Die große Umstellung kommt.

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So manch Beobachter hatte zuletzt schon Zweifel daran geäußert, dass es je dazu kommen werde, nun wird es aber tatsächlich ernst. Ab dem 6. September beginnt die Umstellung der Ethereum-Blockchain auf das Proof-of-Stake-Verfahren, kündigt die Ethereum Foundation in einem Blogeintrag an.

Sparsamer

Dieser Schritt soll im Vergleich zum bisher verwendeten Proof-of-Work-Verfahren vor allem eines bringen: eine massive Reduktion des Stromverbrauchs. Die Ethereum Foundation geht in den eigenen Kalkulationen davon aus, dass der neue Ansatz zur Validierung von Transaktionen um rund 99,95 Prozent weniger Energie benötigen wird. Der massive Stromverbrauch vieler Blockchains ist einer der zentralen Kritikpunkte an Kryptowährungen. Genau dieser Kritik will man mit dem Wechsel nun den Wind aus den Segeln nehmen.

Stark vereinfacht gesprochen funktioniert "Proof of Work", indem die Teilnehmer am Netz komplizierte kryptografische Aufgaben ausführen, über die Transaktionen validiert werden – das sogenannte "Mining". Der Nachteil dieses Ansatzes ist aber eben, dass er mit einem sehr hohen Energieverbrauch verbunden ist.

Neuer Ansatz

"Proof of Stake" funktioniert hingegen grundlegend anders. Hier werden kleine Anteile an der Währung in der eigenen "Wallet" – also dem Konto – vorbehalten, und beim Validierungsvorgang entsperrt. Dies nennt sich dann "Staking". Dabei trägt jeder Nutzer mit seinem Anteil an der Kryptowährung zur Sicherheit des Netzwerkes bei, als Belohnung gibt es dann einen Anteil der Transaktionsgebühren – also eine Art Zinsen.

Kritik

Die Umstellung ist in der Welt von Ethereum trotzdem nicht unumstritten. Kritiker bemängeln etwa, dass die Art, wie das neue Verfahren aufgebaut ist, große – und somit besonders reichen – Investoren bevorzugt, da sie erheblich mehr Blöcke validieren können. Zudem ist generell eine gewisse Mindestzahl an Coins notwendig, um überhaupt die Rolle des Validators für Transaktionen übernehmen zu dürfen.

Insofern gilt auch abzuwarten, ob alle mitspielen, immerhin handelt es sich bei Ethereum um ein verteiltes System. Schon jetzt gibt es Ableger und Klone von alten Ethereum-Versionen, die das Proof-of-Work-System am Leben erhalten sollen. Die entscheidende Frage wird jetzt sein, wie relevant diese Gruppe bleibt.

Zustimmung

Trotzdem stehen die Chancen recht gut, dass die Umstellung erfolgreich ist. Das liegt nicht zuletzt am aktuellen politischen Klima. Immerhin dürfte es vielen lieber sein, die mit der Änderung einhergehende Komplexität zu akzeptieren, als ein zuletzt immer wieder in Diskussion stehendes Verbot angesichts des hohen Energieverbrauchs zu riskieren.

Verschmelzung

Genau genommen handelt es sich bei dem aktuellen Schritt übrigens gar nicht um eine Umstellung, sondern um eine Verschmelzung. So gibt es im Ethereum-Netz schon seit Ende 2020 die sogenannte Beacon Chain, die ein Proof-of-Stake-Verfahren verwendet. Diese soll nun mit dem Hauptnetz nach und nach kombiniert werden.

Ablauf

Der Protokollwechsel soll dabei in zwei Stufen erfolgen. Am 6. September um 13.30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit soll das "Bellatrix" genannte Update auf der Beacon Chain eingespielt werden. Einige Tage später soll im Rahmen des "Paris"-Updates auch die bisherige Proof-of-Work-Netzwerkschicht umgestellt werden. Einen genauen Termin für dieses Unternehmen gibt es nicht, weil die Entscheidung von der fürs Schürfen eingesetzten Leistung abhängt. Die Foundation geht aber davon aus, dass es irgendwann zwischen dem 10. und dem 20. September so weit sein könnte.

Der avisierte Ablauf.
Grafik: Ethereum Foundation

Für Ether-Besitzer heißt es einfach nur abwarten, sie müssen also selbst nichts tun. Allerdings raten die Entwickler dazu, in dieser Phase besonders vorsichtig zu sein, da mit einer größeren Anzahl an Betrugsversuchen zu rechnen sei. Betrüger könnten versuchen, die bei manchen durch die Umstellung entstehende Unsicherheit für sich zu nutzen.

Nicht alles ändert sich

Auch wenn das Proof-of-Stake-Verfahren deutlich weniger Energie verbraucht, zwei Dinge sollen sich durch den Merge nicht ändern. Sowohl die Transaktionsgebühren als auch die dafür benötigte Zeit bleiben vorerst gleich. (red, 26.8.2022)