Da sitzt nicht nur das Geld in der Falle, wenn man von seiner Hausbank alte Banknoten bekommt und damit ins Ausland fährt.

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Da haben beide groß geschaut. Der Mann am Schalter der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) in Zürich, als ihm Frau Sprüngli (Name geändert, Anm.) den 100-Franken-Schein rüberschob. Und die Frau Sprüngli, als ihr der nette Mann erklärte, dass das ein alter Schein sei, mit dem sie in der Schweiz nichts mehr kaufen könne – abgesehen von einem Zugticket. Denn die SBB sei seit November 2021 neben der Nationalbank die einzige Institution, die das alte Geld noch nehme. Und natürlich die Banken in der Schweiz. Aber auch nur, wenn man dort ein Konto hat. Das hat Frau Sprüngli nicht.

Schweizerin im Burgenland

Frau Sprüngli ist 76 Jahre alt und lebt schon seit Jahrzehnten im Burgenland. Manchmal besucht sie Familie und Freunde in der Schweiz. Vor jeder Fahrt in die Schweiz holt sie sich bei ihrer Hausbank, der Erste Bank in Eisenstadt, ausreichend Schweizer Franken für die Reise. So auch heuer, Mitte März.

Wenige Tage vor ihrer Abreise in die Schweiz wollte sie für 2500 Euro Schweizer Franken bei ihrer Hausbank abholen. "Ich muss die immer eine Woche vorher bestellen, hat man mir gesagt, weil man solche Frankenbeträge nicht vorrätig habe." Als ihr die Dame am Schalter der Erste Bank dann Schweizer Franken für umgerechnet 25.000 Euro runterzählt, unterbricht Frau Sprüngli die Prozedur und macht die Bank auf den Fehler aufmerksam. Die Dame hinter dem Schalter bedankte sich kurz, und erklärte Frau Sprüngli dann aber, dass eh alles mit Kameras überwacht werde und man am Abend schon rausgefunden hätte, wer das in der Kassa fehlende Geld nun habe.

SBB, besser als Erste Bank

Zu dem Zeitpunkt wusste Frau Sprüngli noch gar nicht, dass sie mit dem Packerl 100er-Scheine, das sie bekommen hat, eh nichts kaufen kann. Das erfuhr sie erst in der Schweiz am SBB-Schalter. "Der Mann hat mich sogar gefragt, ob ich noch mehr alte Scheine hätte, und wechselte mir drei weitere", erzählt Frau Sprüngli.

Vor wenigen Tagen reiste die Dame wieder in die Schweiz. Kurz davor war sie mit den alten Schweizer Franken wieder bei der Erste Bank in Eisenstadt und bat darum, dass man ihr das alte Geld in aktuelle Scheine wechsle. Das lehnte die Frau am Schalter ab. "Aber sie bot mir an, das Geld in Euro zu wechseln – wofür ich dann noch einmal hätte Spesen zahlen müssen." Beim Tausch von 2500 Euro in die alten Schweizer Franken waren das immerhin 37,96 Euro.

Reaktion der Bank

"Der Kollegin an der Kassa ist ein Fehler passiert", erklärt die Erste Bank auf Nachfrage. "Es hatte zuvor jemand alte Schweizer Franken in der Filiale an der Kassa umgetauscht. Diese hätten normalerweise sofort für die Rückführung an die Nationalbank in ein anderes Fach gelegt werden müssen. Leider ist das nicht passiert, und die andere Kollegin hat sie bei der nächsten Auszahlung ausgegeben." Es kommt aber noch besser.

"Die Kollegen aus Eisenstadt stehen auch schon mit der Kundin in Kontakt. Sie kann selbstverständlich dort die alten Schweizer Franken zurückgeben und bekommt entweder Euro oder ‚neue‘ Schweizer Franken. Alle damit verbundenen Gebühren gehen natürlich auf uns, und der Kundin werden in keinster Weise Kosten entstehen." Zudem sei die Sache ein Einzelfall, versichert die Erste Bank.

Am selben Tag ist Frau Sprüngli bei einer Verwandten in der Schweiz. Am Nachmittag fuhr sie zur Nationalbank und tauschte die alten Scheine in neue um. "Mich hat niemand kontaktiert", sagt sie. "Das wäre ja auch nicht gegangen. Mein Mobiltelefon funktioniert in der Schweiz nicht, außerdem hat die Erste Bank ja meine Nummer gar nicht." (Guido Gluschitsch, 25.8.2022)