Rudolf Schrefl, CEO von "Drei", und Marcus Grausam, CEO von A1, wollen in Zukunft beim Glasfaserausbau zusammenarbeiten.

Krisztian Juhasz, Vienneamotion KG
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Auch wenn in den vergangenen Monaten Plätze gutgemacht wurden: Österreich ist nach wie vor unter den Schlusslichtern, was die Zahl der Glasfaseranschlüsse in den Haushalten (Fiber to the Home, FTTH) betrifft. Das liegt unter anderem auch an der geringen Nachfrage nach dem superschnellen Festnetzinternet, wie die Aufsichtsbehörde RTR jüngst in einer Untersuchung herausfand. 950.000 möglichen FTTH-Anschlüssen steht eine aktive Nachfrage von 190.000 Anschlüssen gegenüber.

Mobiles Netz für viele noch ausreichend

Das liegt zum Teil auch daran, dass Österreich ein wenig Opfer des eigenen Erfolgs wurde. Denn: Während die Zahl der Glasfaseranschlüsse noch hinterherhinkt, steht Österreich bei der Versorgung mit mobilem Breitband deutlich besser da. Für viele Menschen reicht eben auch Mobilfunknetz aus dem Würfel. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Installation ist mühelos, keine Stemmarbeiten, kein Kabelverlegen, einstecken und fertig. Aber: Mobile Netze sind aktuell nicht für Gigabit-Geschwindigkeiten, also ab 1.000 Mbit/s, ausgelegt.

Tarife von "Drei" im Netz von A1

Dazu kommt eine Geschlossenheit des Marktes: Wenn etwa A1 als größter Anbieter das Glasfasernetz auf eigene Kosten ausbaut, dann musste man als Kunde bisher auch zu einem A1-Tarif wechseln – aus marktwirtschaftlicher Sicht logisch, aber nicht besonders kundenfreundlich. Das soll sich jetzt ändern, wie der CEO von A1, Marcus Grausam, und "Drei"-CEO Rudolf Schrefl am Freitag in Wien bekanntgaben. Die beiden Telekom-Unternehmen sind eine strategische Partnerschaft eingegangen, im Zuge derer "Drei" in Zukunft auch im A1-Glasfasernetz Tarife anbieten wird. Für den Kunde heißt das: mehr Auswahl, denn der Tarifanbieter muss in Zukunft nicht mehr zwingend identisch mit dem Netzbetreiber sein.

Marcus Grausam, CEO von A1.
Krisztian Juhasz, Vienneamotion KG

Der A1-Chef spricht von einem Paradigmenwechsel im Glasfaserausbau in Österreich. Durch die Öffnung des A1-Breitbandnetzes für "Drei" erhofft man sich bei A1 steigende Nachfrage und eine Belebung des Marktes. 17 ähnliche Partnerschaften ist A1 bis jetzt eingegangen, wer die weiteren Partner sind, ließ sich Grausam jedoch nicht entlocken. Fix ist: "Wir müssen die Nachfrage stimulieren und Partnerschaften eingehen." Vereinfacht gesagt: Wer schon jahrelang Kunde bei "Drei" ist, der wechselt vielleicht nicht einfach so auf ein Breitbandangebot von Netzbetreiber A1.

Kostenvorteile für die Kunden

"Drei"-CEO Rudolf Schrefl spricht gar von einer einmaligen Chance für Österreich, den flächendeckenden Ausbau von Glasfaserinfrastruktur voranzutreiben. Denn: "Wir haben vor allem im ländlichen Bereich massiven Aufholbedarf." Das Mobilfunkgeschäft bleibe zwar der Hauptfokus von "Drei", aber einige Anwender, vor allem Firmenkunden und Power-User, hätten steigenden Bedarf nach Glasfaser. Gleichzeitig könne man durch die Partnerschaft entstehende Kostenvorteile an die Kunden weitergeben.

"Drei"-CEO Rudolf Schrefl.
Krisztian Juhasz, Vienneamotion KG

Bandbreitenbedarf steigt an

Noch stockt die Nachfrage nach Glasfaser, aber das werde sich bald ändern, sind Grausam und Schrefl überzeugt. In der Pandemie hätte man schon gesehen, dass hohe Uploadgeschwindigkeiten durch Anwendungen wie Videotelefonie immer wichtiger werden. Aktuell machen Videos 70 bis 80 Prozent des Traffics im A1-Netz aus, Tendenz steigend. Kommen dann noch Anwendungen dazu, die hohe Bandbreiten voraussetzen – wie etwa Cloud-Gaming –, werde auch die Nachfrage deutlich anziehen, so Grausam. Allein sei der Weg zur "Gigabit-Gesellschaft", wie es im Plan der Bundesregierung heißt, nur schwer zu bewältigen: "Ohne Partnerschaften ist es ein schwieriger Stunt", sagt Schrefl.

A1 investiert derzeit jährlich rund 600 Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur. 200.000 Haushalte werden pro Jahr an das Glasfasernetz angeschlossen. Derzeit wird die Kooperationsvereinbarung zwischen A1 und "Drei" von der Aufsichtsbehörde RTR geprüft. Wenn diese grünes Licht gibt, soll die Zusammenarbeit mit Jahreswechsel beginnen. (pez, 19.8.2022)