Die Zukunft des Smartphones ist faltbar. Davon ist man zumindest bei Samsung überzeugt. Bis zum Jahr 2025 soll die Hälfte aller von dem Unternehmen verkaufen Premium-Smartphones Foldables sein, prognostizierte das Unternehmen unlängst. Ein ambitioniertes Ziel, bei deren Durchsetzung ein Gerät – oder genauer: eine Geräteserie – eine zentrale Rolle spielen wird. Das an klassische Klapphandys erinnernde Galaxy Z Flip ist derzeit das am meisten verkaufte faltbare Smartphone.

Nachwuchs

Mit dem Galaxy Z Flip 4 gibt es seit kurzem eine neue Hardwaregeneration, die der STANDARD in den vergangenen Tagen bereits ausführlich unter die Lupe nehmen konnte. Eines muss dabei gleich von Anfang an klargestellt werden: Günstig ist der Einstieg in die Welt der faltbaren Smartphones weiter nicht. Hatte Samsung beim Flip 3 den Einstiegspreis reduziert, geht es jetzt wieder nach oben: Mindestens 1.099 Euro muss zahlen, wer das neue faltbare Smartphone haben will – und damit 50 Euro mehr als im Vorjahr.

Neu oder alt?

Wer große Umbrüche erwartet, wird zumindest äußerlich umgehend enttäuscht. Auf den ersten Blick sieht das Flip 4 seinem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich. Erst bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass Samsung diverse Verfeinerungen am Design vorgenommen hat. So sind die Ränder nun oftmals kleiner, die Oberfläche matter, die Seiten etwas eckiger. Im Gegenzug stehen die beiden Kameras eine Spur weiter aus dem Gehäuse.

Das Galaxy Z Flip 4: Es lässt sich knicken – mehrfach.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die wichtigste Änderung gibt es aber beim die beiden Gerätehälften verbindenden Scharnier. Dieses ist deutlich schlanker geworden, wodurch es auch im zusammengeklappten Zustand weniger weit heraussteht. Samsung verspricht, dass diese Vereinfachung nicht auf Kosten der Haltbarkeit geht. Ganz im Gegenteil, das neue Scharnier soll sogar stabiler sein. Im Interesse der Erhaltung eines funktionsstüchtigen Geräts haben wir aber darauf verzichtet, einen Belastungstest durchzuführen.

Das geht doch schlanker!

Gerade angesichts dieser Änderung ist etwas enttäuschend, dass der Abstand zwischen den Display-Hälften im zugeklappten Zustand unverändert bleibt. Ist das Smartphone mit 165,2 x 71,9 x 6,9 mm im ausgeklappten Zustand doch recht schlank, wächst die Dicke zusammengefaltet auf 17,1 Millimeter. Andere Hersteller haben hier bereits ein schlankeres Design – etwa das im Vorjahr präsentierte P50 Pocket von Huawei. Das Gewicht des Z Flip 4 ist mit 187 Gramm minimal höher als beim Z Flip 3 – und somit weiter in Ordnung.

Im aufgeklappten Zustand fällt auf, dass die Einbuchtung an jener Stelle, wo das Scharnier unter dem Display ist, weiter deutlich zu sehen – und vor allem: zu fühlen – ist. Im direkten Vergleich wirkt dieser Effekt eine Spur weniger stark ausgeprägt als beim Z Flip 3, aber die Erfahrung zeigt, dass das bei neuen Geräten zunächst immer so ist. Insofern sollte man sich in dieser Hinsicht keine großen Hoffnungen auf real existierende Verbesserungen in diesem Bereich machen.

Wie störend das ist, fällt wie so vieles bei solchen Geräten vollständig in den Bereich des Subjektiven. Anders gesagt: Der Autor hat sich mittlerweile sehr gut daran gewöhnt, es mag aber andere geben, die damit so gar nicht leben können.

