Roman Wallner (links) und Roland Linz beim Abschlusstraining vor dem Testspiel gegen die Schweiz 2002. Das Sturmduo gehörte zu den wenigen Lichtblicken bei der 2:3-Niederlage.

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Als vor 20 Jahren das Testspiel zwischen der Schweiz und Österreich abgepfiffen wurde, dachte wohl niemand, dass dieses den heimischen Fußball jahrzehntelang verfolgen würde. Die Austria Presse Agentur sah bei der 2:3-Pleite ein "Basler Trauerspiel" und nur wenige Lichtblicke: Der 20-jährige Roman Wallner erzielte an diesem 21. August 2002 beide ÖFB-Tore, der 21-jährige Roland Linz einen Assist. "Mit diesen jungen Stürmern habe ich eine Riesenfreude", sagte Teamchef Hans Krankl nach dem Spiel. "Um die wird uns vielleicht in einigen Jahren ganz Europa beneiden." Ein Spruch, der legendär wurde und bis heute zum Vokabular österreichischer Fußballfans gehört.

"Krankl hat das damals aus der Emotion heraus gesagt", sagt Wallner dem STANDARD. "Ich muss schmunzeln, wenn ich den Spruch höre. Keine Ahnung, warum er sich so lange gehalten hat. Die Öffentlichkeit belächelt ihn eher, weil er sich eben nicht bewahrheitet hat. In Österreich reibt man so etwas Leuten gerne rein."

Wallner spielte sich Anfang der 2000er bei Rapid ins Rampenlicht. Nach überstandenem Kreuzbandriss erkämpfte sich der Torjäger schnell einen Stammplatz. 2001 wurde er zu "Österreichs Fußballer des Jahres" gekürt. "Wie groß mein Talent war, müssen andere beurteilen", sagt Wallner. "Ich wollte einfach nur immer Fußball spielen."

Wiedersehen mit Linz

Bei Hannover 96 durfte er das nicht so oft. Ihm fehlte Trainer Ewald Lienens Vertrauen. Abseits des Platzes sorgte Wallner für Negativschlagzeilen. "An gewissen Situationen war ich einfach selbst schuld", sagt der Steirer.

Die Zeit bei der Admira danach hätte er sich "gerne erspart". Gehälter blieben monatelang aus, also zog der Stürmer weiter zur Austria und traf dort auf: Roland Linz. "Wir waren Freunde, sind gemeinsam aufgewachsen", sagt Wallner, der die Sturm-Graz-Jugend durchlief. Linz startete parallel in Leoben durch, empfahl sich so der Austria. 2006 kürte er sich zum Torschützenkönig und bejubelte mit Wallner den Meistertitel. Nachdem sich Investor Frank Stronach zurückgezogen hatte, bauten die Veilchen den Kader um. Linz zog es nach Portugal (Boavista Porto, Sporting Braga). Wallner stürzte sich 2007 erneut ins Ausland, zum FC Falkirk.

Wiedersehen mit Krankl

Für die Schotten lief er nur zweimal auf. Ausbeute: ein Nasenbeinbruch. Eine Kurzleihe zum Zweitligisten Hamilton und der Transfer zu Apollon Kalamarias folgten. In Griechenland gelang ein Traumeinstand: Ein 1:0-Sieg gegen Olympiakos Piräus. "Und dann hat das Theater angefangen", sagt Wallner.

Laut Weltverband durfte ein Spieler innerhalb einer Saison nicht für drei Klubs kicken. Olympiakos legte Protest ein. Das Verfahren zog sich bis zum Internationalen Sportgerichtshof. "Ich wusste wochenlang nicht, ob ich spielen kann. Meine Mitspieler haben mir schon gesagt, ich soll heimfliegen." Das Match wurde letztlich 0:3 strafverifiziert. Olympiakos wurde Meister, Apollon stieg ab.

Nach einem Zwischenstopp bei Skoda Xanthi kehrte Wallner zurück nach Österreich zum LASK und traf dort auf: Hans Krankl. "Er war eine Vaterfigur für mich", sagt Wallner über den Coach. "Er hat mich in schwierigen Situationen immer unterstützt. Das gab mir Selbstvertrauen."

Hans Krankl war von 2002 bis 2005 Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft.
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Der Stürmer fand in Linz zu alter Form, führte nach der Herbstsaison die Schützenliste mit 14 Toren an und feierte ein Nationalteam-Comeback. Salzburg schnappte sich den Torjäger und Wallner zwei weitere Meistertitel. "Mir hat die Zeit dort getaugt", sagt er. "Ich habe Titel gewonnen und konnte international spielen."

Letzte Station Grödig

Wegen der anwachsenden Konkurrenz (Soriano, Alan, Jantscher) heuerte er beim deutschen Viertligisten Leipzig an. Nach verpasstem Aufstieg setzte der Verein auf jüngere Spieler. Wallner kickte noch für Innsbruck und Grödig, beendete 2019 seine Karriere.

"Ich hatte Höhen und Tiefen. Vielleicht war ich manchmal zu ungeduldig. Im Ausland habe ich mich nicht durchgesetzt", sagt der Vater einer 14-jährigen Tochter. "Aber für österreichische Verhältnisse hat es schon gepasst. Ich war ein Beißer und habe nach Rückschlägen nie aufgegeben." 370 Spiele und 112 Tore für sieben Bundesligisten bezeugen dies, er gehört zum Legendenklub der Liga. "Viele sagen, ich habe nicht immer wie ein Profi gelebt. Aber jeder hat mal schlechtere Phasen. Ich habe hart gearbeitet, sonst hätte ich mich nicht so lange auf diesem Niveau gehalten."

SAK-Trainer

Seit Mai 2020 trainiert Wallner den Salzburger AK 1914 in der Regionalliga Salzburg. Zudem absolviert er aktuell den Uefa-Pro-Lizenz-Kurs und ein Fernstudium zum Sportmanager und -betriebswirt. "Viele Leute haben Vorurteile und sehen mich als Krätzn. Dabei kennen sie mich nicht", sagt der 40-Jährige. "Ich hoffe, dass ich als Trainer anders wahrgenommen werde."

Krankls Spruch sah er nie als Bürde. Auch für Linz, der 2011 nochmals Bundesliga-Torschützenkönig wurde, blieb er ohne negative Folgen. Krankl sagte dem STANDARD: "Roland Linz und Roman Wallner hatten eine schöne Karriere. Ich hatte also recht." (Andreas Gstaltmeyr, 22.8.2022)