Immer wieder äußerten NGOs Bedenken an der baulichen Substanz des Atomkraftwerks im

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Bratislava – Die Leiterin der slowakischen Atomaufsichtsbehörde (UJD), Marta Ziakova, hat am Donnerstag die Betriebserlaubnis für den fertiggestellten dritten Block des Kernkraftwerks Mochovce in der Westslowakei bestätigt. Das teilte UJD der tschechischen Nachrichtenagentur CTK mit. Ziakova wies die Berufung der österreichischen Umweltorganisation Global 2000 gegen die im Mai 2021 gefällte Entscheidung zurück. Ihre Entscheidung ist damit endgültig, hieß es. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler kritisierte den Bescheid.

"Wir haben immer wieder vor einer Inbetriebnahme gewarnt. Diese Entscheidung ist absolut nicht nachvollziehbar", betonte die Grüne Ministerin in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Gewessler will mit dem zuständigen slowakischen Minister Kontakt aufnehmen. "Atomkraft ist eine gefährliche und veraltete Technologie, die mit großen Risiken verbunden ist. Gerade angesichts des Krieges in der Ukraine wird das Sicherheitsrisiko noch einmal deutlicher." Grobe Baumängel in Mochovce hätten immer wieder für Schlagzeilen und Verunsicherung gesorgt, betonte sie.

Die Umwelt-NGO Global 2000 kritisierte die Entscheidung und verwies darauf, dass Mochovce bereits seit 37 Jahren in Bau ist. "Mit dieser Betriebserlaubnis könnte der Reaktor in wenigen Wochen in Betrieb gehen – falls dies technisch überhaupt möglich ist." Die Umweltschutzorganisation prangert seit längerem technische Probleme in sicherheitskritischen Bereichen und Missmanagement beim überschuldeten Betreiber Slovenské elektrárne an. Zuletzt zeigte sie sich nach dem Fund minderwertiger Rohrleitungen besorgt. Global 2000 hatte die slowakische Atomaufsicht im Februar 2022 wegen bewusst unterlassener Kontrollen bei der slowakischen Kriminalpolizei angezeigt.

Reaktorblock soll mehr als zehn Prozent des slowakischen Stroms produzieren

Der neue 471-Megawatt-Block soll, wenn er vollständig in Betrieb ist, mehr als zehn Prozent des slowakischen Stromverbrauchs decken. Dies ist voraussichtlich im kommenden Jahr der Fall. Das Land will bei der Stromerzeugung autark werden.

Im etwa 200 Kilometer von Wien entfernten Mochovce sind seit Ende der 1990er Jahre zwei Reaktorblöcke in Betrieb. Die Fertigstellung der gesamten Anlage hat sich gegenüber den ursprünglichen Plänen erheblich verzögert, und das Projektbudget ist von ursprünglich 2,78 Milliarden Euro schrittweise auf mehr als das Doppelte gestiegen. Der vierte Block der Anlage ist noch nicht fertig gestellt.

Die österreichische Regierung macht sich gegen die Inbetriebnahme der neuen Reaktorblöcke stark. Gemäß Regierungsprogramm vom Jänner 2020 will die türkis-grüne Bundesregierung dem Neu- und Ausbau von Kernkraftwerken in den Nachbarländern mit allen zur Verfügung stehenden politischen und rechtlichen Mitteln entgegenwirken. Insbesondere die Inbetriebnahme der slowakischen Reaktoren Mochovce 3 und 4 soll verhindert werden. (APA, red, 25.8.2022)