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Die international tätige Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment (SBO) arbeitet wieder auf Anschlag. Grund ist die hohe Nachfrage nach Spezialbohrgestänge und -motoren, die das in Ternitz (NÖ) ansässige Unternehmen an alle großen Öl- und Gasbohrunternehmen dieser Welt verkauft.

Entsprechend gut sieht die Bilanz von SBO im ersten Halbjahr 2022 aus. Bei einem von 129,5 Millionen auf 222,7 Millionen Euro erhöhten Umsatz verbesserte sich das Betriebsergebnis (Ebit) von 8,9 Millionen auf 44,8 Millionen Euro. Unterm Strich verdiente SBO 34,4 Millionen Euro, nach 4,2 Millionen im ersten Halbjahr 2021.

Stark gestiegen ist auch der Auftragseingang, er hat sich in der Berichtsperiode auf 271,5 Millionen Euro verdoppelt. "In vielen Bereichen sind wir für 2022 schon ausgelastet und können gar keine Aufträge für heuer mehr annehmen", sagte SBO-Vorstandsvorsitzender Gerald Grohmann dem STANDARD.

Rückenwind sollte anhalten

Dass der Rückenwind, den SBO nun spürt, bald abreißen könnte, glaubt Grohmann nicht: "In den vergangenen sieben Jahren ist sehr wenig in Exploration und Produktion (E&P) investiert worden, es gibt einen großen Nachholbedarf." Grund sei gewesen, dass Saudi-Arabien den Ölpreis nach unten "geprügelt" habe, um US-Fracking-Firmen aus dem Markt zu drängen – ohne Erfolg. Dann kam Corona, und die Nachfrage ging stark zurück.

SBO profitierte im Halbjahr von stark gestiegenen Investitionen in Exploration und Produktion (im Bild eine Ölförderanlage in den USA).
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Zwei weitere Punkte nennt Grohmann, warum SBO, aber auch Kunden wie Schlumberger, Baker Hughes oder Halliburton auch für 2023 optimistisch sind. Die Opec verfüge nur mehr über wenig Reservekapazität, der Puffer, Nachfragespitzen abzufangen, sei sehr dünn geworden. Außerdem sei gerade eine Entwicklung raus aus russischem Gas und hinein in nichtrussisches Öl zu beobachten.

Verantwortung in Russland

In Russland will SBO "die Stellung halten", als Unternehmen habe man auch eine gewisse Verantwortung für die dort teilweise viele Jahre schon beschäftigten knapp 100 Mitarbeiter, sagte Grohmann. Auch sei man internationalen Bohrunternehmen im Wort, sie zu servicieren.

Obwohl das Kerngeschäft nach dem gelungenen Turnaround im Vorjahr brummt, arbeitet SBO am Aufbau eines zweiten Standbeins. Wie bereits im März angekündigt, geht es um Energy-Transformation und Green Tech. Eine mittlerweile eingegangene Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut in Freiburg, das sich auf Wasserstoff und Wasserstoffderivate wie Ammoniak oder E-Fuels spezialisiert hat, zeigt, in welche Richtung es gehen könnte. 2030 soll der Bereich gleich groß sein wie das Kerngeschäft.

SBO gönnt sich aber auch selbst etwas: Kommende Woche erfolgt der Spatenstich für eine PV-Anlage, die auf 6.000 Quadratmetern nicht genutzten Firmengeländes in Ternitz Anfang 2023 Solarstrom erzeugen soll. (Günther Strobl, 19.8.2022)