Bestnoten

Im Vergleich zum Z Flip 3 (links) muss man schon sehr, sehr genau schauen, um Unterschiede zu finden. Größte Änderung ist ein etwas schlankeres Scharnier.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Verarbeitung des Galaxy Z Flip 4 ist Samsung-typisch wieder einmal top, in dieser Hinsicht gibt es also nichts auszusetzen. Geschützt ist die gesamte Außenseite durch das aktuelle Gorilla Glass Victus+. Das innere Display verwendete wie gewohnt ultradünnes Glas, das wenig überraschend wesentlich weicher ist. Hiermit sollte man weiterhin sorglich umgehen, um Beschädigungen zu verhindern. Darauf wird auch bei der Einrichtung des Smartphones eindrücklich hingewiesen.

Der Look macht's aus

Auch nicht ganz unwichtig bei so einem stark über den Lifestyle-Faktor beworbenen Smartphone: Das Galaxy Z Flip 4 gibt es in den Farben Violett, Schwarz, Gold und Blau. Ausschließlich online ist zudem eine "Bespoke Edition" erhältlich, bei der die Farben selbst zusammengestellt werden können. 75 Kombinationen sind dabei insgesamt möglich.

Und noch eine Zusatzinfo für all jene mit Cosplay-Interessen: Ein lässiges Aufklappen des Geräts à la Star Trek Communicator klappt weiterhin nicht, dafür greift das Scharnier einfach zu gut. Oder sagen wir es besser so: Es klappt nicht, ohne dabei die strukturelle Integrität durch ein unbeabsichtigtes Verlassen des natürlichen Habitats Hand zu riskieren.

Display

Der Bildschirm ist 6,7 Zoll groß und bietet eine Auflösung von 2.640 x 1.080 Pixel. Das mag für ein Gerät dieser Größe nach gar nicht so viel klingen, reicht in der Praxis aber voll und ganz aus. Wichtiger ist, dass die Bildwiederholfrequenz frei zwischen 1 und 120 Hz angepasst wird, was einerseits eine sehr flüssige Darstellung von Animationen erlaubt, aber auch dafür sorgt, dass bei statischen Inhalten (etwas) Strom gespart wird.

Generell ist die Bildqualität Samsung-typisch wieder einmal sehr gut. Die im Test gemessene maximale Helligkeit von 1.400 Nits kann ebenfalls überzeugen. Heißt dies doch, dass sich das Gerät selbst bei starkem Sonnenlicht noch halbwegs gut lesen lässt.

Nachteile

Im Vergleich zum Z Flip 3 fällt positiv auf, dass jener seitliche Rahmen, der den Bildschirm fixiert, etwas schmäler geworden ist. Gleich geblieben ist hingegen das ungewöhnliche – weil sehr lange – Seitenverhältnis von 22:9. Dieses hat einige Nachteile: So ist es etwa für Filme nicht optimal, wo dann große schwarze Streifen seitlich verbleiben. Umgekehrt könnte man natürlich anmerken, dass es damit eigentlich kleiner ist, als es aussieht, und sich dank der relativ geringen Breite sehr gut hält.

Sekundäres Display

Das zweite Display auf der Außenseite ist ein nützliches Extra.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Auf der Außenseite gibt es erneut einen kleinen Zweitbildschirm in der Größe von 1,9 Zoll, auch die Auflösung von 260 x 512 Pixel ist gleich geblieben. Dieses ist primär für Anzeige von wichtigen Informationen wie Zeit, Datum oder Benachrichtigungen gedacht – und genau dafür auch sehr sinnvoll. Es stehen hier aber auch diverse kleine Anwendungen zur Verfügung wie Timer oder Diktiergerät. Das Aussehen dieses sekundären Display lässt sich zudem individuell anpassen.

Topleistung

Die nötige Rechenkraft liefert eine Snapdragon 8+ Gen 1 – und damit der aktuellste SoC von Qualcomm, der sogar noch einen Ticken flotter und stromsparender als der in der Galaxy S22-Reihe verbaute Chip sein soll. In Benchmarks bestätigt sich zumindest der erste Teil, wirklich spürbare Vorteile sollte man sich davon aber nicht erwarten. Sowohl bei Geekbench (1.303 / 3.722) als auch PCMark Work (14.081) gibt es hervorragende Werte.

