Während die Gaspreise in Europa neue Höchstwerte testen, verdient Russland prächtig.

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Die Gasrechnung, die Österreich heuer mit Russland zu begleichen hat, wird, wie es aussieht, einen Rekordwert erreichen; gleichzeitig ziehen die Preise für Erdgas im europäischen Großhandel immer mehr an.

So sorgt die bevorstehende neuerliche Unterbrechung russischer Gaslieferungen nach Europa für zusätzliche Nervosität. Am Donnerstag sprang die Notierung an der niederländischen Energiebörse TTF über die Marke von 300 Euro je Megawattstunde (MWh). Am Morgen stieg der Preis um gut sechs Prozent auf knapp 316 Euro je MWh.

Noch teurer war Gas nur in der Zeit unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, als die Notierungen für die MWh Gas kurzfristig auf 345 Euro sprangen. Mitte August vergangenen Jahres lag der Preis für die MWh noch bei 21 Euro.

Wartung von Nord Stream 1

Am Markt wurde der jüngste Höhenflug beim Gaspreis mit Wartungsarbeiten an der letzten verbliebenen Turbine bei der Ostseepipeline erklärt. Russland hat vorigen Freitag angekündigt, Gaslieferungen über Nord Stream 1 ab kommenden Mittwoch, 31. August, für drei Tage zu unterbrechen. Das nährt Befürchtungen, der ohnehin stark gedrosselte Gasfluss aus Russland könnte komplett stoppen, sollte die Lieferung nach der Pause nicht wieder aufgenommen werden.

Die seit Monaten außerordentlich hohen Gaspreise lassen absehbar auch den Betrag in die Höhe schnellen, den Österreich an Russland für den Bezug des Energieträgers zahlen muss. In den ersten fünf Monaten des heurigen Jahres wurde nach Angaben von Lukas Sustala, Direktor des Neos Lab, für russische Gasimporte mit 3,4 Milliarden Euro bereits annähernd so viel bezahlt wie im Gesamtjahr 2021 (3,6 Milliarden Euro). In den Jahren davor zahlte Österreich durchwegs zwischen 1,3 Milliarden Euro (2007) und 2,8 Milliarden Euro (2012) Euro pro Jahr an Russland.

Putins Kriegsgewinne abschöpfen

Eine Prognose auf Basis der aktuellen Notierungen von Gas auf den Futures-Märkten lasse befürchten, dass die Kosten auf über zehn Milliarden Euro ansteigen werden. Die Rekordeinnahmen stabilisierten die russische Kriegswirtschaft. Lukas Sustala: "Wir müssen endlich in einer EU-weiten Kraftanstrengung die größte Lücke im Sanktionsregime schließen und mit hohen Zöllen auf Gas- und Ölimporte aus Russland Putins Kriegsgewinne abschöpfen." Jede Terawattstunde Einsparung würde aktuell fast 300 Millionen Euro bringen. (Günther Strobl, 25.8.2022)