Der Falke auf dem Gebäude der Federal Reserve in Washington, DC.

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Washington – Die US-Notenbank Fed stellt sich auf einen langen Kampf gegen die Inflation ein und lässt den Umfang der nächsten Zinserhöhung noch offen. Wie aus den am Mittwoch publizierten Protokollen der jüngsten Sitzung vom Juli hervorgeht, ließen die Währungshüter unter Verweis auf die Datenlage noch offen, ob sie im September erneut einen ungewöhnlich großen Zinsschritt in Höhe von 0,75 Prozentpunkten gehen wollen oder es bei einer Anhebung um einen halben Punkt belassen werden.

Das hohe Tempo der Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed wird sich aber auf absehbare Zeit wohl abschwächen. In dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll zur Sitzung des geldpolitischen Ausschusses FOMC vom 26. bis 27. Juli heißt es: "Die Teilnehmer waren der Ansicht, dass es bei einer weiteren Straffung der Geldpolitik wahrscheinlich zu einem gewissen Zeitpunkt angemessen sein wird, das Tempo der Leitzinserhöhungen zu verlangsamen."

Dann müsse man die Auswirkung der Zinserhöhung auf die Wirtschaftstätigkeit bewerten. Die Fed-Protokolle sind für Anleger wichtig, da sie Hinweise über die weitere US-Zinspolitik enthalten. An den Terminmärkten wurde nach Veröffentlichung der Protokolle die Wahrscheinlichkeit für den kleineren Zinsschritt allerdings auf fast 60 Prozent taxiert.

Wirtschaft eindämmen, um Inflation einzudämmen

Zunächst seien aber weitere Zinserhöhungen angemessen, heißt es in dem Protokoll. Die Notenbank müsse zu einer restriktiven Geldpolitik übergehen. Diese dämpft die wirtschaftliche Aktivität, um die Inflation zu bekämpfen. Es bestehe ansonsten die Gefahr, dass die Fähigkeit der Fed, die Inflation zu bekämpfen, infrage gestellt werde. Zuletzt hatten Fed-Vertreter in Reden zunächst weitere deutliche Zinserhöhungen in Aussicht gestellt.

Laut den Mitschriften äußerten Teilnehmer der Sitzung die Erwartung, dass es länger als angenommen dauern könnte, bis sich das Inflationsproblem auflöse. Die von der Notenbank mit ihrer strafferen Geldpolitik angestrebte Dämpfung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage spiele eine wichtige Rolle beim Abbau des Preisdrucks, heißt es in den Protokollen der Sitzung vom 26. und 27. Juli.

Die Notenbank hatte den Leitzins dabei kräftig um 0,75 Prozentpunkte angehoben – so wie bereits im Juni. Er liegt in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. Die Währungshüter gehen davon aus, dass weitere Erhöhungen angemessen sein dürften. Fed-Chef Jerome Powell hatte nach dem Zinsbeschluss gesagt, ein dritter großer Zinsschritt sei im September prinzipiell möglich. Die Fed würde damit zu einem leicht restriktiven Zinsniveau vorstoßen, wobei die Konjunktur bereits etwas gebremst würde.

Inflationsrate entscheidet

Wie aus den Protokollen hervorgeht, sagten einige Sitzungsteilnehmer, dass die Zinsen "geraume Zeit auf einem ausreichend restriktiven Niveau" bleiben müssten, um die Inflation unter Kontrolle zu halten. Die Fed steht wegen der hohen Inflation unter Zugzwang, den Preis des Geldes möglichst rasch zu verteuern.

Die Verbraucherpreise stiegen im Juli um 8,5 Prozent zum Vorjahresmonat und damit nicht mehr ganz so schnell wie noch im Juni mit einem Zuwachs von 9,1 Prozent. Die vor der nächsten geldpolitischen Sitzung der Notenbank im September anstehenden US-Inflationsdaten für August dürften entscheidende Bedeutung für den Zinsentscheid zukommen. Denn die Zentralbank wird wohl einen weiteren Rückgang der Teuerung zur notwendigen Voraussetzung für den kleineren Zinsschritt in Höhe von einem halben Prozentpunkt machen. (APA, 17.8.2022)