Beim Browser-Benchmark Speedometer liegt das Gerät dann mit 116 Punkten nur noch leicht vor einem Pixel 6 Pro (106). Wirklich hervorragend ist dann wieder das Ergebnis beim Grafik-Benchmark von 3DMark, das Z Flip 4 kommt beim Wildlife Extreme Test auf beeindruckende 2.836 Punkte, Vorjahresgeräte liegen hier üblicherweise unter 2.000 Punkten.

Hitzeentwicklung

Weniger gefällt da schon der Belastungstest, bei dem der 3DMark-Benchmark mehrfach durchlaufen wird, um zu sehen, wie stark die Leistung aufgrund von übermäßiger Hitzeentwicklung heruntergeregelt wird. Hier kommt das neue Samsung-Smartphone bloß auf einen Stabilitätswert von 48,4 Prozent, anders gesagt: Nach ein paar Minuten durchgängiger Belastung gibt es nur noch die Hälfte der Leistung. Das ist allerdings ziemlich typisch für High-End-SoCs, muss fairerweise angemerkt werden.

All jenen, die mehr Wert auf reale Performance denn auf Benchmark-Werte legen, können solche Details hingegen getrost gleichgültig sein. Das Z Flip 4 bietet subjektiv eine sehr gute Performance – das ist, was zählt.

Einige Benchmarks mit dem Z Flip: Die Leistung ist sehr gut, auch wenn sie nach ein paar Minuten stark einbricht. Die Akkulaufzeit ist deutlich besser geworden, die zweifelhaften Stromsparoptimierungen schlimmer als je zuvor.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Akku-Überraschung

Kommen wir zur Akkulaufzeit, ist das doch ein traditioneller Schwachpunkt dieser Geräte. Insofern gefällt gleich mal, dass die Kapazität des Akkus im Vergleich zum Vorgänger von 3.300 auf 3.700 mAh vergrößert wurde. Trotzdem ist das natürlich noch immer erheblich weniger als ein Smartphone dieser Größe sonst enthalten würde, das faltbare Design verbraucht hier kostbaren Platz.

Umso überraschender kommt das Ergebnis im Akku-Benchmark von PCMark. Hier kommt das Flip 4 bei einer Bildschirmhelligkeit von 200 Nits auf einen Wert von 10:09 Stunden. Damit mag man zwar noch immer nicht zu den Langläufern in der Smartphone-Welt gehören, im Vergleich zum Vorgänger ist das aber ein signifikanter Sprung, dieser musste sich noch mit mageren 7:51 zufriedengeben. In der individuellen Betrachtung resultierte dies in eine Screen-On-Time irgendwo rund um die sechs Stunden. In Summe steigt das Z Flip 4 so von "schlecht" auf "durchschnittlich" in dieser Kategorie auf.

Wie geht das?

Der notorisch misstrauische Autor stellt sich da natürlich die Frage, wie eine solch starke Verbesserung zustande kommt. Immerhin ist der Sprung im Vergleich zum Flip 3 deutlich größer, als es die Vergrößerung des Akkus erwarten ließe.

Einerseits könnten hier neuere Komponenten – wie der sparsamere SoC – etwas bringen, gleichzeitig wären natürlich auch neue Software"optimierungen" zweifelhafter Natur denkbar. Ein Test mit "Don't Kill my App" bestätigt dann letztere Befürchtung, hier gibt es einen miserablen Wert von acht Prozent. Das heißt, dass das System sehr aggressiv Strom spart, was bei diversen Apps zum Ausfall von Weckern oder auch Benachrichtigungen führen kann.

Sparprogramm

Etwas versteckt gibt es in den Batterieeinstellungen noch die Möglichkeit, ein "leichtes" Leistungsprofil zu wählen, bei dem der SoC um ca. 20 Prozent gedrosselt wird, was natürlich die Laufzeit leicht verbessert. Ein gängiger Tipp für aktuelle Smartphones bringt beim Z Flip 4 hingegen weniger: der Wechsel auf eine reine 60-Hz-Darstellung. Im Akku-Benchmark verlängerte sich dadurch die Laufzeit um gerade einmal 11 Minuten. Anders gesagt: Neue LTPO-2.0-Bildschirme mit ihrer dynamischen Frequenzanpassung fangen hier viel auf, und Samsung scheint das mit der Software auch gut integriert zu haben.

