Weil Russland weniger Gas als vereinbart liefert, muss Uniper fehlendes Gas teuer zukaufen, um seine Kunden zu beliefern. Hohe Verluste sind die Folge.

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Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hatte auf kaum einen anderen Konzern in Europa so einschneidende Auswirkungen wie auf den in Düsseldorf beheimateten Energieriesen Uniper.

Frage: Was macht Uniper genau?

Antwort: Uniper ist 2016 durch Abspaltung des Energiehandels sowie der herkömmlichen Stromerzeugung aus Kohle, Gas und Wasserkraft von Eon entstanden. Seit März 2020 gehört Uniper mehrheitlich der finnischen Fortum. Uniper ist zudem an drei AKWs in Finnland und Schweden sowie an Kohlekraftwerken in Russland beteiligt, ist aber auch größter Importeur von Erdgas nach Deutschland.

Frage: Warum jetzt die Schieflage?

Antwort: Das Unternehmen bezog Anfang des Jahres zwei Drittel des Gases, das der Konzern weiterverkaufte oder in seinen eigenen Kraftwerken einsetzte, auf Basis von langfristigen Lieferverträgen aus Russland. Der russische Gasmonopolist Gazprom, der seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine immer mehr als verlängerter Arm des Kreml fungiert, ist seit Monaten säumig, was die Lieferung vertraglich vereinbarter Gasmengen nach Deutschland betrifft. Dadurch fährt Uniper Milliardenverluste ein.

Frage: Kann Uniper die höheren Kosten nicht weiterverrechnen?

Antwort: Nein, das Unternehmen hat seinerseits alte Verträge mit Gaskunden. Uniper muss, um seine Lieferverpflichtungen erfüllen zu können, wegen stockender Lieferungen aus Russland das fehlende Gas teuer im Großhandel zukaufen, muss es aber zu den vertraglich vereinbarten günstigen Konditionen an seine Kunden weitergeben.

Frage: Wer sind die Kunden?

Antwort: Zu den Kunden von Uniper zählen mehr als 100 Stadtwerke und Industriebetriebe, in aller Regel Großabnehmer in Deutschland.

Uniper-Vorstandsvorsitzender Klaus-Dieter Maubach.
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Frage: Auf wie viel summieren sich die Verluste?

Antwort: In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres waren es gut zwölf Milliarden Euro. Mit 6,5 Milliarden steht mehr als die Hälfte davon im Zusammenhang mit erwarteten künftigen Unterbrechungen der Gaslieferungen, wie Uniper am Mittwoch bekanntgab. Außerdem sind in der Summe 2,7 Milliarden Euro an Abschreibungen, die bereits bekannt waren, enthalten, unter anderem für die zwar fertiggestellte, aber nie in Betrieb gegangene Ostseepipeline Nord Stream 2.

Frage: Wieso hat sich Uniper an der Finanzierung von Nord Stream 2 beteiligt?

Antwort: Damit wollte das in der fraglichen Zeit noch rein deutsche Unternehmen die Bande mit Gazprom verstärken, wie das im übrigen auch OMV, Engie aus Frankreich, die britisch-niederländische Royal Dutch Shell und die deutsche Wintershall gemacht haben.

Frage: Wie stark trifft Uniper die 80-prozentige Drosselung des Gasdurchflusses in Nord Stream 1?

Antwort: Der Analyst Guido Hoymann vom Frankfurter Bankhaus Metzler geht davon aus, dass Uniper derzeit zwischen 80 und 100 Millionen Euro Verlust macht – pro Tag.

Frage: Was macht der Staat?

Antwort: Weil Fortum zur Rettung nichts einschießen wollte, hat die Regierung in Berlin die Übernahme von 30 Prozent der Uniper-Anteile durch den Staat beschlossen. Ab Oktober greift zudem eine Gasumlage, die Uniper und andere Gasimporteure entlasten soll. Uniper und Konkurrenzunternehmen bekommen ab Oktober 90 Prozent der Mehrkosten für die Beschaffung alternativer Gasmengen erstattet. Um das zu ermöglichen, steigt der Verbraucher-Gaspreis in Deutschland um 2,419 Cent pro Kilowattstunde. (Günther Strobl, 18.8.2022)