In Butscha, einem Vorort von Kiew, kam es im Frühjahr 2022 zu einem Massaker an der ukrainischen Zivilbevölkerung.

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Linz – Die Ukraine militärisch unterstützen? Das geht gar nicht. 50 Prozent der österreichischen Wahlberechtigten sind absolut, weitere 25 Prozent eher schon dagegen, etwa Waffen an das von Russland überfallene Land zu liefern – völlig dafür sind gerade einmal fünf Prozent, weitere zehn Prozent haben zumindest gewisse Sympathien für diese Idee. Nur ein Nato-Beitritt als Reaktion auf den Krieg wäre noch weniger populär. Das geht aus der aktuellen Market-Umfrage für den STANDARD hervor.

Diese Umfrage zeigt aber auch: Nur 25 Prozent sind völlig, weitere 21 Prozent überwiegend damit einverstanden, dass Österreich die EU-Sanktionen gegen Russland mitträgt. Diesen 46 Prozent Befürwortern stehen 40 Prozent gegenüber, die überwiegend (18 Prozent) oder ganz sicher (22 Prozent) gegen die Sanktionen sind.

Spaltung entlang von Parteilinien

Befürworter der Sanktionen sind besonders im städtischen Raum zu finden – in den Landeshauptstädten und in Wien stehen 34 bis 35 Prozent voll hinter den Sanktionen. Drei Viertel der Wählerschaft der Grünen und jeweils deutlich mehr als die Hälfte der Wählerschaft von SPÖ, ÖVP und Neos steht zu den Sanktionen. Die Anhänger von FPÖ und MFG sind zu gut zwei Dritteln gegen die Sanktionen, die politisch derzeit unentschlossenen Wahlberechtigten zu mehr als der Hälfte.

Umgekehrt sagen 13 Prozent, Österreich solle "auf jeden Fall besondere Handelsbeziehungen zu Russland pflegen, um Gas zu bekommen", weitere 21 Prozent neigen dieser Meinung überwiegend zu. Auch hier ist dasselbe Muster entlang der Parteilinien zu erkennen: FPÖ- und MFG-Gefolgsleute sind für derartige Beziehungen zu Russland, Grünen-, Neos- und ÖVP-Wähler mit besonderer Entschiedenheit dagegen. Vier von zehn Befragten sagten zudem, Österreich solle in der EU auf eine freundlichere Politik gegenüber Russland hinwirken.

Die breiteste Zustimmung gibt es allerdings für Dinge, die in Österreich selbst passieren müssen: 66 Prozent stehen vollkommen hinter dem Plan, eine alternative Energieversorgung wie Biomasse, Windräder und Solaranlagen zu forcieren – weitere 17 Prozent sind "eher schon" dafür. Große Mehrheiten gibt es auch dafür, die Ukraine humanitär mit Hilfsgütern zu unterstützen und Flüchtlingen Schutz zu gewähren.

Klare Mehrheit für höheres Wehrbudget

Jeweils etwas mehr als die Hälfte der Befragten ist für eine Nachrüstung des Bundesheers und eine Erhöhung des österreichischen Verteidigungsbudgets – jeweils ein Drittel ist dagegen, und der Rest ist unentschieden. Die stärkste Unterstützung bekommt das Bundesheer aus der ÖVP-Wählerschaft und von Freiheitlichen, aber auch die Grünen-Wählerinnen und -Wähler sind mit (allerdings sehr kleiner) Mehrheit einverstanden.

DER STANDARD ließ auch fragen, wer nach Meinung der Österreicherinnen und Österreicher am Krieg in der Ukraine schuld ist. Vier von fünf Befragten geben Russland die Schuld, aber ein Drittel sieht auch eine Schuld bei der Ukraine und den USA, ein gutes Viertel sieht eine (Mit-)Schuld der Nato, jeder Elfte auch bei den Vereinten Nationen.

Und noch einen weiteren Rat geben die befragten Wahlberechtigten der Politik: Rund zwei Drittel meinen, Österreich solle sich als Reaktion auf den Krieg möglichst unauffällig verhalten. (Conrad Seidl, 23.8.2022)