Erfreulich ist zudem, dass das Flip 4 jetzt Fast Charging mit bis zu 25 Watt statt bisher 15 Watt unterstützt. Vorausgesetzt natürlich, dass man ein passendes Ladegerät hat, dieses wird nämlich wie schon üblich nicht mitgeliefert. Drahtloses Laden gibt es ebenso, und zwar mit bis zu 15 Watt.

Die Kamera

Sagen wir es unverblümt: Die Kamera des Z Flip 3 war einfach nicht gut, vor allem nicht für diese Preisklasse. Insofern erfreut, dass Samsung in dieser Hinsicht Besserung verspricht. Konkret kommt ein um 65 Prozent größere Kamerasensor zum Einsatz, die von 1,4 auf 1,8µm gesteigerte Pixelgröße soll vor allem am Abend bessere Bilder liefern.

Die Kamera des Z Flip 4 liefert bei gutem Licht immer wieder sehr gute Bilder. Das gilt aber für die meisten aktuellen Smartphones.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Bei vielen Details zeigen sich aber einmal mehr jene Softwareschwächen, die Samsung-Smartphones seit Jahren plagen, einzelne Bildteile wirken wie weichgezeichnet.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Das Katzenbild fällt dank ausreichenden Lichts ebenfalls gut aus, da gab es von Samsung schon Schlechteres zu sehen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Das ist alles schön und gut, gleichzeitig ist das in der Praxis ein Update von eher überschaubarem Umfang, vor allem aber auch eines mit bekanntem Ausgang. Handelt es sich bei dem 12-Megapixel-Sensor mit einer Blende von f/1,8, PDAF und OIS doch um exakt jenen Aufbau, der unter anderem im Fold 3 des Vorjahrs zu finden war.

Gut, aber nicht gut genug für den Preis

Insofern gibt es in dieser Hinsicht keine großen Überraschungen, womit das Thema in angemessener Länge abgehandelt werden kann. Am Tag liefert das Z Flip 4 durchaus gute Bilder, am Abend sind die Aufnahmen zumindest merklich besser als beim Vorgänger. Mit den Qualitäten anderer aktueller High-End-Smartphones kann sich all das aber nicht messen.

Neues Gerät, alte Probleme. Die Automatik der Samsung-Software lässt weiter zu wünschen übrig, hier hätte der Nachtmodus von selbst aktiviert werden müssen.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Wer den Nachtmodus manuell einschaltet, bekommt am Abend meist deutlich bessere Fotos – muss aber natürlich länger warten.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Bei noch weniger Licht hilft dann auch der Nachtmodus nur noch begrenzt. Die Samsung-Software verwischt in solchen Szenarien viele Details.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Insofern bleibt vor dem Kauf eines Z-Flip-Smartphones auch in Zukunft eine der zentralen Fragen, wie wichtig einem das Thema Fotografie ist. Daran dürfte sich auch auf absehbare wenig ändern, allein schon weil die physischen Beschränkungen in so einem engen Gehäuse der Nutzung von besseren Sensoren und einer aufwendigeren Optik im Weg stehen.

Ein nettes Extra

Als zweite Option gibt es eine Ultraweitwinkelkamera. Bei dem 12-Megapixel-Modell handelt es sich um exakt dieselbe Kombination aus Sensor und Optik, die seit Jahren bei einer Vielzahl von Samsung-Smartphones zum Einsatz kommt. Am Tag gelingen damit immer wieder gute Aufnahmen, am Abend eher nicht. Trotzdem bleibt die Kamera mit einem Betrachtungswinkel von 123 Grad ein nettes Extra.

Die Ultraweitwinkelkamera ist ein nettes Extra, allerdings hat sich da auch seit Jahren bei Samsung nichts mehr getan. Zum Rand hin wird es wie gewohnt deutlich unschärfer.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Der Vollständigkeit halber: Eine Telekamera gibt es nicht, man ist also auf digitalen Zoom angewiesen. Wer die Samung'schen Softwarekünste im Bereich Bildverarbeitung kennt, der weiß, was das heißt: nichts Gutes. Videos sind bis zu 4K bei 30 Bildern pro Sekunde möglich – ebenfalls weniger als bei anderen High-End-Geräten.

