Von Tromsø bis Trapani das gleiche Bild: Seit Monaten bleiben nennenswerte Regenfälle aus, das sorgt für niedrige Pegelstände in Flüssen und Seen, an vielen Orten auch für einen zurückgehenden Grundwasserspiegel – und damit für teils massive Probleme für die Landwirtschaft.

Hungerstein in der Elbe im tschechischen Děčín (2018).
Foto: Reuters / David W Czerny

Dieses Phänomen mag durch den menschengemachten Klimawandel verstärkt werden, doch neu ist es nicht. In mehreren europäischen Flüssen dokumentieren "Hungersteine" seit Jahrhunderten extrem niedrige Pegelstände, die in der Folge mitunter zu Hungersnöten führten. Viele enthalten Warnungen wie jener Hungerstein, der bei Děčín im tschechischen Teil der Elbe liegt: "Wenn du mich siehst, dann weine."

Die ältesten bekannten Inschriften stammen aus den Jahren 1417, 1473, 1616, 1654 und 1666 – besonders gut dokumentiert sind diese normalerweise unter der Wasseroberfläche liegenden Hungersteine am Verlauf von Elbe, Rhein und Mosel. Aber auch in Österreich soll es sie gegeben haben: So berichtete das Neuigkeits-Welt-Blatt 1925 von Hungersteinen in der Grazer Mur, die auf Dürren im 16. und 17. Jahrhundert hingewiesen hätten.

Viele Hungersteine sind wegen Flussregulierungen in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr auffindbar. Zuletzt verewigte sich Greenpeace 2018 medial wirksam auf dem Domfelsen in Magdeburg: "Wenn du mich siehst, ist Klimakrise." (Gianluca Wallisch, 19.8.2022)