Die Eröffnungspressekonferenz zur Neugestaltung des Pratersterns nahmen Aktivistinnen und Aktivisten zum Anlass, um gegen "Greenwashing" und den Verbau einer Fläche in der nahen Venediger Au sowie gegen die Stadtstraße zu protestieren.

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Die Eröffnung des umgestalteten Wiener Pratersterns am Dienstagvormittag hatten sich Stadträtin Ulli Sima (Verkehr) und Stadtrat Jürgen Czernohorszky (Klima, Umwelt) ganz anders vorgestellt. Und daran war nicht das Wetter schuld. Bei einer nicht öffentlich vorangekündigten Pressekonferenz hatte Sima gerade erwähnt, dass die Grünfläche sowie die Anzahl der Bäume am Praterstern verdoppelt wurden, als ihr Redebeitrag von rund zehn Demonstrierenden unterbrochen wurde. Diese rollten im Zuge der Störaktion ein Banner aus, auf dem "Greenwashing ist keine Klimapolitik" geschrieben stand, gleichzeitig skandierten sie: "Klimaschützen ist kein Verbrechen".

Rund zehn Aktivistinnen und Aktivisten sorgten bei der Pressekonferenz zur Eröffnung des umgestalteten Pratersterns für eine Störaktion.
DER STANDARD

Die Aktivistinnen und Aktivisten nahmen auch auf die Verbauung einer Grünfläche bei der Venediger Au nahe dem Praterstern Bezug, auf der eine Sporthalle entstehen wird, und protestierten zudem gegen den Bau der Stadtstraße sowie gegen die – auf Eis gelegte – Lobau-Schnellstraße. Die Veranstaltung wurde für mehrere Minuten unterbrochen. Zum Abschluss verlegten die Aktivistinnen und Aktivisten ihren Protest in das neue Wasserspiel auf dem Praterstern. "Wir sind bereit, mehr für unsere Kinder zu tun, als nass zu werden", sagte ein Demonstrant.

"Wir sind bereit, mehr für unsere Kinder zu tun, als nass zu werden", sagte ein Demonstrant.
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Erst am Vortag war bekannt geworden, dass das letzte große Protestcamp gegen die Errichtung der Wiener Stadtstraße in der Donaustadt vor der Räumung stehen dürfte. Am Montagvormittag fand ein Gespräch zwischen Beamten der Stadt, der Exekutive sowie Aktivistinnen und Aktivisten vor Ort in der Anfanggasse statt. Dabei soll ihnen nahegelegt worden sein, das Camp freiwillig zu verlassen.

Umweltstadtrat Czernohorszky bestätigte dem STANDARD am Dienstag, dass eine Räumung als letztes Mittel wohl bevorstehen dürfte. Auf dem Grünareal wird seit fast genau einem Jahr eine angemeldete Versammlung von Aktivistinnen und Aktivisten abgehalten. Nun müssten dort aber dringend Baumpflegemaßnahmen durchgeführt werden. Außerdem sei die hygienische Situation vor Ort problematisch, Anrainer hätten dies zuletzt vermehrt kritisiert. Das Areal des Protestcamps müsste wieder für eine öffentliche Nutzung zur Verfügung gestellt werden, sagte Czernohorszky. "Das ist ja der Sinn dieser Grünanlage."

Wann eine Räumung über die Bühne gehen soll, sagte der Stadtrat nicht. Er habe die Hoffnung auf eine Lösung ohne Zwangsmaßnahmen noch nicht aufgegeben.

Praterstern-Grünfläche wurde verdoppelt

Die Eröffnungs-Pressekonferenz nach dem Umbau des Pratersterns konnte nach der ersten Störaktion zwar fortgesetzt werden. Sima und Czernohorszky vermieden es jedoch tunlichst, den Protest auch nur in einem Wort in ihren Statements zu erwähnen. Das holte wenig später Neos-Gemeinderat Stefan Gara nach: "Ich finde es gut, dass man protestiert", sagte er. Die strittigen Punkte müsse man aber gemeinsam demokratisch aushandeln.

Die Grünflächen am Praterstern wurden auf 8.000 Quadratmeter verdoppelt, sagte Stadträtin Sima.
APA / Hans Klaus Techt

Den Praterstern selbst bezeichnete Gara als "klimafitte Visitenkarte" der Stadt. Czernohorszky meinte: "Wenn es immer heißer wird, müssen wir die Stadt auch verändern." Die Aufenthaltsqualität auf dem Platz wurde mit dem Umbau jedenfalls verbessert – auch wenn der "Stern" die Aura des Verkehrsknotenpunkts, der werktags von rund 150.000 Personen frequentiert wird, nicht ganz ablegen kann. Immerhin wird der Praterstern auch von einem mehrspurigen Quasi-Kreisverkehr eingefasst, auf dem Tausende Autos pro Tag verkehren.

23 Bäume werden im Herbst noch zusätzlich gepflanzt.
APA / Hans Klaus Techt

Insgesamt 56 zusätzliche Bäume

Laut Sima wurden die Grünflächen auf 8.000 Quadratmeter verdoppelt, dazu kommen 56 zusätzliche Bäume. 33 davon wurden bereits gepflanzt, 23 kommen im Herbst noch dazu. 13 neue Bäume sind sogenannte XXL-Platanen mit großen Kronen.

Der Platz vor dem Bahnhof mit S-Bahn, U-Bahn sowie Straßenbahn- und Bus-Haltestellen wirkt offener und leichter zugänglich. Verschwunden sind die begrünten Pflanzenkäfige sowie die Stangen-Pergola. Stattdessen wurde das laut Sima größte Wasserspiel der Stadt umgesetzt: 330 Nebel- und Wasserstrahldüsen, die auf 500 Quadratmetern sternförmig angelegt sind, sollen in künftigen Hitze-Sommern für Abkühlung – und auch für Wasserspaß bei Kindern – sorgen. Alexander Nikolai, Bezirksvorsteher in Wien-Leopoldstadt, will zudem auf dem Platz kulturelle Veranstaltungen abhalten.

Ist das Wasserspiel abseits des Hochsommers nicht in Betrieb, sollen auf diesem Platz auch kulturelle Veranstaltungen abgehalten werden können.
APA / Hans Klaus Techt

190 neue Sitzmöglichkeiten wurden im Bereich des Pratersterns geschaffen. Laut Stadt wurde auch die Zahl der Fahrrad-Abstellanlagen um ein Drittel auf 340 erhöht. Abgegrenzt wird der Platz von einem 2,5 Meter breiten, begrünten Ring aus Pflanzenbeeten: Hier wachsen leicht erhöht Ziergräser und Kleinsträucher.

Es gibt 190 neue Sitzmöglichkeiten, darunter auch die sogenannten Pratoide.
Foto: Regine Hendrich

Noch ist der Umbau nicht ganz abgeschlossen: Neben den 23 fehlenden Bäumen, die im Herbst gepflanzt werden, ist auch noch die Eröffnung des neuen vegetarischen Lokals "habs/GUT" ausständig. Diese soll im Herbst folgen. (David Krutzler, 23.8.2022)