Äste und Holzteile wurden in den Hofwaldtrail gelegt, Rettungspunkte wurden ausgerissen und achtlos in den Wald geworfen.

Foto: Stadt Innsbruck

Die Saboteure nehmen bewusst schwere Verletzungen der Mountainbiker in Kauf.

Foto: Stadt Innsbruck

Der neue Hofwaldtrail bietet drei Kilometer MTB-Spaß.

Foto: Mathias Prägant - Trailbauers

Innsbruck – Die drei Kilometer lange Mountainbikestrecke Hofwaldtrail in Hötting wurde mittlerweile zum Befahren freigegeben. Doch eine Allianz aus Rechtspopulisten und Katholiken macht weiter Stimmung gegen das Projekt, weil es ihrer Meinung nach Gläubige störe, die auf dem nahe gelegenen Reinhold-Stecher-Besinnungsweg beten und flanieren wollen – "Tretlager" berichtete bereits. Der Trail kreuzt diesen Weg nämlich einmal. Und allein dass er in der Nähe des Besinnungswegs verläuft, sei eine nicht hinnehmbare Störung, heißt es vonseiten des örtlichen Pfarrgemeinderats. Wer die betreffende Gegend kennt, weiß jedoch, dass es sich um eines der beliebtesten Waldgebiete, dementsprechend gutbesucht, im Nordwesten Innsbrucks handelt. Betende Pilger sind hier eher selten anzutreffen.

So fährt es sich auf dem brandneuen Hofwaldtrail in Innsbruck. Da hätte selbst ein Bischof seinen Spaß.
Trailbauers Austria

Politische Unterstützung erhalten die Katholiken dabei von Gerald Depaoli, eine Art Wutbürger-One-Man-Show im Innsbrucker Gemeinderat, und der FPÖ. Sogar eine Bürgerinitiative wurde gegründet, die unter dem Namen "Ja zum Trail, aber nicht so" schon über 1.000 Unterschriften gegen das Projekt im Pfarrbüro gesammelt haben will. Die Stadt als Bauherrin reagierte sogar und ging auf den Protest ein. Der kritisierte Teil der Parallelführung beider Wege wurde nicht gebaut und eigens eine Umfahrungslösung geschaffen.

Äste auf dem Trail, Rettungspunkte ausgerissen

Trotzdem hält der groteske Widerstand gegen die Mountainbikestrecke an und gipfelte nun in gefährlichen Sabotageakten, wie Bürgermeister Georg Willi (Grüne) in einer Aussendung am Mittwoch mitteilte: "Was aber jetzt passiert, ist für mich unverantwortlich. Protestierende haben in den letzten Tagen immer wieder Äste und Holzteile in den Trail hineinplatziert. Sie haben außerdem Rettungspunkte ausgerissen und achtlos in den Wald geworfen." Derartige Fallen stellen eine Straftat dar, wie an dieser Stelle bereits mehrmals erörtert wurde, und haben mit einem Protest oder Widerstand nichts mehr zu tun. Es ist schlichtweg kriminell.

Rettungspunkte sind Schilder, die alle 150 bis 200 Meter entlang von Trails an gut sichtbaren Stellen aufgestellt werden. Neben den Notrufnummern findet sich auf den Schildern eine sechsstellige Positionsnummer. Dadurch sind die Bikerinnen und Biker in der Lage, bei einem Unfall der Leitstelle und den Rettungskräften eine präzise Auskunft über den genauen Standort zu geben, damit die Rettungskette in weiterer Folge optimal ablaufen kann. "Rettungspunkte auszureißen und damit Menschen in akute Gefahr zu bringen überschreitet für mich jede Grenze", ließ Willi wissen.

Sondergemeinderat am Freitag

Am Freitag wird nun ein Sondergemeinderat stattfinden, in dem es allein um die Streckenführung des Hofwaldtrails geht. Seit Wochen versuchen Gegner das in monatelanger, mühevoller Arbeit realisierte Projekt mit allen Mitteln zu verhindern. Und immer mehr Fraktionen im völlig zerstrittenen Innsbrucker Gemeinderat springen dankbar auf den Zug auf und nutzen die Posse, um Stimmung zu machen. Allen voran Depaoli und FPÖ-Vizebürgermeister Markus Lassenberger.

Auch Bürgermeister Willi und sein Vize von der ÖVP, der ressortzuständige Johannes Anzengruber, liegen wegen des Trails mittlerweile im Clinch. Anzengruber hatte das Projekt bewilligt, nach den ersten Protesten aber einen Baustopp verhängt, den Willi wiederum aufheben ließ. Seitdem beschuldigen sich beide gegenseitig, falsch zu handeln.

Positive Erfahrungen mit legalen Trails

Auf der Strecke bleiben – wieder einmal – die Mountainbiker. Seit Jahren bemüht sich der Verein MTB Innsbruck darum, legale Angebote für die tausenden aktiven Radler zu schaffen. Denn aktuell gibt es in der selbsternannten "Bikecity" Innsbruck genau zwei legale Strecken. Dabei zeigte sich, wie Bürgermeister Willi bestätigt, dass die Erfahrungen mit den Trails positiv sind, "weil dadurch das illegale Fahren quer durch den Wald stark abgenommen hat und die Fahrten der Mountainbiker auf die legalen Trails geleitet werden".

Willi appelliert daher an die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein aller: "Die Stadt ist in gutem Austausch mit den Beteiligten und wird alles unternehmen, damit ein gutes Miteinander von wandernden, pilgernden und mountainbikenden Personen gelingt. Aber die Gefährdung von Menschen darf nicht zum Mittel des Protests werden." (Steffen Arora, 24.8.2022)