Handschellen, bitte? Innenminister Gerhard Karner macht den Schmetterling bei Armin Wolf in der "ZiB 2".

Foto: ORF TVthek Screenshot

Es kommt nicht oft vor, dass "ZiB 2"-Anchorman Armin Wolf im Interview zu einer Reise eingeladen wird. Er möge mit ihm etwa nach Oberpullendorf fahren, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Man hätte sich dort an ihn gewandt, etwas gegen jene zu tun, die über die Grenze kämen. Es sei ein Faktum, "dass wir eine Welle haben, die da ist".

Wolf will das nicht einfach so glauben. Er führt Kritiker ins Treffen, die meinten: Immer, wenn es der ÖVP schlecht gehe, ziehe sie das Ausländerthema hoch. Womöglich nun in Form der aktuellen Online-Kampagne gegen illegale Migration.

Mit dieser will Karner unter anderem Einreisewilligen aus Tunesien, Indien und Pakistan vermitteln, keine Chance auf Asyl zu haben. Wolf setzt dagegen*: Auch aus diesen drei Ländern hätten 48 Personen Schutz bekommen – 34 von ihnen Asyl, 14 humanitären Schutz. Dies belege, dass Karners Aussage unwahr sei, Menschen aus diesen Ländern hätten "keine Chance auf Asyl".*

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) erklärt die Motivation für seine Online-Kampagne gegen illegale Migration. Er spricht auch zur rechtswidrigen Abschiebung der jungen Tina und ihrer Familie nach Georgien. Zum Schluss gibt er noch ein Statement zum Verhalten der Polizei gegenüber der verstorbenen Frau Dr. Kellermayr ab.
ORF

Gegenerzählung mit erhobenem Zeigefinger

Karner wehrt sich abstrakt: Es ginge um eine "Gegenerzählung", die der Hoffnungsgeschichte der Schlepper entgegentritt. Karners Gestik ist dabei dynamisch bis fahrig. Er arbeitet gerne mit erhobenem Zeigefinger.

Handschellen, bitte!

Am interessantesten in puncto Körpersprache war aber jener Interviewteil, bei dem es um Tina ging. Wolf führte ins Treffen, ein Höchstgericht habe entschieden, dass deren Abschiebung rechtswidrig war. Ob er sich schon bei Tina entschuldigt habe? Diese Frage wollte der Minister nicht beantworten, es ging hin und her. Wolf geißelte Karners Antworten als falsch. Der Minister hielt die damaligen Behördenentscheidungen für richtig. Dabei legte er die Handflächen oft zu einer Art Schmetterlingsposition zusammen. Es sah aus, als würde Karner bitten, ihm Handschellen anzulegen. Kurios. (Ljubiša Tošić, 24.8.2022)