Hornissen sind zwar größer als Bienen und Wespen, dennoch sind die Menge ihres Giftes und die Wirksamkeit weniger groß als bei manch anderen Insekten.

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Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei Stiche einen Menschen. Diesen Spruch kennen vermutlich viele und haben ihn im Kopf, wenn sie eine Hornisse sehen. Aber ist ein Stich dieses – doch eigentlich als friedlich geltenden – Insektes wirklich so gefährlich? "Nein, ganz im Gegenteil", sagt Harald Hertz, Chefarzt beim Wiener Roten Kreuz. Und er erklärt: "Die Menge des Giftes und seine Wirksamkeit sind bei Hornissen sogar kleiner als etwa bei Wespen oder Bienen."

Trotzdem kam es am vergangenen Wochenende im Burgenland zu einem tragischen Unfall, als ein Mann vermutlich in einen Hornissenschwarm kam und kurze Zeit später verstarb. Warum der Mann die Stiche nicht überlebte, darüber kann der Chefarzt nur spekulieren: "Vermutlich kam es zu mehreren Hornissenstichen gleichzeitig. Wenn er dann auch noch im Bereich des Mundes und der Nase gestochen wurde, kann es zu Schwellungen und Atemnot kommen." Möglich ist natürlich auch, dass der Mann allergisch auf die Stiche reagierte.

Friedliche Brummer

Hornissen gelten als sehr friedliche Tiere, die Menschen niemals ohne Grund angreifen würden. Und trotzdem kommt es immer wieder vor, dass man von ihnen gestochen wird. Darum raten Fachleute dazu, ruhig zu bleiben, wenn Hornissen, Wespen oder Bienen in die Nähe kommen. Denn erst wenn sie sich bedroht fühlen, etwa durch wildes Hin-und-her-Schlagen mit den Armen, kann es passieren, dass sie auch zustechen.

An sich stellt ein Stich von einer Hornisse kein großes gesundheitliches Problem dar. Die Einstichstelle kann, ähnlich wie bei einem Wespen- oder Bienenstich, rot werden, anschwellen und brennen. Direkt nach einem Stich empfiehlt Hertz, die Stelle zu kühlen: "Dann ziehen sich die Gefäße zusammen, und das Gift breitet sich langsamer im Körper aus." Auch kurze Hitzeeinwirkung kann helfen. "Mit einem sogenannten Bite-away-Stift wird die Einstichstelle für maximal sechs Sekunden auf 51 Grad erhitzt", weiß der Chefarzt. Das Gift, das vor allem aus Eiweißen besteht, wird durch die Hitze zerstört. Möglicherweise könnten dadurch auch allergische Reaktionen des Giftes verhindert werden, jedoch "gibt es dazu noch keine aussagekräftigen Studien", betont der Experte.

Allergie als Gefahr

Trotzdem kann der Stich einer Hornisse auch gefährlich werden – etwa wenn eine allergische Reaktion auftritt. Der Chefarzt erklärt: "Wenn nach dem Stich der Blutdruck abfällt und man sich schwach fühlt oder einem schwindelig wird, sollte sofort die Rettung gerufen werden." Das könnten Vorzeichen einer Allergie sein. Wer bereits weiß, dass er allergisch ist, sollte in jedem Fall immer einen Epi-Pen mit Adrenalin bei sich tragen. "Dieser wird an den Oberschenkel gehalten und durch drücken eines kleinen Kopfes wird automatisch Adrenalin in den Muskel abgegeben und eine allergische Reaktion verhindert.

Wer keinen Epi-Pen dabeihat und vermutet, eine allergische Reaktion auf den Stich zu bekommen, sollte sofort den Notarzt rufen. Denn: Auch wenn es zuvor zu keiner Allergie nach Insektenstichen kam – sie kann plötzlich auftreten. Und der Chefarzt fügt hinzu: "Auf keinen Fall sollte die betroffene Person im Auto zum nächsten Arzt gefahren werden. Damit könnte wertvolle Zeit verstreichen. Die Rettung trifft auf jeden Fall schnell genug ein, um die Allergie zu stoppen."

Gefährlich kann ein Insektenstich auch werden, wenn man in den Mund, den Rachen oder die Nase gestochen wird. Dann könne es "zu Schwellungen in diesen Bereichen und darauffolgender Atemnot kommen", weiß Hertz. Auch in diesem Fall sollte die Rettung gerufen werden. Dass es dieses Jahr häufiger als sonst zu Insektenstichen kommt, kann der Experte nicht beobachten und ergänzt: "Noch vor sechs bis sieben Jahren gab es viel mehr Wespen und Hornissen, als es im Moment der Fall ist." (Jasmin Altrock, 23.8.2022)