Dominik Wlazny gab die notwendigen Unterstützungserklärungen am Freitag bei der Bundeswahlbehörde ab.

APA / Roland Schlager

Es ist eine nicht zu unterschätzende Hürde, vor allem für Kandidaten, die nicht von einer Partei unterstützt werden: 6.000 Unterstützungserklärungen sind notwendig, um sich für das Rennen um das Amt des Bundespräsidenten zu qualifizieren. Das gilt für alle gleichermaßen – sowohl für Amtsinhaber als auch für von Parteien unterstützte Kandidaten sowie Privatpersonen.

Einer, der diese Hürde erfolgreich genommen hat, ist Dominik Wlazny, besser bekannt als Marco Pogo. Der Musiker und Chef der Bierpartei hat seine 6.000 Unterstützungserklärungen am Freitag bei der Bundeswahlbehörde abgeliefert. Dass ihm dies so schnell gelungen sei, habe ihn "überrascht", sei aber "eine tolle Sache", sagte er. Vor der letzten Bundespräsidentenwahl 2016 reichte übrigens die unabhängige Kandidatin Irmgard Griss als Erste ihre Unterstützungserklärungen ein.

Dominik Wlazny alias Marco Pogo, der auch Frontman der Band Turbobier ist, zelebrierte das Überspringen der Hürde medienwirksam.
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Gut gehütetes Geheimnis

Andere aussichtsreiche Kandidaten sind indes noch am Sammeln – und machen um die Zahl ihrer bislang erhaltenen Unterschriften ein gut gehütetes Geheimnis.

So will Amtsinhaber Alexander Van der Bellen, haushoher Favorit im Rennen um die Hofburg, keine Zahlen nennen. Man wolle "breite Unterstützung aus ganz Österreich", diesbezüglich "sieht es sehr gut aus", lässt ein Sprecher Van der Bellens wissen. 2016 reichte Van der Bellen rund 17.000 Unterstützungserklärungen ein – deutlich weniger als die damaligen Kandidaten von ÖVP (Andreas Khol, 40.827), SPÖ (Rudolf Hundstorfer, 30.768) und FPÖ (Norbert Hofer, 20.000). Auch der aktuelle FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz will keinen Zwischenstand bekanntgeben. Sein Sprecher verwies nur darauf, dass es "gut läuft" und man sich "über jede einzelne Unterstützungserklärung" freue.

Kein Geheimnis daraus macht der ehemalige FPÖ- und BZÖ-Politiker und jetzige Blogger Gerald Grosz. Dieser hält nach Eigenangaben mit Stand Mittwoch bei 3.255 Unterstützungserklärungen. Täglich kämen 700 bis 900 weitere hinzu. Dass Grosz die Hürde schafft, davon ist er überzeugt: "Ich hoffe, dass nächste Woche fix ist, dass auch Gerald Grosz am Stimmzettel steht", sagte er dem STANDARD. Grosz gratulierte außerdem seinem Kontrahenten Wlazny alias Pogo. "Das ist ein großes Zeichen der demokratischen Reife." Selbst setzt der 45-jährige Steirer mit dem Slogan "Make Austria Grosz Again" großteils auf Social-Media-Kanäle. "Stände wie Marco Pogo habe ich keine."

Bürokratischer Aufwand

Erst vergangene Woche gab der Anwalt und Ex-Krone-Kolumnist Tassilo Wallentin seinen Einstieg in den Wahlkampf als parteiunabhängiger Kandidat bekannt. Wallentin wurde auch als Kandidat der FPÖ gehandelt, die Freiheitlichen nominierten letztlich Mitte Juli den Volksanwalt Walter Rosenkranz. Wallentin bestätigte Gespräche mit der FPÖ, sagte aber dem STANDARD: "Mit einer starren Parteiideologie kann ich nichts anfangen."

Wie viele Unterstützungserklärungen Wallentin bislang sammeln konnte, gibt er vorerst nicht bekannt. Er sprach von "vielen positiven Rückmeldungen", noch ist aber offen, ob er es auch auf den Stimmzettel schafft. "Es wird sehr knapp", meinte Wallentin. Immerhin müssen bis 2. September – oder samt Nachfrist bis voraussichtlich 6. September – 6.000 Unterschriften vorgelegt werden. Dass Unterstützerinnen und Unterstützer dafür persönlich zum Gemeindeamt oder Magistrat kommen müssen, bezeichnete Wallentin als "irrwitzigen bürokratischen Aufwand". Ab kommender Woche will der Anwalt, der von Frank Stronach unterstützt wird, auch "auf die Straße" gehen und Infostände aufbauen.

MFG-Chef Brunner geht von Antritt aus

In Schweigen in Sachen Anzahl an Unterstützungserklärungen hüllt sich auch der MFG-Vorsitzende Michael Brunner. Diese sollen über das Wochenende ausgezählt und voraussichtlich Anfang kommender Woche kommuniziert werden. Brunner geht davon aus, dass man die Hürde überschreiten werde. Der Zuspruch sei "sehr groß".

Auch der Politikberater Thomas Hofer beobachtet das Treiben der Kandidaten, die für die Hofburgwahl kandidieren wollen, genau. Dass Wlazny bereits jetzt öffentlich gemacht hat, die Unterschriften beisammen zu haben, sei laut Hofer aus kommunikationstechnischer Sicht durchaus geschickt. Damit könne dieser ein Signal aussenden, "nicht nur Spaßkandidat" zu sein. Denn genau das sei Wlaznys Problem, dass er "die ganze Zeit zwischen Spaß und Ernst pendelt".

Der Musiker und Bierpartei-Chef habe allerdings eine gewisse Organisationsstruktur und durchaus die Chance, ein paar Stimmen von Van der Bellen abzuholen, denn das linke Feld sei nicht so mit Kandidaten überfüllt wie das rechte, wo es "schon einen gewissen Kannibalisierungseffekt" gebe.

Van der Bellen tue derzeit das, was zu erwarten war, meint der Politikberater: "Er versucht, diesen Wahlkampf hinauszuzögern, weil er weiß, dass jede tagespolitische Aufladung schwierig ist für ihn", verweist Hofer auf Van der Bellens Doppelrolle als amtierender Bundespräsident und Kandidat für die Hofburg. Bislang sei es jedenfalls noch ein "Wahlkampf mit angezogener Handbremse". (Sandra Schieder, David Krutzler 19.8.2022)