Mit dem vorliegenden Energieradar wollen wir tagesaktuell festhalten, wie sich die Kennwerte an den Energiemärkten in Österreich entwickeln. Detaillierte Preisangaben und weitere Verbrauchsdaten finden Sie im weiteren Verlauf, einen Überblick über die Kostentrends erhalten Sie zunächst in diesem Diagramm.

Rund jeder fünfte Haushalt in Österreich bestreitet Teile seines Energieverbrauchs mit der Verbrennung von Erdgas. Es wird vorwiegend in Mehrparteienhäusern zur Beheizung des Wohnraums im Winter, in geringerem Ausmaß zum Erwärmen von Gebrauchswasser – etwa zur Körperpflege – und zum Kochen verwendet. Auch aus Gewerbe und Industrie ist Erdgas nicht wegzudenken.

Der Füllstand der österreichischen Erdgasspeicher schwankt im Jahresverlauf enorm. Im Frühjahr sinkt er auf durchschnittlich 40 Prozent der Gesamtkapazität (weicht von diesem Wert aber von Jahr zu Jahr oft um mehrere Dutzend Prozentpunkte ab). Um für die kalte Jahreszeit gewappnet zu sein, wurden die Speicher stets im Sommer und Herbst gefüllt, im langjährigen Mittel auf 80 Prozent. Als momentane Gesamtkapazität definiert die Austrian Gas Grid Management (AGGM) 76,9 Terawattstunden. (Mit einer Terawattstunde kann man rund 80.000 Durchschnittshaushalte ein Jahr lang versorgen.) In Reaktion auf die politische Lage stieg der Füllgrad 2022 von relativ niedrigem Niveau im März steiler als gewöhnlich. Im November wurde mit knapp 96 Prozent der Höchststand erreicht.

Bis zum Einmarsch in die Ukraine war die Russische Föderation jahrzehntelang Quasi-Monopolist für Erdgaslieferungen in viele europäische Staaten. In Österreich lag der Anteil russischen Gases lange Zeit bei 70 bis 80 Prozent. Dann setzte Putin die Liefermengen als Instrument seiner Kriegsstrategie ein, und die Empfängerstaaten versuchten, von sich aus ihre Abhängigkeit zu lösen. Dadurch sank die aus Russland in EU-Staaten gelieferte Gasmenge im Herbst 2022 erstmals auf weniger als 500 Millionen Kubikmeter pro Woche.

Diese Faktoren haben freilich auch Auswirkungen auf den Großhandelspreis für Erdgas. Die Schließung russischer Fernleitungen und deshalb begehrteres Gas aus anderen Förderstaaten ließen die Kosten steigen. Während sich der Marktpreis jahrelang auf relativ niedrigem Niveau zwischen zehn und 30 Euro pro Megawattstunde bewegte, erreichte er 2020 ein Rekordtief von weniger als fünf Euro. Noch vor dem Angriffskrieg verteuerte er sich allerdings 2021 auf Spitzen von weit über 100 Euro. 2022 erreichte er punktuell sogar mehr als 300 Euro und bleibt bei langfristig steigender Tendenz extrem volatil.

Die Schwankungen sind naturgemäß mit einiger Verzögerung auch auf dem Endkundenmarkt zu spüren. Der Betrag auf der Gasrechnung kann stark variieren; er hängt nicht nur vom individuellen Verbrauch eines Haushalts ab, sondern auch von Vertragsklauseln wie Neukundenrabatten, Langfristbindungen oder Floatingtarifen. In Kooperation mit dem österreichischen Tarifvergleichsportal Durchblicker bilden wir hier die tägliche Berechnung eines Durchschnittspreises für eine Kilowattstunde Erdgas bei Neuverträgen ab.

Schlüsselt man den Erdgaspreis nach Bundesländern auf, zeigen sich teils große Differenzen. Im Herbst 2022 etablierte sich ein Ost-West-Gefälle, so lag der Preis für eine Kilowattstunde Gas in Wien mehr als eineinhalb mal höher als in Vorarlberg.

Ob die gestiegenen Preise, ein neu erwachtes moralisches Bewusstsein zum Energiesparen oder schlicht die milden Herbsttemperaturen den Gaskonsum in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 zurückgehen ließ, wird wohl nicht abschließend zu beantworten sein. Die Zahlen zeigen jedenfalls, dass der Gasverbrauch sehr viel geringer ausfiel als in den Jahren zuvor.

