Verdi hatte Mitte Juli den Güter- und Containerumschlag in den Nordseehäfen weitgehend lahmgelegt.

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Bremen/Hamburg – Der Tarifkonflikt um die Entlohnung von 12.000 Hafenarbeitern in den deutschen Nordseehäfen ist beigelegt. Die Entgelte in Vollcontainerbetrieben sollen rückwirkend ab 1. Juli um 9,4 Prozent erhöht werden, wie die Gewerkschaft Verdi nach einer zehnten Verhandlungsrunde mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) am Dienstag in Bremen mitteilte. In den konventionellen und den Stückgut-Hafenbetrieben steigen die Entgelte um 7,9 Prozent.

Ab 1. Juni 2023 erhöhen sich die Löhne um weitere je 4,4 Prozent. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Allerdings wurde ein Sonderkündigungsrecht für den Fall vereinbart, dass die Inflation auch im nächsten Jahr noch so hoch ist.

Die Zustimmung der Tarifkommission steht noch unter dem Vorbehalt, dass die Verdi-Mitglieder in den betroffenen Betrieben damit einverstanden sind. Am 5. September soll die finale Entscheidung in der Kommission fallen, wie Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Strapazierte Lieferketten

In der Tarifkommission habe es ein "relativ eindeutiges" Stimmungsbild für die Annahme gegeben, zumal es gelungen sei, noch einmal spürbar bessere Bedingungen für die Beschäftigten herauszuholen, so die Gewerkschafterin. Damit ist ein erneuter Arbeitskampf in den Häfen mit großer Wahrscheinlichkeit vom Tisch.

Zuletzt hatte Verdi dort Mitte Juli den Güter- und Containerumschlag weitgehend lahmgelegt. Zuvor gab es bereits Warnstreiks, die eine Schicht beziehungsweise einen Tag gedauert hatten. Mit der Einigung wurde in letzter Minute ein Streik abgewendet, den die Gewerkschaft bereits vorbereitet hatte.

Für die ohnehin strapazierten Lieferketten kam der Konflikt zu einer schwierigen Zeit. Der globale Containerschiffsverkehr ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor zweieinhalb Jahren zunehmend aus dem Takt geraten. Jede Störung, etwa Lockdowns in einzelnen Häfen, eine Havarie wie die der Ever Given im Suezkanal oder eben Arbeitskämpfe, bringt zusätzlich Sand ins Getriebe und mindert die Pünktlichkeit der Schiffe.

Konflikt um Ausgleich zu Inflation

Verdi und der ZDS hatten seit Monaten um einen neuen Tarifvertrag die Beschäftigten in den Nordseehäfen gerungen. Im Kern drehte sich der Konflikt zuletzt darum, wie mit der Verdi-Forderung nach einem Ausgleich der zurzeit überbordenden Inflation umgegangen werden soll.

Die Gewerkschaft bestand in dem festgefahrenen Streit auf einer Sicherung der Reallöhne für alle Beschäftigten über die gesamte Laufzeit eines Tarifabschlusses. Während Verdi einen zwölfmonatigen Tarifvertrag favorisierte, strebten die Arbeitgeber eine Laufzeit von 24 Monaten an. (APA, 23.8.2022)