Die Geschichte der motorisierten Scooter reicht weiter zurück als die der Verkehrsampel. Bereits 1916 wurde das erste Patent dafür eingereicht. Und schon damals waren damit Menschen auf den Gehsteigen unterwegs. Damals wurden die "Autoped" genannten Roller noch mit einem Verbrennungsmotor betrieben. Der umweltfreundlichere Antrieb der E-Scooter heute scheint jedoch die einzige Lösung für Probleme zu sein, die seither bestehen.

Die E-Scooter laufen den Hundstrümmerln als eines der größten Ärgernisse in Städten den Rang ab.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Die Roller verschwanden zwar wieder und starteten in der modernen Form erst vor rund vier Jahren groß durch. Aber auch seit damals wäre Zeit zum Handeln gewesen. Passiert ist nicht viel. Inzwischen laufen E-Scooter den Hundstrümmerln als eines der größten Ärgernisse in Städten den Rang ab. Schlimmer noch: Sie kosten die Allgemeinheit Geld.

Dabei geht es etwa um die Gesundheitskosten. Mehr als 2800 Scooterfahrerinnen und Scooterfahrer mussten 2021 nach Unfällen im Krankenhaus behandelt werden. Das seien mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor, gibt das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) aktuell an. Von der Politik kommt noch keine handfeste Idee, wie sich die Situation bessern könnte.

Sonderbare Blüten

Ganz im Gegenteil. Die Weigerung, sich des Themas anzunehmen, treibt inzwischen sonderbare Blüten. In Wien gibt es erste Gangs, die sich mit ihrer Abenteuerlust am Scooter brüsten. So werden angeblich Bierbänke verkehrt auf den Scooter gelegt, um dann mehrere Personen gleichzeitig spazieren führen zu können. Wie sinnvoll so ein überbreiter Schwertransport auf einem Radweg oder der Straße ist, braucht an dieser Stelle nicht diskutiert zu werden.

Man muss sich auch nicht wundern, dass immer mehr Roller getunt werden und mit bis zu 100 km/h durch die Stadt fetzen. Fahrzeuge sind auffrisiert worden, seit es sie gibt. Logisch also, dass das heute bei den E-Scootern auch passiert. Noch dazu ist es bei diesen dank der Elektronik noch leichter, und ein Tuning ist auf den ersten Blick nicht sichtbar.

Die größte Absurdität ist allerdings, dass diese Gefährte zwar illegal, aber dennoch auf Gehsteigen unterwegs sind. Erste Anbieter von Leih-Scootern versuchen, dem Treiben via GPS-System einen Riegel vorzuschieben, indem sie die Leistung des Scooters drosseln, wenn erkannt wird, dass er auf einem Gehsteig oder in einer Fußgängerzone unterwegs ist. Das gehört flächendeckend und verpflichtend eingeführt und kontrolliert.

Dann gleich ganz fort mit ihnen

Der nächste Schritt müsste sein, die E-Scooter vollends von Gehwegen zu verbannen, dass man sie dort somit auch nicht mehr abstellen darf. In Wien gilt, dass man den Scooter nur auf Gehwegen abstellen darf, die 2,5 respektive vier Meter breit sind. Doch kaum jemand hält sich daran. Dann gleich ganz fort mit ihnen.

Läge ein Scooter mitten auf der Straße, würde man ihn sofort entfernen. Jedes Auto braucht freie Fahrt. Aber die umweltfreundlichsten und schwächsten Verkehrsteilnehmer, Fußgängerinnen und Fußgänger, sollen auf dem engen Raum, der ihnen gegönnt wird, um Hürden herumlaufen oder darüber stolpern.

Auf der Straße abgestellt, etwa auf Parkplätzen vor Kreuzungen, wären Scooter sogar sinnvoll, weil sie die Sicht weniger versperren als ein geparkter Pkw. Nur solange uns das Auto heilig ist, wir in Straßen und Parkplätze statt flächendeckende Radwege und breite Gehsteige investieren, werden wir die Probleme mit den E-Scootern nicht lösen. (Guido Gluschitsch, 25.8.2022)