Nach 76 Jahren landete Hausmann in Bruck an der Mur vor dem Insolvenzrichter. Während der Corona-Krise mit zahlreichen Lockdowns wurden zu wenig Textilien, Leder-, Papier-, Geschirr-, Haushalts- und Spielwaren verkauft.

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Wien – Die Insolvenz des steirischen Großhändlers A. Hausmann ist nicht nur für die 250 Beschäftigten und die Lieferanten bitter. Sie betrifft auch die Republik Österreich und das gleich auf mehreren Ebenen. Denn der Staat gehört zu den größeren Gläubigern des Unternehmens in Bruck an der Mur.

Seit dem Frühjahr 2020 haben die staatliche Förderbank AWS, die steirische Förderagentur FSG und die Covid-19-Finanzierungsgesellschaft des Bundes (Cofag) zwischen April 2020 und März 2021 insgesamt rund vier Millionen Euro an Bürgschaften und Zuschüssen dem aufgrund der Corona-Pandemie ins Strudeln gekommenen Großbetrieb gewährt.

Zwanzig Prozent Quote

Angestrebt wird von Hausmann laut Auskunft der Gläubigerschutzverbände AKV und Creditreform ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung, in Aussicht gestellt wird den insgesamt 450 Gläubigern eine Schuldentilgungsquote von 20 Prozent binnen zwei Jahren. Aktiva von rund 17,2 Millionen Euro (Buchwert) stehen Passiva von rund 26,2 Millionen Euro gegenüber. Zum Insolvenzverwalter wurde am Mittwoch Rechtsanwalt Helmut Fetz aus Leoben bestellt, Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung sind am 21. September anberaumt.

Hilfe von drei Stellen ...

Ob das Unternehmen, das Niederlassungen in Wiener Neudorf, Freistadt, Bergheim (Salzburg), Graz, Klagenfurt und Villach betreibt und im März 2020 einen Spielwarengroßhandel in Freistadt (Jahresumsatz sechs Millionen Euro) übernommen hat, redimensioniert oder zerschlagen wird, entscheiden Masseverwalter und Gläubigerversammlung. Beteiligt ist Hausmann an mehreren Handels- und Vertriebshäusern (Multikauf, Etralog, Trend’s, Macro und Tip Top), das Geschäftsjahr 2020 beschloss man laut dem im Firmenbuch hinterlegten Jahresabschluss mit einer schwarzen Null.

Die staatlichen Unterstützungsleistungen von der Kurzarbeit (bis Juni 2022) über Fixkostenzuschüsse, Umsatzersatz und Überbrückungskredite mit AWS-Garantien reichten dennoch nicht. Sie vermochten insgesamt sechzehn Wochen Lockdown in den Jahren 2020 und 2021 nicht wettzumachen. Zu groß waren die Umsatzausfälle im stationären Einzelhandel. Das Onlineangebot von Großhändler Hausmann beschreiben die Gläubigerschützer als ausbaufähig. Den Rest erledigten die darauffolgenden Lieferausfälle.

... im Monatsrhythmus

Ob und wie die staatlichen Hilfsmaßen aufeinander abgestimmt waren, lässt sich kaum eruieren. Dass sich die von der AWS im April, Mai und Juni 2020 gewährten Bürgschaften (zunächst 1,8 Millionen Euro, dann 500.000 und dann weitere 540.000 Euro) mit den Zuschüssen der steirischen SFG über knapp 80.000 Euro teilweise überschnitten haben, legt den Verdacht nahe, dass es eher keine Abstimmung gab zwischen Bundes- und Landeseinrichtungen – ein Umstand, der von Experten und Wirtschaftsforschern seit Jahren scharf kritisiert wird. Die jüngste im EU-Transparenzregister gelistete AWS-Bürgschaft vom 11. März 2021 über 450.000 Euro wurde übrigens fast zeitgleich mit dem Cofag-Zuschuss über 752.709 Euro gewährt. Gereicht hat es für Hausmann dennoch nicht.

Dem Sanierungsplan muss die Mehrheit der Gläubiger zustimmen, die mehr als die Hälfte der Forderungen innehaben müssen.

Glück im Unglück

Der Staat hat bei Hausmann offenbar mehr Glück gehabt als das Unternehmen selbst. Die 2020 und 2021 gewährten Zuschüsse und Bürgschaften (für Kredite) der Förderagenturen SFG, AWS und Cofag im Volumen von insgesamt rund 4,12 Millionen Euro wurden bis 30. Juni fristgerecht zurückgeführt, teilte Hausmann am Donnerstag mit.

Für die Mitarbeiter in Oberösterreich gibt es Hoffnung: Der Standort Freistadt ist laut Sanierungsplan profitabel und wesentlicher Baustein für die Fortführung des Unternehmens, wird betont.

Fragen zur Cofag

Ob und wie die von der Cofag in der Coronakrise reichlich gewährten Hilfsgelder vom dafür eigens eingesetzten Cofag-Beirat kontrolliert wurden, will Neos-Wirtschafts- und Sozialsprecher Gerald Loacker in einer parlamentarischen Anfrage erfahren. Laut Rechnungshof hat dieser Beirat, dem die Oppositionsparteien trotz Aufforderung der Regierung nicht beitraten, die zugesagte Mitbestimmung und Kontrollfunktion nicht erfüllen können, von Transparenz ganz zu schweigen. Denn die Mitglieder sind zur Verschwiegenheit verpflichtet – nur ein Umstand, warum sich SPÖ, Neos und FPÖ nicht vor den Karren spannen lassen wollten. Allein diese Konstruktion verhinderte eine transparente Einbindung des Parlaments, sagt Loacker, der von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) Details zur Tätigkeit des seitens der Regierungsparteien mit ÖVP-Mandatar Andreas Ottenschläger und Elisabeth Götze (für die Grünen) beschickten Cofag-Gremiums begehrt.

Beirat zum Abnicken?

Mit Spannung erwartet wird Auskunft darüber, in wie vielen Fällen dieser Beirat überhaupt ein suspensives Veto eingelegt hat. Die großen Brocken, Garantien über 25 Millionen Euro und Fixkostenzuschüsse über 800.000 Euro, mussten dem Gremium vorgelegt werden. Wie oft die Cofag trotz Ablehnung durch den Beirat die Gelder trotzdem freigegeben hat, ist bis dato ein Staatsgeheimnis. (Luise Ungerboeck, 24.8.2022)