Bild nicht mehr verfügbar.

Mit natürlichen Braunstellen müssen Greenkeeper mittlerweile leben.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/MARIO TAMA

Mit einem Handicap der anderen Art hatten Golfspieler rund um die französische Stadt Toulouse vor einigen Tagen zu kämpfen. Golferinnen in den Klubs Vieille-Toulouse sowie Garonne des Sept Deniers konnten einfach nicht lochen. Denn: Die kleinen Einbuchtungen im Rasen waren bereits gefüllt – und zwar mit Zement. Klimaaktivisten hatten die Golfplätze zuvor ins Visier genommen, um gegen deren Bewässerung zu demonstrieren.

Der Hintergrund: Frankreich ist massiv von der anhaltenden Dürre betroffen. Anrainerinnen und Anrainer in besonders kritischen Regionen sind angehalten, Wasser zu sparen. Das bedeutet, weder Blumen im Garten gießen noch Autos waschen. Meldungen zufolge kritisierten Klimaaktivistinnen, dass Golfplätze von den Beschränkungen ausgenommen sind.

Gérard Rougier vom französischen Golfverband verteidigte die Ausnahmeregelung. Ein Golfplatz ohne Grün sei wie eine Eishalle ohne Eis, sagt er gegenüber dem Nachrichtenportal France Info.

Von Ost nach West

Die Aktion wirft auch hierzulande die Frage auf, wie viel Wasser Golfplätze eigentlich benötigen? Knapp 160 Klubs zählt der Österreichische Golfverband. Ein Rundruf des STANDARD bei Klubs von Ost nach West bringt vorerst die Erkenntnis, dass diese Frage nicht so einfach zu beantworten ist.

Laut Austrian Greenkeeping Association spielen viele Faktoren eine Rolle; etwa die Größe der Anlage, das Klima und die Bodenbeschaffenheit der jeweiligen Region. Abhängig ist die Menge des Verbrauchs auch von den Wasserressourcen; gibt es einen eigenen Teich, oder muss Fremdwasser zugekauft werden? Auch die Art der Bewässerungsanlage und deren Wartung sind ausschlaggebend. Um zumindest punktuell Antworten zu bekommen, geben drei Golfklubs Auskunft über ihren Wasserverbrauch.

Die 18-Loch-Anlage des Golfclubs Seefeld-Wildmoos in Tirol etwa liegt auf 1300 Meter Seehöhe. Niederschlag und Morgentau sorgen laut dem Platzverantwortlichen Jakob Moncher auch derzeit für Feuchtigkeit. Bewässert werden Abschläge und Greens, das beschreibt den Bereich, wo sich das Loch mit der Fahne befindet, jeden zweiten bis dritten Abend bzw. Nacht mit circa 30 Kubikmeter Wasser. Die Fairways, also die Spielbahn zwischen Abschlägen und Greens, bekämen kein Wasser. "Mit natürlichen Braunstellen muss man leben können", sagt Moncher.

Nächtlicher Beregnung

In dieselbe ausgetrocknete Kerbe schlägt Robert Bacher. Er ist Greenkeeper im Golfclub Bad Gastein in Salzburg. Die 18-Loch-Anlage hat eine Größe von 45 Hektar. Das sei mittelgroß. Das Wasser für die derzeit nahezu tägliche oder besser gesagt nächtliche Bewässerung stamme aus dem eigenen Teich und umfasse zwischen 40 und 60 Kubikmetern.

Bewässert werden auch hier Abschläge sowie Greens und damit knapp zwei Hektar. Der Rest müsse ohne Bewässerung auskommen. Auf den Greens habe der Rasen eine Länge von 3,6 Millimetern. "Der Ball muss gut rollen beim Putten", sagt Bacher, und: "Je kürzer der Rasen, desto schneller trocknet er aus."

Das weiß man auch bei Öko Golf Neusiedler Csarda im Burgenland. Der Golfklub liegt mitten im Naturschutzgebiet Natura 2000. Das bedeutet: keine fremden Gräser pflanzen, nicht düngen oder Pestizide einsetzen, und Bewässern ist nur "im dringenden Bedarfsfall erlaubt". Grüns dürfen also nur so viel bewässert werden, dass sie bespielbar bleiben. "Braun ist das neue Grün", sagt Georg Maas, stellvertretender Präsident des Klubs. Auf dem Platz ist daher "alles ein wenig ruppiger". Genaue Zahlen zum Wasserverbrauch würden erst erhoben.

Kritik an Bewässerung

Hubert Holzmann, Leiter des Instituts für Hydrologie und Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien, sieht die Bewässerung von Golfplätzen während Trockenphasen, in denen eine eingeschränkte Wassernutzung diskutiert wird, kritisch. Eine Bewässerung solle primär Verdunstungsverluste ersetzen. Diese könne an einem Hitzetag mit über 30 Grad durchaus fünf bis acht Liter pro Quadratmeter betragen. Aufgerechnet auf einen Hektar wären das 50 bis 80 Kubikmeter Wasser. Würden von diesem Hektar nur 30 Prozent bewässert werden, so wären das circa 20 Kubikmeter pro Tag, rechnet Holzmann vor. Damit könnten circa 150 Personen mit Trink- oder Brauchwasser versorgt werden. (Julia Beirer, 19.08.2022)