Wegen der vielzitierten Merit-Order-Methode orientiert sich der Strompreis am Kurs der jeweils teuersten Herstellungsmethode. Im Fall der vergangenen Monate handelte es sich dabei um Elektrizität aus der Verbrennung von Erdgas. Darum unterlag der Kurs an der europäischen Strombörse Epex ähnlichen Schwankungen wie der Großhandelspreis für Erdgas. Dass der heimische Strom vornehmlich erneuerbar, nämlich aus Wasserkraft und gleichzeitig relativ günstig hergestellt wird, tut hier also wenig zur Sache.

Hier zeigen wir den täglichen Marktpreis für Strom auf Baseload-Basis (der Durchschnittspreis für Stromlieferungen rund um die Uhr), in freier Wildbahn kann Ihnen außerdem noch der Peakload (Stromlieferungen werktags zwischen acht und 20 Uhr, die in der Regel zu einem höheren Preis entgolten werden) unterkommen.

Analog zum Erdgas verhält es sich also auch beim Endkundenpreis für Strom. Die steigenden Großhandelskurse wurden im Laufe des Jahres an die Verbraucher weitergegeben. Ein durchschnittlicher, im Spätsommer abgeschlossener Vertrag über die Anlieferung von Strom in Österreich sah einen effektiven Kilowattstundenpreis von über 80 Cent vor; zu Jahresbeginn lagen die Kosten noch bei der Hälfte.

Ähnlich wie bei den Gaspreisen gibt es auch bei den Strompreisen je nach Bundesland große Unterschiede.

Da Strom in den Haushalten sehr viel seltener zum Beheizen verwendet wird, fällt auch die Kurve über die Jahreszeiten hinweg flacher aus. Ein leichter Rückgang in der zweiten Jahreshälfte 2022 beim Stromverbrauch (dargestellt ist die Netzlast, also aus dem Netz entnommener Strom) legt demnach nahe, dass nicht nur die milden Temperaturen im Herbst, sondern auch eine bewusste Energieeinsparung in der Bevölkerung zum Rückgang beitrug. Ein weiterer Grund für den geringeren Strombezug dürfte die zunehmende Selbstversorgung mittels Photovoltaikanlagen sein: Strom aus eigener Erzeugung, der direkt verbraucht wird, scheint in der Netzlast nicht auf.

Der Weltmarkt für Erdöl wird nicht so stark von den USA und Russland dominiert wie jener für Erdgas. Auch im Nahen und Mittleren Osten, in Fernost und auf dem amerikanischen Kontinent werden signifikante Mengen an Rohöl gefördert. Das ist einer der Gründe, warum der Marktpreis für Rohöl nicht dermaßen explodierte. Zwar kletterte er zwischenzeitlich auf mehr als 120 US-Dollar pro Barrel, in diesem Bereich bewegte er sich aber auch schon über lange Phasen in den frühen 2010er-Jahren.

Noch drastischer als bei anderen Energieträgern fiel der kriegsbedingte Sprung beim Preis für Heizöl aus. Mitte Jänner 2022 bezahlte man bei Abnahme von 3.000 Litern noch rund 90 Cent pro Liter, zwei Monate später hatte sich der Preis kurzfristig auf 1,80 Euro verdoppelt. Zwar erreichte Heizöl diesen Wert seither nicht mehr, die Kosten für Heizöl betragen aber weiterhin ein Vielfaches des noch 2021 üblichen Preises.

Obwohl der Rohölpreis also keine Rekordmarken erreichte, schnellte der Preis für Superbenzin in Österreich in nie gesehene Sphären. Erstmals mussten an Tankstellen mehr als zwei Euro pro Liter bezahlt werden. Das rief auch die Bundeswettbewerbsbehörde auf den Plan. Sie anerkannte zwar den Fakt, dass gestiegene internationale Preisnotierungen Haupttreiber für die höheren Kraftstoffpreise gewesen sind, schloss aber, dass es eine Entkopplung von den Rohölpreisen gab und sich "seit Beginn des Krieges in der Ukraine dennoch auch deutlich höhere Gewinnmargen bei den Raffinerien der Mineralölkonzerne" finden.

Wenig überraschend deckt sich die Kurve des Dieselpreises weitgehend mit jener für Superbenzin – zumindest bis Mitte August 2022. Während der Ottokraftstoff in der Folge in einem Korridor zwischen 1,60 und 1,80 Euro pendelte, verteuerte sich der Dieselpreis wieder auf mehr als zwei Euro.

