Die Feuerwehren sind auch am Freitag im Unwettereinsatz – hier ein Einsatzfoto der Freiwilligen Feuerwehr Kapfenberg vom Donnerstag.

Foto: APA/FF KAPFENBERG - DIEMLACH

Wien/Innsbruck/Bregenz – Anhaltende intensive Niederschläge haben in Vorarlberg für zahlreiche Feuerwehreinsätze gesorgt. Die ZAMG hatte für Freitag eine Regenwarnung für den Westen Österreichs ausgegeben, ein Genuatief sorgte vor allem in Vorarlberg und in Teilen Nordtirols für starke Niederschläge. Während die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) in Vorarlberg die Lage am Vormittag noch als "nicht allzu dramatisch" einschätzte, waren die Feuerwehren dann ab Mittag im Dauereinsatz.

Gemeldet wurden Wassereintritte in Gebäude, vor allem vollgelaufene Keller und Garagen. Unterführungen wurden überschwemmt, mehrere Straßen waren wegen Überflutung gesperrt. So standen Abschnitte der Bregenzerwald Straße (L200) und der Schweizer Straße (L202) zeitweise unter Wasser. Zunächst blieben die Pegel der meisten Vorarlberger Bäche und Flüsse nach der langen Trockenheit im Niedrigwasserbereich, mit Fortdauer der Regenfälle meldeten dann vor allem Gewässer in den Bezirken Dornbirn und Bregenz Hochwasser.

120 Liter pro Quadratmeter

Nach Angaben der ZAMG verzeichnete Feldkirch in den vergangenen zwölf Stunden Niederschlagsspitzen von bis zu 120 Liter pro Quadratmeter, in Dornbirn und Bregenz waren es 114 Liter. Dabei ergaben sich regional große Unterschiede, so fielen etwa in Sulzberg (Bregenzerwald) zunächst nur 16 Liter. In ihrer Regenwarnung hatte die ZAMG verbreitet Niederschlagsmengen von 50 bis 80 Liter prognostiziert, punktuell könnten aber auch bis zu 150 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Noch bis zum Abend seien kräftige Regenfälle zu erwarten, in der Nacht sollten diese dann in Schauer mit vereinzelten Regenpausen übergehen, hieß es aus der ZAMG am Nachmittag. Eine Beruhigung sei für Samstag zu erwarten.

Laut der Vorarlberger Landeswarnzentrale fielen im Rheintal in sechs Stunden bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter, das sei "eine absolute Ausnahme". Solche statistischen Ausreißer kämen aber in den Langzeitmodellen immer wieder einmal vor, so Fachbereichsleiter Franc Magnes. Flutereignisse an den großen Flüssen erwarte man derzeit nicht, da die Flüsse zuvor Niedrigwasser geführt hatten. Kleinräumig seien allerdings Bäche über die Ufer getreten. Im Rheintal sei die größte Intensität der Niederschläge am Nachmittag überschritten worden, man rechne mit einer Verlagerung in den Bregenzerwald. Zudem sei laut den Prognosen ein Ende absehbar.

Lage in Tirol entspannter

In Tirol waren bis Freitagmittag keine nennenswerten Unwettereinsätze zu verzeichnen. Im Westen des Landes regnete es zunächst nur leicht, im Innsbrucker Zentralraum und im Unterland war es vorerst nur teils stark bewölkt. Für den Tagesverlauf wurde aber anhaltender, stärkerer Regen prognostiziert. Die größten Regenmengen sollen wahrscheinlich nördlich des Inn, an der Grenze zu Bayern, fallen. In der Nacht auf Samstag soll sich der Niederschlagsschwerpunkt stärker ins Unterland verlagern.

Bis zu Mittag regnete es auch in Kärnten immer wieder, zum Teil heftig und mit Gewittern. Am Nachmittag entspannte sich die Lage dort etwas, stellenweise muss aber mit weiteren Niederschlägen gerechnet werden. Weiterhin gewittrig bleibt es auch in der Steiermark, ein Unwetter zieht hier in Richtung Norden. Am Nachmittag sind wieder heftige Gewitter möglich. In Oberösterreich regnet es heftig, wobei die ZAMG zwischenzeitige Sonnenfenster voraussagt. Am Nachmittag ist aber auch hier weiterhin mit Gewittern zu rechnen.

Schwere Unwetter sind am Donnerstag über Teile Österreichs gezogen. Insgesamt wurden fünf Menschen getötet. Aufnahmen aus Kärnten und der Steiermark zeigen die Zerstörung nach den Unwettern.
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In Niederösterreich sind lokale Regenfälle und Gewitter möglich, aber nicht so häufig wie im Süden und Westen des Landes. Generell bleibt es im Osten des Bundeslandes inklusive Wien sowie im Burgenland demnach eher heiß und schwül, Regen und Gewitter sollen nur fallweise auftreten.

Auch in Deutschland muss mit Unwettern gerechnet werden. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Dauerstarkregen am Alpenrand. Dabei ist im Lauf des Freitags und des Samstags "extrem ergiebiger Dauerregen" mit 50 bis 140 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 48 Stunden möglich, verstärkt durch Gewitter. Auch im restlichen Altbayern könnte es demnach mit Mengen zwischen 50 und 80 Litern pro Quadratmeter anhaltend stark regnen. (red, APA, dpa, 19.8.2022)

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