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Vor einer Woche ist Rapid in eine neue Dimension vorgedrungen. Das 1:1 beim FC Vaduz hat den Fußball beleidigt, speziell die Leistung in der ersten Halbzeit war jenseitig. Zoran Barisic, der Geschäftsführer Sport, der die Dinge prinzipiell auf den Punkt bringt, sagte vor dem Rückspiel: "Eine neue Dimension von absolutem Dreck war das." Andererseits schränkte er ein: "Wir sind mit mehreren blauen Augen davongekommen. Es ist keine Katastrophe passiert, nach einem Unentschieden muss man nicht die Köpfe in den Sand stecken. Wir haben die große Chance, die Gruppenphase der Conference League zu erreichen. Jeder muss und wird darauf gierig sein."

Seit 2009 wäre Rapid im Erfolgsfall zum zehnten Mal in einer europäischen Gruppenphase, zum ersten Mal in der drittklassigen Conference League. Aber Europa ist trotzdem Europa. Das Startgeld beträgt knapp drei Millionen Euro, für einen Sieg gibt es 500.000. Das ist mehr als ein Zubrot, speziell für die Spieler, deren Verträge sind auch leistungsbezogen, die internationale Teilnahme würde Konten füllen. Noch einmal Barisic: "Wir müssen die letzten zwei, drei Prozent rausholen, dann wird es klappen."

Das Boot

Im Vorverkauf wurde für das Rückspiel am Donnerstag (21 Uhr, ORF 1) immerhin 12.000 Karten abgesetzt, Trainer Ferdinand Feldhofer will "die Fans von der ersten Minute an ins Boot holen". Das Schiff hat jedenfalls gewankt, da das Meisterschaftsmatch gegen Hartberg verschoben wurde, hatte man ausreichend Zeit, den verheerenden Auftritt aufzuarbeiten. Feldhofer: "Es hat aber keiner Watschen kassiert. Wir haben das sachlich, detailliert gemacht." Ob sich die Verursacher die komplette Partie dreimal ansehen mussten, hat Feldhofer nicht verraten. Vermutlich nein, der Steirer lehnt Folter ab. Jedenfalls möchte er eine derart desolate Leistung nie wieder sehen. "Und ich bin überzeugt, dass es der Fall ist." Nicht nur bei Rapid, auch bei möglichen anderen Vereinen, Feldhofer ist ja erst 42 Jahre alt. Tormann Niklas Hedl ist nicht davon ausgegangen, in Liechtenstein so intensiv beschäftigt zu werden. "Allerdings rechne ich immer mit allem. Wir müssen nun ein anderes Gesicht zeigen."

Feldhofer versicherte, dass intensiv und fokussiert trainiert wurde, die Energie sei bestens gewesen. Er kann aus dem Vollen schöpfen, irgendwann sollte die völlig umgebaute Mannschaft eingespielt und die Rotation Geschichte sein. "Ich habe immer gesagt, das dauert den ganzen Sommer. Es ist Sommer."

Der Beschluss

Der FC Vaduz ist der Vorletzte der zweiten Schweizer Liga, er kann völlig entspannt kicken. Genau darin liegt die Gefahr. Feldhofer möchte ihr so ausweichen: "Für sie ist es das Spiel des Lebens. Wir müssen mit der Einstellung reingehen, dass es auch für uns das Spiel des Lebens ist. Egal ob Regionalligist, Zweitligist oder Champions-League-Sieger, wir schauen auf uns."

Da Fußball nicht nur Gegenwart, sondern auch Zukunft ist, tut sich etwas in Hütteldorf. Ab Sonntag, ab dem Heimspiel gegen Sturm Graz, trägt der jüngste Spieler ein spezielles Trikot. Michael Tojner sponsert den Nachwuchs ja schon länger, er ist Mehrheitseigentümer der Firma Varta. Also trägt ein Rookie ein Dress mit dem Logo – Varta, nicht Tojner. Der Jungspund muss aus dem eigenen Nachwuchs stammen. Nikolas Sattlberger, Leopold Querfeld, Yusuf Demir, Moritz Oswald, Bernhard Zimmermann und Hedl sind die Kandidaten.

Zudem wurde beschlossen, dass ein eigenes Frauenteam aufgebaut wird. Als Traditionsverein lehnt man Kooperation ab, will niemanden, etwa Neulengbach, übernehmen. Frau Rapid fängt also klein an. Sollten die Männer an Vaduz scheiten, wären sie ziemlich winzig. (Christian Hackl, 24.8.2022)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen

Fußball-Conference-League, Play-off, Rückspiel:

SK Rapid Wien – FC Vaduz (Wien, Allianz Stadion, 21.00 Uhr/live ORF 1, SR Obrenovic/SLO). Hinspiel: 1:1 – Der Aufsteiger steht in der Gruppenphase der Conference League.

Rapid: Hedl – Schick, Sollbauer, K. Wimmer, Auer – Pejic, Greil – Bajic, Kühn, Grüll – Burgstaller

Es fehlt: keiner

Vaduz: Büchel – Gasser, Isik, Traber – Ulrich, Fosso, Gajic, Fehr – Hasler – Sasere, Sutter