Die Gelsen, die sich vor den Fledermäusen ins Haus retten konnten, fielen den Spinnen zum Opfer.

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Der Bertl kommt jetzt auch nimmer. Wir haben sowieso nur selten Gäste. Und das ist auch ganz in unserem Sinne. Jetzt ist es halt noch einer weniger.

Der Bertl ist an sich das, was man einen Draufgänger nennen könnte. Er köpfelt in den Neusiedler See. Er benutzte vermutlich noch nie einen Topflappen. Isst Chilischoten wie andere Schokolade. Aber als er unlängst bei uns ein Spinnennetz gesehen hat, da war seine ganze Lockerheit in der Sekunde dahin.

Ich wollte ihm noch stattlichere Netze zeigen. Drüben im Wohnzimmer etwa. Oder die große, wunderschöne, gelb-schwarze Spinne, die sich im Ginkgo eingerichtet hat. Bis die Fledermäuse auftauchten und über die Terrasse flatterten, war der Bertl schon wieder daheim. Und angewidert.

Gerngesehene Gäste

Der Bertl hat es nicht so mit Spinnen und Fledermäusen. Wir schon. Spinnennetze werden erst weggeputzt, wenn sie verlassen sind. Das schaut jetzt zwar aus, als würden wir uns nicht um unser Haus kümmern, aber es ist nicht die uns angeborene Faulheit, deretwegen wir die Spinnen als unsere Gäste mögen. Es ist der gleiche Grund, warum wir auch die Fledermäuse lieben.

Heuer habe ich eine Gelse gesehen. Gesehen. Einmal. Am Vormittag. Im Bad. Gehört habe ich sie nie. Auch nicht abends im Bett. Keine Gelse hat uns je den Schlaf geraubt. Sie dienten wohl alle erst den Fledermäusen als Mahl, und die, die sich ins Haus retten konnten, fielen den Spinnen zum Opfer.

Dabei hätten wir wirklich viele Gelsen haben müssen, wie ein Blick in eine der Regentonnen bewiesen hätte, bevor sie in den vergangenen zwei Wochen trockengefallen sind. Und Mücken in der Küche sind auch nie länger als zwei Tage ein Problem. Dass mir der Bertl jetzt nicht mehr alle paar Tag seine dreckigen Witze erzählt, das ist nur das Bonusmaterial. (Guido Gluschitsch, 26.8.2022)