Die TU Graz beteiligt sich an einem EU-Projekt zur Schaffung einer europäischen Websuche.

Foto: Lunghammer, TU Graz

Die Europäische Union will einen offenen und fairen Suchmaschinenmarkt möglich machen und will mit Openwebsearch.eu dazu beitragen, die Suche im Internet von den großen Gatekeepern zu befreien. Mit dabei sind Forschende der TU Graz vom Institute of Interactive Systems and Data Science.

Die Suche nach Informationen im Netz wird von wenigen großen Firmen wie Google und in kleinerem Ausmaß Microsoft, Baidu oder Yandex dominiert. Das Ziel des mit 8,5 Millionen Euro dotierten Projekts ist ein offener Zugang zu Informationen. Deshalb werden die Forscherinnen und Forscher in den nächsten drei Jahren den Kern des europäischen Open Web Index (OWI) als Grundlage für die neue Internetsuche in Europa entwickeln.

Netzsuche nach europäischen Normen

"Ein freier, offener und unvoreingenommener Zugang zu Informationen – diese Grundprinzipien der Websuche sind verlorengegangen, und wir müssen sie dringend wiederherstellen. Deshalb werden wir eine offene europäische Infrastruktur für die Websuche schaffen, die auf europäischen Werten und Regeln basiert", sagt Projektkoordinator Michael Granitzer von der Universität Passau und der Open Search Foundation.

Darüber hinaus wird das Projekt die Grundlage für eine offene und erweiterbare europäische Such- und Analyse-Infrastruktur für das Internet (OWSAI, Open Web Search and Analysis Infrastructure) schaffen, die auf europäischen Werten, Grundsätzen, Rechtsvorschriften und Normen beruht.

Nutzer sollen die Kontrolle über Algorithmen haben

Christian Gütl vom Cognitive and Digital Science (CoDiS) Lab am Institute of Interactive Systems and Data Science der TU Graz führt in einer Aussendung weiter aus: "Die Websuche in Europa ist derzeit stark von Google abhängig. Als Privatunternehmen könnte Google jederzeit Suchergebnisse nach seinen Vorstellungen gestalten, das tut es auch schon. Das könnte aber noch viel massiver werden. Wenn Websites aus politischen oder monetären Gründen aus dem Suchindex von Google fallen, dann sind sie im Grunde nicht mehr auffindbar."

Das TU-Graz-Team wird vor allem an der Frage arbeiten, wie man Nutzenden die Kontrolle über das Suchverhalten, also den Algorithmus, selbst gibt. Dadurch könnte man zum Beispiel speziell nach wissenschaftlichen Dokumenten oder nach Dokumenten mit Argumenten suchen, Suchbegriffe einbeziehen, die vorher schon verwendet wurden, oder Dokumente des Intranets in die Suche integrieren. Die Suchenden können so mitbestimmen, wie und wo die Suche stattfindet.

Insgesamt arbeiten 14 europäische Forschungseinrichtungen an Openwebsearch.eu. Das Projekt läuft im September 2022 an, für einen Zeitraum von zunächst drei Jahren. Die EU stellt 8,5 Millionen Euro aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon zur Verfügung. (red, 26.8.2022)