Selfies

Bleibt noch die Frontkamera, die das Display mit einem Punchhole-Ausschnitt durchbricht. Auch hier wird wieder exakt das gleiche Modell wie im Vorjahr verwendet. Ein 10-Megapixel-Sensor, der mit einer Blende von f/2.4 kombiniert wird, die Pixelgröße beträgt 1,22µm. Die Ergebnisse sind solide, aber auch nicht mehr, was gerade bei einem so sehr mit dem Lifestyle-Faktor beworbenen Smartphone dann doch etwas enttäuschend ist. Immerhin soll ja jedes Selfie sitzen.

Zumindest hat das Flip in dieser Hinsicht einen echten Vorteil: Es ist nämlich möglich, das Gerät halb aufgeklappt hinzustellen, um es etwa für Videotelefonie zu verwenden. Der Winkel ist dabei praktisch frei wählbar, und das Ganze hält auch sehr gut.

Storage und mehr

Der lokale Speicherplatz beträgt je nach gewähltem Modell zwischen 128 und 512 GB, die verwendeten Chips erweisen sich im Testlauf auch als relativ flott, wobei sie nicht ganz mit anderen Samsung-High-End-Modellen mithalten können. Einen merklichen Unterschied macht das aber nicht, auch so starten Apps wirklich flott und werden vor allem äußerst flink installiert.

Von der Seite betrachtet zeigen sich die Knöpfe und das Kameramodul gut.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Es gibt einen Fingerabdrucksensor, der im Einschaltknopf untergebracht ist und seine Arbeit brav verrichtet. Vor Wasser schützt eine IPX8-Zertifizierung, das war aber auch beim Vorgänger bereits so. Die Ausstattung bei den Funkkomponenten ist auf dem neuesten Stand, es gibt WiFi 6E, Bluetooth 5.2 und 5G-Support. Dabei wird Dual-SIM in der Kombination aus E-SIM und Nano-SIM unterstützt.

Stereo ist nicht alles

Darüber hinaus wirbt das Z Flip 4 mit Stereo-Sound, was im konkreten Fall leider bedeutet, dass man einen sehr blechernen und flachen Klang aus zwei Lautsprechern hören kann. Ebenfalls verwundert, dass hinter dem USB-C-Anschluss nur USB-2.0-Support steckt, was heißt, dass die Datenübertragungsraten niedriger als bei anderen aktuellen Smartphones sind. In Zahlen gefasst: Eine rund 10 GB große Datei war in rund 50 Sekunden via USB auf ein Pixel 6 Pro transferiert, während beim Z Flip 4 mehr als vier Minuten benötigt wurden.

Android 12

Bei der Software gibt es ebenfalls bereits Bekanntes, in diesem Fall ist das OneUI 4.1.1 auf Basis von Android 12. Wer jetzt groß nach spezifischen Optimierungen für den Foldable-Formfaktor sucht, wird neben den schon erwähnten Kameraoptimierungen recht wenig finden. Manche Apps nutzen die zwei Bildschirme für unterschiedliche Ansichten, wenn das Gerät halb aufgeklappt ist, im Gegensatz zum größeren Fold ergibt das aber nur selten Sinn – oder zumindest kaum mehr Sinn als bei einem regulären Smartphone.

Zusätzlich gibt es den Flex Modus, der für ausgewählte Apps automatisch aktiviert werden kann, wenn das Smartphone halb gefaltet ist. Dann wird das Display geteilt, oben gibt es die klassische Ansicht, unten eine Art Steuerzentrale mit Zugriff auf Benachrichtigungen, Screenshot-Funktion oder auch ein Touchpad. Auch das mag am Fold seine Berechtigung haben, am Flip mit seinem doch dann recht kleinen Platz für die verbliebene App wirkt das aber nach einer reinen Spielerei. Aber es wird sicher auch dafür Fans geben.

