ÖBB-Chef Andreas Matthä fordert vom Staat mehr Förderungen.

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Alpbach – Preise für Strom und Gas schießen fast ungebremst in die Höhe, sowohl Politik als auch Unternehmen sind gefordert, einen Ausweg aus der aktuellen Misere zu finden. ÖBB-Chef Andreas Matthä kündigte am Dienstagabend beim Forum Alpbach an, bis zum Jahr 2030 "mehr als eine Milliarde Euro zu investieren", um die hauseigene Stromproduktion auszubauen. "Wasser, Sonne, Wind" lauten die drei Schlagworte. Konkret sollen Wasserkraft und Windenergie ausgebaut und mehr Photovoltaik-Anlagen aufgestellt werden.

Vergangenes Jahr habe die ÖBB mit ihren eigenen neun Kraftwerken rund 750 Gigawattstunden (GWh) Strom produziert. Das entspreche mehr als einem Drittel des Jahresbedarfs an Bahnstrom, sagt Matthä. Dieser Strom werde aber auch zur Versorgung von Bahnhöfen und Betriebsgebäuden genutzt. Die Eigenproduktion solle um bis zu 300 GWh ausgebaut werden.

Forderung nach Förderungen

Das Bahnsystem sei als "nicht öffentliches Stromnetz" aber derzeit leider von Förderungen ausgeschlossen. Matthä fordert deswegen einmal mehr Investitionsförderungen für Bahnstromanlagen. Damit ließe sich der aktuell geplante Zuwachs in der Eigenerzeugung aus Photovoltaik und Wind bis 2030 verdreifachen.

Er spricht sich ein weiteres Mal für schnellere Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energieprojekte aus. Der 59-Jährige fordert sogenannte Go-to-Areas – Flächen entlang von Bahnstrecken mit verkürzen Genehmigungsverfahren für Windkraft- und Photovoltaikanlagen.

Kritik an Merit-Order

Im Zug der extrem ansteigenden Energiepreise wurde in den vergangenen Wochen das System zur Energiepreisbildung – die Merit-Order – immer wieder hinterfragt. Matthä bezeichnet das Konzept als "nicht mehr zeitgemäß". Als ÖBB überlege man, wie man den Preisanstieg für Bahnstrom dämpfen könne. Das würde durch eine Entkoppelung vom Gaspreis gelingen und Bahnstrom auch für Mitbewerber günstiger machen. (red, 23.8.2022)