Ivona Dadic muss die EM abhaken.

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München – Siebenkämpferin Ivona Dadic hat auf ihre Disqualifikation im 200-m-Lauf am Mittwochabend bei der Leichtathletik-EM in München sportlich reagiert, aber auch einen Appell an die Kampfrichter gerichtet. "Im Zweifelsfall für den Athleten", sagte die 28-Jährige, die nach Tag eins auf dem fünften EM-Rang gelegen wäre. Sie müsse das aber nun abhaken, werde auf ihre gute Form aufbauen und am 17./18. September den Mehrkampf in Talence bestreiten.

Dadic hatte nach einer schwierigen Saison und dem Verzicht auf die WM zugunsten der EM-Vorbereitung starke Leistungen abgeliefert, in drei der vier Disziplinen des ersten Tages – inklusive der dann nicht geltenden 200 m – markierte sie Saisonbestleistungen. Bevor die Disqualifikation aufleuchtete, lag die EM-Vierte von Amsterdam 2018 auf dem fünften Rang, hatte nur 118 Zähler Rückstand auf die Zweitplatzierte.

Zweimal über der Linie?

"Was ich hundert Prozent einsehe, ist, dass man Regeln befolgen muss. Einmal darf man die Linie berühren, ich bin angeblich ein zweites Mal drübergestiegen", sagte die Athletin der Union St. Pölten. Aus dem ÖLV hatten u.a. Sportdirektor Gregor Högler und ihr Trainer Philipp Unfried die Videoaufzeichnungen angeschaut. Auf dem vergrößerten Foto sehe man zwischen der weißen Linie und ihrem hellen Schuh etwas Schwarzes, das werde wahrscheinlich die Bahn gewesen sein, meinte Dadic. Kampfrichter und Jury sahen das allerdings anders. Der ÖLV-Protest wurde abgelehnt.

Bei drei Kameraeinstellungen sei deutlich zu sehen, dass sie nicht auf der Linie war, bei einer sei es unklar, habe man ihr mitgeteilt. "Wenn es nicht klar erkennbar ist und dem Athleten kein Vorteil entsteht – ich bin ja nicht weniger weit gelaufen – wäre es fair gewesen, für den Athleten zu entscheiden. Es ist jetzt ziemlich hart, denn ich glaube, dieser Kampfrichter macht sich wenige Gedanken, was sich im Hintergrund für den Athleten alles abspielt."

Sie habe gute Leistungen abgeliefert, sie glaubt, man hätte es anders entscheiden können. "Nicht nur, weil ich es bin. Auch wenn es die größte Konkurrentin von mir wäre, und es geht um eine Medaille, ist das kein Grund einer Disqualifikation. Aber es ist anscheinend einer, ich muss das hinnehmen."

Den Siebenkampf fortzusetzen habe für sie keinen Sinn gemacht, sie wäre mit Abstand Letzte geworden. "Da verkaufe ich mich unter Wert. Ich war auch bis 2 Uhr in der Nacht munter, ich konnte nicht schlafen. Ich war schon ziemlich fertig, das ist ja auch normal." Rasch fiel die Entscheidung, noch einen Mehrkampf in dieser Saison zu machen. "Ich werde mich nochmals voll reinhauen und will Richtung Bestleistung gehen. Vielleicht endet das Jahr nochmals anders." (APA, 18.8.2022)