republikanische Vorwahl in Wyoming am Dienstag kann ein Urnengang kaum ausgehen. Rund 30 Prozentpunkte fehlten Liz Cheney auf ihre Konkurrentin, Trump-Adlatus Harriet Hageman. Cheney, Tochter des Ex-US-Vizepräsidenten Dick Cheney, Spross einer der einflussreichsten Republikaner-Dynastien, fliegt hochkant aus dem Kongress. Wer sich wie sie gegen Donald Trump stellt, für den bleibt in der Partei nur noch politisches Märtyrertum.

Rund 30 Prozentpunkte fehlten Liz Cheney auf ihre Konkurrentin, Harriet Hageman, bei den republikanischen Vorwahlen in Wyoming.
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Ersetzt wird sie durch Harriet Hageman, einst Anti-Umweltschutz-Aktivistin, später selbst Trump-Kritikerin, mittlerweile aber begeisterte Verfechterin der Lüge der gestohlenen Wahl 2020. Ihr Aufstieg zeigt beispielhaft den Weg jener Partei, deren einstige Prinzipien Trump bis zur Unkenntlichkeit verbogen hat. Wem diese ohnehin nie wichtig waren, wer mitläuft und sich anpasst, wer ihn brav bejubelt, darf bleiben. Alle anderen müssen gehen – oder werden so lange bearbeitet, beschimpft oder bedroht, bis sie selbst das Feld räumen.

Wie es nun weitergeht mit den alten Konservativen? Eine dritte Partei hat im Spektrum keinen Platz. Die Demokraten bieten zwar vielen Strömungen Platz – aber Kandidatinnen vom Schlage Cheneys wären in der Partei, die Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez Platz bietet, zu starker Tobak. Man muss die Denkart von Cheney und Co nicht teilen. Und ihre Art, Politik zu betreiben, trug gewiss dazu bei, Trump das Feld zu bereiten. Trotzdem steht fest: Sie werden noch fehlen. (Manuel Escher, 17.8.2022)