Samsung ermahnt seine Kunden eindringlich, mit dem Z Flip 4 sorgsam umzugehen. Ansonsten: einige Screenshots von OneUI 4.1.1 – Homescreen, Systemeinstellungen und Quick Settings.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Apps, Apps und noch mehr Apps

Kommen wir zur Software-Auswahl. Wie gewohnt installiert Samsung sehr viel vor. Neben zahlreichen Samsung- und Google-Apps gehören dazu auch Netflix, Spotify, Facebook und einige Microsoft-Programme. Zumindest lässt sich ein guter Teil davon restlos entfernen, weniger zweifelhaft macht es diese Art von Produktplatzierung aber nicht.

Erfreulicher ist da schon das Update-Versprechen. Mit vier versprochenen großen Updates sowie fünf Jahren an Sicherheitsaktualisierung ist Samsung in dieser Hinsicht derzeit der beste Hersteller. Im konkreten Fall muss allerdings relativierend angemerkt werden, dass das Z Flip 4 mit dem nicht mehr ganz aktuellen Android 12 ausgeliefert wird, womit einer der großen Versionssprünge bereits für das nahende Android-13-Update ansteht.

Apropos: OneUI 5 auf Basis von Android 13 befindet sich derzeit bereits im öffentlichen Betatest für die Galaxy S22-Reihe. Insofern ist davon auszugehen, dass bereits in wenigen Wochen ein stabiles Update folgt und dann als nächste die neuen Foldables von Samsung an der Reihe sind. Vor Jahresende sollte sich die neue Softwaregeneration für das Flip 4 jedenfalls locker ausgehen.

Verfügbarkeit

Der Preis wurde bereits kurz erwähnt: Die 128-GB-Ausführung des Galaxy Z Flip 4 kostet 1.099 Euro, das teuerste Modell (mit 512 GB) kommt auf 1.279 Euro. Als Schnäppchen kann man das eher nicht bezeichnen, vor allem aber ist das eben ein höherer Preis als noch im Vorjahr. Über die Hardwareupgrades kann man diesen nicht wirklich rechtfertigen, insofern schlagen hier wohl eher Pandemie-Effekte durch, die sich in den kommenden Monaten noch bei anderen Herstellern zeigen dürften.

Der offizielle Marktstart in Österreich ist für den 26. August vorgesehen. Wer das Z Flip 4 vorbestellt, bekommt ein Jahr Samsung Care+ kostenlos dazu. Damit will der Hersteller wohl die weiter nicht ganz ausgeräumten Sorgen über die langfristige Haltbarkeit von Foldables ausräumen. Ob man damit Zweifler bekehren kann, sei aber dahingestellt. Immerhin kursieren im Netz immer wieder unschöne Bilder von beschädigten Displays.

Der Flex Mode ist eine nette Spielerei – viel mehr aber auch nicht.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Fazit

Der große Wurf ist das Galaxy Z Flip 4 nicht. Dafür hat sich im Vergleich zum Vorgänger einfach zu wenig geändert, was gerade bei einer noch so jungen Produktkategorie doch überrascht. Mit etwas Abstand betrachtet ist die verbesserte Akkulaufzeit eigentlich die einzige substanzielle Verbesserung, der Rest sind durchaus willkommene, aber halt trotzdem Detailverbesserungen, die vielen auf den ersten Blick gar nicht auffallen würden. Die Erhöhung des Preises schmerzt, die Kameras bleiben enttäuschend.

Die Frage ist allerdings, ob all das die Zielgruppe sonderlich interessiert. Immerhin dürfte Samsung einen guten Teil der verkauften Flip-Smartphones weniger über Funktionalität als über den Lifestyle-Faktor abgesetzt haben. Und aus der Perspektive betrachtet ist das Flip 4 einfach ein etwas besseres Gerät mit mehr Farboptionen – was vielen schon reichen dürfte.

Trotzdem zeigt das Flip 4 gut, welch weiten Weg die gesamte Foldables-Sparte noch vor sich hat, auch wenn allein schon die Samsung'sche Marketingmacht dafür sorgen wird, dass sich die neue Hardwaregeneration besser als ihre Vorgänger verkauft. Und bis zum Jahr 2025 – und damit der Erreichung der ambitionierten Absatzziele – sind ja noch ein paar Jährchen. (Andreas Proschofsky, 21.8.2022)