Medienjournalist Brian Stelter verlässt CNN.

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Ohne seine Sendung hält es Brian Stelter nicht länger bei CNN: Der langjährige CNN-Journalist verlässt den Newssender, weil dieser das Medienmagazin "Reliable Sources" einstellt. Stelter war Chefkorrespondent für CNN Worldwide und arbeitete seit 2013 für CNN.

CNN beendet "Reliable Sources" am kommenden Sonntag. "Wir schätzen seine Beiträge für den Sender und wünschen ihm alles Gute für seine neuen Unternehmungen", sagte ein Sendersprecher. Gründe für Stelters Abgang nannte er nicht.

Opfer von Warner-Investor Malone

Im Bereich Medienjournalismus ist Stelter eine Institution. Über die Trennung wird entsprechend spekuliert. Eine Theorie der Nachrichtenseite "Vox" besagt, dass Stelter ein Opfer von John Malone geworden sei, dem milliardenschweren Kabelmagnaten und mächtigsten Investor von Warner Brothers Discovery Inc, dem heute CNN und der Rest des ehemaligen Time Warner gehören. Malone gilt als politisch eher rechts, obwohl er Donald Trump während dessen Amtszeit kritisch gegenüberstand. Der Medienmogul ist zudem ein enger Vertrauter von CNN-CEO David Zaslav.

Stelter war als Trump-Kritiker bereits Zielscheibe für Spott von Fox-News-Moderatoren wie Tucker Carlson. Nachdem CNN-Boss Jeff Zucker im Februar entlassen wurde, kritisierte Stelter Malone, weil dieser gesagt hatte, er wünsche sich, dass CNN mehr wie Fox News sei, weil nur Fox News "echten Journalismus" produziere.

Sparen in der Not

Weitere Spekulationen betreffen das finanzielle Gerüst von Warner Brothers Discovery, das offenbar einigermaßen wackelt. Der Medienriese ist hochverschuldet, zuletzt war von Einsparungen von drei Milliarden Dollar die Rede. Dazu könnten aufsehenerregende Strategieänderungen zählen, etwa die Einstellung des fast fertiggestellten "Batgirl"-Films, anstatt ihn zu veröffentlichen, sowie Entlassungen beim Streaminganbieter HBO Max. Stelter soll Berichten zufolge rund eine Million Dollar im Jahr verdient haben.

Stelters Sendung und sein täglicher Medien-Newsletter sind in Medienkreisen hochangesehen, weshalb die Sparzwangtheorie als eher wenig wahrscheinlich gilt.

"Ich bin dankbar für meine neun Jahre bei CNN, stolz auf das, was wir mit 'Reliable Sources' erreicht haben, und dankbar für die Zuschauer, die jede Woche einschalten und unsere Auseinandersetzung mit den Medien, der Wahrheit und den Geschichten, die unsere Welt prägen, verfolgen. Es war ein seltenes Privileg, eine wöchentliche Sendung zu leiten, die sich auf die Presse konzentriert, und das in einer Zeit, in der sie noch nie so wichtig war wie heute", sagte Stelter in einem Statement.

Bevor Stelter zu CNN kam, arbeitete er bei der "New York Times" als Reporter für Fernsehen und digitale Medien. Er schrieb mehrerer Bücher, zuletzt "Hoax: Donald Trump, Fox News, and the Dangerous Distortion of Truth". (red, 19.8.2022)