Die Preise an den Zapfsäulen können steuer- und gebührenbedingt von Land zu Land teils deutlich variieren. Nicht zuletzt deshalb hat "Tanktourismus" als Begriff für Nachfüllfahrten in das grenznahe Gebiet von Billigspritstaaten Eingang in den Wortschatz gefunden. Früher führte der Tanktourismus vornehmlich ins günstige Österreich, zur Zeit liegt Österreich beim Dieselpreis im EU-Mittelfeld.

Wer sein Heim mit einem Pelletsofen heizt, steht nicht besser da als Besitzer von Gas- oder Ölheizungen, im Gegenteil. Eine Tonne des losen Biomasseguts war in Österreich lange Zeit um gut 200 Euro zu haben, im Frühsommer vervielfachte sich der Preis – auch wegen Panikkäufen – kurzfristig auf über 700 Euro. Trotz Entspannung im Herbst fallen die Heizkosten nach wie vor exorbitant höher als noch 2021 aus.

Zuletzt wollen wir mit einigen langjährigen Zeitreihen einen breiteren Blick auf die Energiebranche in Österreich werfen. Der Bruttoinlandsverbrauch gilt als jene Energiemenge, die zur Deckung des heimischen Energiebedarfs insgesamt notwendig ist. Er setzt sich zusammen aus dem energetischen Endverbrauch und dem nicht-energetischen Endverbrauch. Letzterer umfasst die zur Energieproduktion selbst notwendige Energie, ferner Transport- und Umwandlungsverluste sowie Messdifferenzen. Wichtiger aber ist der energetische Endverbrauch, der dem tatsächlich von uns allen benötigten Energiebedarf entspricht.

Der Energieverbrauch nach Sektoren zeigt, dass für den Verkehr und den Transport von Waren und Personen nach wie vor die meiste Energie eingesetzt wird – rund 350.000 Terajoule im Vorjahr. Dahinter folgen in etwa ähnlicher Größenordnung die privaten Haushalte und der produzierende Bereich. Der Energiebedarf des Agrarsektors ist heute quasi vernachlässigbar.

Schlüsselt man dieselbe Grafik nicht nach Sektoren auf, sondern nach der Herkunft der Energieträger, die für die Bedarfsdeckung herangezogen werden, ergibt sich folgendes Bild. Der hohe Energieverbrauch des Sektors Verkehr macht es erforderlich, dass noch immer immense Mengen an Erdöl in Form von Diesel und Benzin verbrannt werden müssen. Immerhin an zweiter Stelle folgt Energie aus erneuerbaren Quellen wie Wasser-, Wind- oder Sonnenkraft. Von Relevanz ist noch der Anteil an Gas, während Kohle immer seltener zum Einsatz kommt. Der gezeigte Stromanteil spiegelt die Nettoimporte elektrischer Energie wider, die zusätzlich zur Binnenerzeugung zur Bedarfsdeckung notwendig sind.

Nicht erst die Energiekrise 2022 ließ Kritik an unserem immer unstillbareren Energiehunger laut werden. Aber steigt unser Konsum tatsächlich so enorm? Im Gegenteil. Der Pro-Kopf-Verbrauch stieß mit 0,176 Terajoule im Jahr 2006 an seinen Plafond und ging seither wieder zurück. 2020 sank er – vor allem pandemiebedingt – gar auf den niedrigsten Stand seit 1995. Die Tendenz zeigt weiter nach unten.

Die sogenannte Shares-Methode (Short Assessment of Renewable Energy Sources) wurde von der Europäischen Union etabliert, um den Anteil der erneuerbaren Energie in den stark variierenden Energiesektoren der Mitgliedsstaaten vergleichbar zu machen. In Österreich stagnierte er jahrelang bei einem Drittel und betrug laut der letzten Berechnung 2021 rund 36,4 Prozent (2020: 36,5 Prozent).

36,4 Prozent klingt nicht nach einem Spitzenwert, doch im EU-Vergleich reiht sich Österreich damit auf Rang fünf (2020: Rang vier) ein. Lediglich Schweden, Finnland, Lettland und Estland erreichen höhere Anteile erneuerbarer Energie. Der EU-Schnitt betrug 2021 21,8 Prozent (2020: 22,0 Prozent), Schlusslichter waren mit weniger als 15 Prozent die Benelux-Staaten, Ungarn, Irland und Malta.

(Recherche, Texte, Programmierung: Michael Matzenberger, Robin Kohrs, Lisa Duschek, Sebastian Kienzl, Moritz Leidinger)