Der jüngste Fördercall sorgte wieder für einen Ansturm: Binnen einer Stunde wurden am Dienstag ab 17 Uhr 36.000 "Tickets" vergeben – mit diesen kann man nun eine Förderung beantragen.

Foto: Getty Images/iStockphoto

"Die Sonne schickt keine Rechnung": Dieser schon lange bestehende Leitgedanke der Photovoltaikszene kommt nun in Zeiten steigender Strompreise bei immer mehr Menschen an. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach Förderungen für die Installation von Photovoltaikanlagen. Am vergangenen Dienstag fand der heuer bereits dritte "Fördercall" der Oemag (Abwicklungsstelle für Ökostrom AG) statt, und auch dabei kam es wie erwartet zu einer deutlichen Überzeichnung. "In den ersten fünf Minuten haben wir 20.000 Tickets vergeben", berichtet Oemag-Vorstand Gerhard Röthlin, der auch froh ist, "dass die Systeme standgehalten haben". Nach einer Stunde waren 36.000 Tickets vergeben. Wer eines hat, kann nun innerhalb einer Woche seinen Antrag vervollständigen.

Kurz zuvor hatte das Klimaschutzministerium noch das Fördervolumen von 15 auf 70 Millionen Euro aufgestockt. Insgesamt sind damit heuer 345 Millionen Euro für PV-Anlagen vorgesehen.

Fachkräftemangel

Schon in den ersten beiden Runden waren 55.000 Anträge genehmigt worden. Somit dürfte es heuer zu einem neuen Rekordwert von 1600 Megawatt-Peak (MWp; Maximalleistung) an installierter PV-Leistung kommen, im Vorjahr waren es 740.

Doch das enorme Interesse hat auch negative Seiten. Da wären zum einen lange Wartezeiten, mit denen die Branche zu kämpfen hat. Es gibt Engpässe sowohl bei wesentlichen Bauteilen wie Solarpaneelen und Wechselrichtern als auch beim nötigen Fachpersonal. Laut Vera Immitzer, Geschäftsführerin von Photovoltaic Austria, könnte die Branche bis 2030 rund 30.000 Fachkräfte aufnehmen — wenn sie sie denn findet.

Lieferprobleme gibt es auch deshalb, weil viele Hersteller in Fernost produzieren oder produzieren lassen. Hier hat die Pandemie aber zu einem Umdenken geführt, sagt Immitzer: "Man hat gesehen, dass es vielleicht doch nicht so klug war, alles auszulagern." Das werde schrittweise rückgängig gemacht. "Alle sehen jetzt, dass die Nachfrage in der EU wieder steigt", sagt Immitzer zum STANDARD.

Sehr lange Lieferzeiten

Doch die langen Wartezeiten bringen es auch mit sich, dass manche schon gewährte Förderung wackelt. Denn gemäß den gesetzlichen Fristen müssen geförderte Anlagen mit einer Leistung von bis zu 100 Kilowatt-Peak (kWp) innerhalb von sechs Monaten, Anlagen darüber innerhalb von zwölf Monaten nach der Förderungszusage installiert sein. Vor der Förderzusage darf mit der Errichtung nicht begonnen werden.

Es kann zwar um eine Nachfrist von drei bzw. zwölf Monaten angesucht werden. Doch beispielsweise wird vom Verbund auf der Website bereits darauf hingewiesen, dass derzeit schon mit Lieferzeiten von mindestens neun Monaten zu rechnen ist. Mancher Versorger nimmt deshalb gar keine Anträge mehr an, es werden von der Politik längere Zeiträume gefordert, um die Anlagen mit Förderung sozusagen abarbeiten zu können.

Gesetzesänderung steht zur Diskussion

Die erwähnten Fristen stehen im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) aus dem Vorjahr, dieses müsste also wieder geändert werden. Dem Vernehmen nach wird das nun auch überlegt.

"Sollte im Einzelfall die Errichtung nicht innerhalb der Frist möglich sein, empfiehlt es sich, den Antrag vorher zurückzuziehen", reagierte das Klimaschutzministerium bereits. "Das hat keinerlei Auswirkungen auf die Förderfähigkeit, man verliert die Förderung nicht und kann problemlos erneut einen Antrag stellen."

Als großes Problem wird immer häufiger aber auch angesehen, dass es rund um die Stichtage der Fördercalls — früher war es nur einer pro Jahr, nun immerhin vier – naturgemäß zu einer extremen Häufung der Anträge kommt. Und auch dass die Fördercalls nach wie vor vom Fördervolumen her limitiert sind, kritisieren viele, zuletzt auch die FPÖ. Gefordert wird ein offener Fördertopf, damit alle, die eine Photovoltaikanlage installieren wollen, auch sicher eine Förderung bekommen.

Marktpreis der Oemag ist attraktiver

Der am Dienstag um 17 Uhr gestartete dritte Fördercall ist übrigens noch bis 4. Oktober offen. Oemag-Vorstand Röthlin erwartet durchaus noch ein paar Tausend Anträge.

Und auch an anderer Front tut sich da bei der Oemag gerade einiges. Betreiber einer PV-Anlage haben häufig Überschuss-Abnahme-Verträge mit Energielieferanten, die über verschiedene Laufzeiten abgeschlossen werden. Die stark gestiegenen Strompreise bringen es aber mit sich, dass der von der E-Control errechnete Marktpreis, den die Oemag zahlt, nun viel attraktiver wurde. Viele versuchen deshalb gerade, aus ihrem Vertrag mit dem Lieferanten herauszukommen, um ihren Strom an die Oemag verkaufen zu können. Das betrifft Anlagen bis zu 500 kWp, "und das wird zunehmend in Anspruch genommen", bestätigt Röthlin. (Martin Putschögl, 25.8.2022)